Die Südostasien-Staaten fühlen sich im Stich gelassen
Länder, die den Machtanspruch Chinas fürchten, klagen massiv über die Sprunghaftigkeit der Regierung Trump.
Die USA, die jahrzehntelang ein enges Verhältnis zur südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN unterhalten haben, sind unter Donald Trump zu einem unsicheren Kantonisten geworden. Einige Staaten versuchen noch, sich gegen Pekings Ansprüche zur Wehr zu setzen. „China weiß, dass Singapur sich nicht einfach seinen Wünschen unterordnen und lieber auf einer eigenständigen Politik beharren wird“, stellte ein hoher Regierungsmann in dem Stadtstaat klar.
Vietnam, Gastgeber der diesjährigen Konferenz der Asia-Pacific Economic Cooperation in Danang, nimmt voller Ingrimm zur Kenntnis, wie Trumps Team bei der Vorbereitung des APEC-Treffens die Bedeutung der Konferenz infrage stellt. Washingtons Vertreter reden nicht mehr vom Asien-PazifikRaum, sondern ziehen den Begriff Indo-Pazifischer Raum vor. Indien freut sich über Washingtons Beförderung. Vietnam und die anderen südostasiatischen Länder sehen ihre Sorgen über Washingtons Verlässlichkeit bestätigt.
Vietnam, das wegen seiner engen ökonomischen Bande zu China seit Jahren einen diplomatischen Seiltanz zwischen Abgrenzung und Dialog zu Peking pflegt, hätte besonders stark von der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) profitiert – wäre dieser Freihandelspakt nicht von Trump torpediert worden. Inzwischen sieht sich Hanoi gezwungen, seine Haltung gegenüber China zu mildern. Vietnam forderte vor einigen Monaten Indien auf, die Arbeiten an einem Erdgasblock im Südchinesischen Meer wieder einzustellen, den die Regierung in Hanoi ursprünglich den Indern zur Ausbeutung zugeteilt hatte. Der Grund: China hatte seinen Unmut gezeigt.
„Trump gilt bei uns und auch in anderen südostasiatischen Staaten als sprunghaft und wenig verlässlich“, heißt es bei Singapurs Regierung. Im Klartext: Trumps Wahlspruch „America First“hat sich aus südostasiatischer Sicht in „Amerika zuletzt“gewandelt.
Singapur setzte sich an die Spitze von elf Staaten, die Trump während des APEC-Gipfels die Scherben seiner Außenpolitik in Südostasien auf spezielle Weise vor Augen führen wollen. Ihr Plan: In Danang soll die Gründung eines wirtschaftlichen Transpazifik-Pakts unter Ausschluss der USA verkündet werden.