Präsident Trump gönnt China allzu billige Siege
Beim Empfang des amerikanischen Präsidenten in Peking hat viel Pomp dem Ego Donald Trumps sichtlich geschmeichelt.
Das war eine Inszenierung ganz nach dem Geschmack der chinesischen Führung. Trump fand bloß noch bewundernde Worte für Staats- und Parteichef Xi Jinping. Kritisches zu der in China nach wie vor herrschenden Autokratie kam Trump dagegen nicht von den Lippen – als verstünde sich sein Land nicht länger als Vorkämpfer der freien Welt. Xi sprach auf Augenhöhe mit Trump und bekam damit auf dem silbernen Tablett serviert, was Russlands Präsident Wladimir Putin beim Kräftemessen mit Amerika bisher vergebens begehrt hat.
Die Unterzeichnung diverser Handelsverträge in Peking bot Trump die Chance, sich beim heimischen Polit-Publikum als Dealmaker in Szene zu setzen. Nur Kundige können einschätzen, dass ein Teil des großen Geschäfts lediglich aus Absichtserklärungen und Luftbuchungen besteht. Nicht einmal Chinas Anteil am Handelsungleichgewicht zwischen beiden Staaten brachte Trump kritisch zur Sprache. Dieses ist auch deshalb so enorm, weil China internationalen Investoren weiterhin seinen Markt versperrt.
Trumps China-Politik offenbart eine Kehrtwendung um 180 Grad. Zum Amtsbeginn dieses Präsidenten propagierte das Trump-Team in übertriebener Form eine verschärfte Frontstellung gegen China; Russland sollte zum strategischen Partner avancieren. Aus der Freundschaft mit dem Kremlreich ist wie erwartet nichts geworden. Stattdessen betont Trump jetzt ebenso übertrieben das pure Einvernehmen mit Peking und erweckt damit den Eindruck, als gäbe es gar keine Rivalität mehr. Die USA und China erscheinen hier als gleichermaßen bestimmende Kräfte einer wiederum bipolaren Welt.
Diese Kehrtwende Washingtons wird die Verunsicherung vieler Staaten in Asien weiter vergrößern. Sie rufen angesichts des Vormarsches der Volksrepublik China in der Region mehr denn je nach einem politischen Gegengewicht. Deshalb ist der von Trump verkündete Rückzug der USA aus der Transpazifischen Partnerschaft (TPP), die ja Pekings wachsenden Einfluss kontern sollte, ein schwerer strategischer Fehler gewesen.
Der Kontrast ist einfach frappierend: Ein geschwächter US-Präsident trifft auf Xi Jinping, der mehr denn je Chinas starker Mann ist. Trumps Mangel an strategischem Denken stößt auf Xis Vision, die Volksrepublik spätestens bis 2050 zur globalen Macht aufzubauen. Trumps Abkehr von Amerikas bisheriger Rolle in der Weltpolitik hinterlässt Leerstellen, die Xi bereitwillig füllt.