Die dunkle Seele der Stadt
Sigi Kamml produziert die Serie „Dogs of Berlin“für den Streamingdienst Netflix. Die zehn Folgen sind weltweit verfügbar. Der Pinzgauer erzählt, was die Serie vom „Tatort“unterscheidet.
Ein deutsch-türkischer Fußballnationalspieler ist tot. Ermordet am Vortag eines internationalen Spitzenspiels. Wer sind die Täter? Neonazis, Fußballfans, Berliner Mafia oder der türkische Familienclan des Stars?
Vor Kurzem starteten die Dreharbeiten zur Serie „Dogs of Berlin“. Die zehn Folgen produziert Sigi Kamml: Der 50-jährige Unkener und sein Partner Christian Alvart arbeiten dafür mit Netflix zusammen. Der US-amerikanische Dienst bietet Videos auf Abruf an. Er ist neben Amazon Prime der größte Streamingdienst der Welt, 110 Millionen Menschen nutzen das Angebot. Ab 2018 können sie auch „Dogs of Berlin“sehen.
Wie kam es dazu, dass ein Pinzgauer eine Serie für einen Streamingdienst produziert?
Kamml lebt mittlerweile in Berlin. Gemeinsam mit seinem Partner Alvart hat er die Produktionsfirma Syrreal Entertainment gegründet. Alvart hat zwei Hollywood-Filme gedreht, „Antikörper“und „Fall 39“. „Netflix wurde deshalb auf uns aufmerksam. Und wir haben ihnen ,Dogs of Berlin‘ präsentiert.“Die Idee zur Serie stammt von Alvart.
Doch auch Kamml ist kein Unbekannter: Er drehte den „Tatort“mit Til Schweiger und Helene Fischer. „Das ist die Königsdisziplin im deutschen Fernsehen“, sagt der 50-Jährige. Die Arbeit an „Dogs of Berlin“sei damit aber nicht vergleichbar. Denn jede Folge ist nicht abgeschlossen, son- dert baut auf der vorhergehenden auf. Der Fall um den Mord des Fußballspielers erstreckt sich über zehn Episoden. „Wir können tief eindringen in die Seele der Stadt: Der Fall entblättert sich, verschiedenste Gruppierungen geraten in Verdacht.“Die beiden Kommissare könnten zeigen, dass sie keine Gutmenschen sind. Sie haben selbst Leichen im Keller. „Wir erzählen von ihren Nöten, ihrem Streben nach Glück – und von ihrem Stolpern.“
Für die Serie entwickelt Kamml eine eigene Bildsprache. Er verwendet etwa eine Kamera, die eine sehr hohe Auflösung hat. Dadurch wirke das Bild beinahe dreidimensional. Ist es da nicht schade, dass die Fans die Serie nur am TV oder Laptop sehen – und nicht im Kino? „Nein. Ein Kinofilm dauert zwei Stunden, unsere Serie mehr als acht.“
Kamml zog in den 90er-Jahren von Unken nach Los Angeles, um Film zu studieren. Jetzt dreht er internationale Serien. Eine großartige Karriere, oder? „Ich bin sehr demütig. Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“