Frauen können’s besser
Firmen mit Frauen an der Spitze gehen weniger oft pleite. Auch die Mehrheit der Gründerinnen ist weiblich, vor allem im Gesundheitsund Sozialbereich.
Frauen führen Unternehmen weniger oft in die Insolvenz als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung der Wirtschaftsauskunftei CRIF, der zufolge rund 72 Prozent der von einer Insolvenz betroffenen österreichischen Unternehmen von einem oder mehreren Männern geleitet werden im Vergleich zu 21 Prozent, bei denen eine oder mehrere Frauen die Geschäftsführung verantworten.
„Die Frage, ob Frauen die besseren Führungskräfte sind, lässt sich sicherlich nicht mit einer pauschalen Aussage beantworten, allerdings zeigen unsere Ergebnisse, dass Unternehmen mit einer oder mehreren Frauen an der Spitze offensichtlich besser und nachhaltiger wirtschaften als ihre männlich geführten Pendants“, erläutert Boris Recsey, Geschäftsführer von CRIF Österreich: „Firmen mit einer weiblichen Geschäftsleitung bleiben in der Regel auch länger im Markt, weil Frauen konsequent reinvestieren und weniger Risiko eingehen.“
Darüber hinaus wagen auch immer mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit und haben hinsichtlich Neugründungen ihre männliche Konkurrenz bereits abgehängt: Insgesamt fielen im Jahr 2016 77 Prozent (oder rund 49.000) der Gründungen auf Einzelunternehmen. 56 Prozent davon wurden von Frauen gegründet. Im Bundesländervergleich sind die Burgenländerinnen am gründungsfreudigsten. Rund 69 Prozent der Einzelunternehmen wurden hier von Frauen gegründet. Im Ranking folgen die Steirerinnen mit rund 63 Prozent Neugründungen sowie die Niederösterreicherinnen mit rund 61 Prozent. Mit Ausnahme von Wien und Tirol machen sich in allen Bundesländern mehr Frauen als Männer selbstständig.
Darüber hinaus zeigt sich, dass in den östlichen Bundesländern mehr Frauen in Führungspositionen sitzen, nämlich bei 38 Prozent der Unternehmen in Wien, bei 36 Prozent der Unternehmen in Niederösterreich sowie bei 36 Prozent der Unternehmen im Burgenland. In Tirol wiederum finden sich die wenigsten Frauen in den Chefetagen (28 Prozent).
„Obwohl Frauen so gut ausgebildet sind wie nie zuvor, sind sie in den Chefetagen immer noch unterrepräsentiert. Frauen bekommen nicht nur in Österreich, sondern auch in den anderen europäischen Ländern weniger Gehalt bei gleicher Leistung, haben schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten und stoßen irgendwann an eine gläserne Decke“, kritisiert Recsey: „Zwar wird das Thema von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft immer ernster genommen, aber die bisher gesetzten Maßnahmen reichen noch nicht aus.“
Die CRIF-Erhebung zeigt außerdem, dass Frauen eher in traditionell stark weiblich besetzten Branchen an der Spitze stehen: In sieben von neun Bundesländern führen Frauen am häufigsten ein Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. „Dem Gesundheits- und Sozialwesen kommt aufgrund des demografischen Wandels eine immer wichtigere Bedeutung zu, die Jobs in diesem Bereich werden zum größten Teil von Frauen ausgeführt. Daher ist es in gewisser Weise naheliegend, dass sich Frauen hier selbstständig machen und ein eigenes Unternehmen leiten“, sagt Recsey.