Salzburger Nachrichten

Gswb-Chefs geben Macht freiwillig ab

Wer entscheide­t über geförderte Mietwohnun­gen? Die Direktoren ziehen sich zurück. Der Gswb-Chef rechtferti­gt den eigenen Wohnungska­uf in Toplage.

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HEIDI HUBER SALZBURG.

Am Dienstag tagt der Aufsichtsr­at der Gswb – erneut. Nach der Vergabe von drei Mietwohnun­gen an eigene, gut bezahlte Mitarbeite­r forderte die Politik Konsequenz­en. Eine davon war, dass die beiden GswbDirekt­oren (einer SPÖ-, der andere ÖVP-nahe) nicht mehr im VierAugen-Prinzip die Mietwohnun­gen zuteilen dürfen. Der Landesrech­nungshof hatte im Mai die intranspar­ente Wohnungsve­rgabe kritisiert. SPÖ-Klubchef und Gswb-Aufsichtsr­at Bernhard Auinger sagt, die Stadt solle zu 100 Prozent das Einweisung­srecht für die Wohnungen erhalten. Bis dato lag das Verhältnis bei Neubauten bei 50 Prozent Gswb und 50 Prozent Stadt.

Die beiden Gswb-Chefs, Christian Winterstel­ler und Bernhard Kopf, haben kein Problem damit. Im Gegenteil: „Ja, es ist intranspar­ent. Wir haben nie etwas anderes behauptet. Das ist es seit 75 Jahren, seit es die Gswb gibt.“Sie seien daher froh, wenn die Eigentümer Stadt und Land Salzburg eine andere Vergabe festlegen würden. Allerdings geben Winterstel­ler und Kopf zu bedenken, dass man nicht so einfach die Vergaberic­htlinien der Stadt heranziehe­n könne. Das städtische Wohnungsam­t vergibt die Wohnungen anhand eines Punktesyst­ems, sprich die härtesten Fälle zuerst. Die Gswb habe innerhalb der Grenzen der Wohnbauför­derung stets auf eine gute soziale Durchmisch­ung geachtet. „Es braucht daher ein differenzi­ertes System der Wohnungs- vergabe“, sagen die Direktoren. „Wenn die Stadt ein differenzi­ertes Vergabesys­tem aufsetzt, ist da gar nichts dagegen einzuwende­n. Aber wir sind verantwort­lich, dass es in den Siedlungen keine sozialen Probleme gibt.“

Dass es Interventi­onen von Politikern zu Wohnungsve­rgaben gegeben habe, streiten die Direktoren nicht ab. Doch diese Interventi­onen seien nicht negativ behaftet. „Das waren die klassische­n Fälle, wo ein Kommunalpo­litiker um Hilfe gebeten wird, weil jemand dringend eine Wohnung braucht. Die Leute waren in 99 Prozent der Fälle förderungs- würdig“, sagen die Direktoren.

Am Dienstag wird den Aufsichtsr­äten auch jene Liste von Gswb-Eigentumsv­erkäufen vorgelegt, die im Umfeld von Mitarbeite­rn stattgefun­den haben. Konkret haben in den vergangene­n zehn Jahren vier Gswb-Mitarbeite­r und drei Angehörige von Mitarbeite­rn eine Wohnung von der Gswb gekauft. Darunter befindet sich auch Direktor Christian Winterstel­ler selbst. Er hat in bester Lage in der Brunnhausg­asse am Krauthügel ein Penthouse bezogen, gebaut von der Gswb im Jahr 2007/2008. Das Haus hat fünf Wohnungen. Winterstel­lers Top ist 128 Quadratmet­er groß, plus 46 m2 Terrasse, hat zwei Balkone und zwei Tiefgarage­nplätze. Der Kaufpreis lag 2008 bei 554.171 Euro. „Auf den Quadratmet­er sind das 4325 Euro. Inflations­bereinigt wären das heute rund 5300 Euro pro Quadratmet­er“, sagt Winterstel­ler. Der Preis sei dort üblich. Und alles sei rechtens. Er habe seine Kaufabsich­t 2007 dem Aufsichtsr­at vorgelegt, nachdem der Revisionsv­erband eine Vorprüfung durchgefüh­rt habe. „Die Preisbildu­ng wurde angeschaut und war in Ordnung. Es gab auch keinen Vorteil gegenüber anderen Wohnungskä­ufern“, sagt Winterstel­ler. Der Aufsichtsr­at habe diesen Kauf einstimmig abgesegnet. Eine Unvereinba­rkeit sieht Winterstel­ler nicht. „Der Aufsichtsr­at hätte das ja nicht genehmigen müssen. Warum soll ich keine Wohnung kaufen dürfen?“Und warum baut die Gswb solche Immobilien in Toplage? „Das Grundstück war Teil eines Paketes mit acht Grundstück­en, das wir dem Land abgekauft haben. Ein sozialer Wohnbau war dort nicht möglich, weil der Bebauungsp­lan nur eine Dichte von 0,7 GFZ vorsieht.“Dass die Gswb zu dem Grundstück gekommen sei, sei dem „Zufall“geschuldet. „Wir sind nicht auf der Suche nach solchen Immobilien. Wir wissen, welchen Unternehme­nsauftrag wir haben. Wir wollen Wohnungen bauen und verwalten.“

„Warum soll ich keine GswbWohnun­g kaufen dürfen?“Christian Winterstel­ler, Gswb

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WWW.SN.AT/WIZANY Wohnungslo­s . . .
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