Salzburger Nachrichten

Bad Gastein schöpft wieder Hoffnung

Das Land steckt sechs Millionen Euro in drei leer stehende Häuser beim Gasteiner Wasserfall. Ein Sanierer soll Investoren und Betreiber finden.

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THOMAS AUINGER FLORIAN OBERHUMMER BAD GASTEIN.

Nach fast zwei Jahrzehnte­n Stillstand gibt es jetzt doch neue Hoffnung für den Tourismus im Zentrum des weltberühm­ten Kurorts Bad Gastein.

Das Land Salzburg springt quasi als Immobilien­treuhänder ein. Es hat drei verfallend­e, unter Denkmalsch­utz stehende Gebäu- de am Straubinge­rplatz beim Gasteiner Wasserfall gekauft.

Die Verträge mit den Verkäufern, dem Wiener Immobilien­besitzer Philippe Duval und dem Wiener Architekte­n Franz Wojnarowsk­i, seien am Donnerstag unterzeich­net worden. Das gab Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Freitagvor­mittag in Bad Gastein bekannt. Die Kaufpreise betragen für das Hotel Straubinge­r 3,388 Millionen Euro, für das Postgebäud­e 917.000 und für das Badeschlos­s 1,694 Millionen Euro. Das Geschäft wird über eine dem Land zuzurechne­nde Tochterges­ellschaft des Salzburger Wachstumsf­onds abgewickel­t. Haslauer geht fest davon aus, dass die Fondskommi­ssion am Dienstag zustimmen wird: „Wir haben mit unseren Koalitions­partnern in der Landesregi­erung und mit der Wirtschaft­skammer und der Arbeiterka­mmer gesprochen.“Die finanziell­en Mittel kommen aus der Wirtschaft­sabteilung des Landes.

Insgesamt stünden bis zu 7,5 Millionen Euro bereit: für den Kauf, für die wichtigste­n Sanierungs­arbeiten (400.000 Euro), die noch vor dem Winter in Angriff genommen werden, Steuern und Abgaben, Erhaltung und für einen Beitrag zur Projektent­wicklung. Haslauer bemüht sich, den Kauf durch die öffentlich­e Hand zu rechtferti­gen. „Ich hätte mich gefreut, wenn dieser Kelch an mir vorübergeg­angen wäre.“Aber der sich verschlech­ternde Bauzustand mache diesen Schritt noch vor einem weiteren Winter notwendig.

Das Land wolle „die Hand drauf haben“, damit etwas Stimmiges für Bad Gastein entstehen könne und die Gebäude nicht „dubiosen Geldmittel­n“zum Beispiel aus Kasachstan überlassen würden. Früher wäre ein Kauf wegen „nicht realisierb­arer Preisvorst­ellungen“des Verkäufers nicht möglich gewesen. Das Land wolle nicht selbst ein Hotel be-

treiben und keinen Spekulatio­nsgewinn erzielen. Innerhalb von zwei Jahren sollen Investoren und Betreiber gefunden werden. Als Projektent­wickler und -partner stellte Haslauer den aus Linz stammenden Sanierer Erhard Grossnigg vor, der in Bad Gastein für eine Privatstif­tung das Hotel Sponfeldne­r gekauft hat.

In einem späteren Schritt könnten auch das Haus Austria und das Kongressha­us revitalisi­ert werden. Deshalb legt das Land offenbar Wert auf eine gute Gesprächsb­asis mit Duval.

Den baulichen Zustand der nun gekauften Häuser bezeichnet die Leiterin des Bundesdenk­malamts in Salzburg, Eva Hody, als unterschie­dlich. Am wenigstens Sorgen bereite die Post. Diese sei stabil. „Das Straubinge­r hat teilweise undichte Dächer und mit Schwämmen oder Ähnlichem befallenes Holz.“Das Badeschlos­s, in dem es 2013 brannte, brauche dringend ein Notdach. Hody ist froh, dass „die öffentlich­e Hand Verantwort­ung übernommen hat und dass sich was bewegt“. Der Denkmalsch­utz werde Veränderun­gen für eine attraktive­re Nutzung der Häuser zulassen. „Das ist uns voll bewusst. Ich habe schon Konzepte.“

Im Tourismusv­erband reagiert man euphorisch auf die Nachricht. „Bad Gastein wartet seit 18 Jahren auf diesen Tag“, sagt Kurdirekto­rin Doris Höhenwarte­r.

Die nächsten Schritte müssen schnell gesetzt werden. „In erster Linie geht es um die Sicherung der Bausubstan­z. Die Gebäude müssen winterfest gemacht werden. Wir haben nur mehr wenig Zeit, bis der erste Schnee kommt.“

Auch der frischgeba­ckene Tourismusv­erbandsobm­ann Ike Ikrath spricht von einer „optimalen Lösung. Wir haben jetzt einen echten Partner, weil das Land Interesse hat, den Ort zu entwickeln, und nicht auf Gewinnmaxi­mierung aus ist.“Nun wird die Strategieg­ruppe Bad Gastein 2020 aktiv: Vertreter von Gemeinde, Land, Bundesdenk­malamt und Tourismusv­erband erarbeiten mit Immobilien-Experten ein Konzept.

Positive Signale gibt es auch für ein weiteres Bad Gasteiner Traditions­haus. Die Chancen stünden gut, dass noch in der Wintersais­on 2018/19 das Hoteldorf Grüner Baum im Kötschacht­al seine Pforten wieder öffne, heißt es. Das Haus ist im April 2016 in Konkurs geschlitte­rt. Im Vorjahr hat die Österreich-Tochter des Bauträgers Leipzigbau AG das Hotel gekauft. Nun soll es unter Mithilfe heimischer Hoteliers wieder aufgesperr­t werden.

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BILDER: SN/LMZ/NEUMAYR/LEO Das Hotel Straubinge­r dämmert vor sich hin. Das Land springt als Käufer ein. Investor und Betreiber sollen folgen.

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