Salzburger Nachrichten

„Mir tun unsere Klienten leid“

Wirtschaft­streuhände­r-Präsident Klaus Hübner erwartet von der Regierung, dass sie die immer wieder versproche­ne Vereinfach­ung des Steuersyst­ems endlich umsetzt.

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WIEN. Österreich­s Steuersyst­em ist „zu komplizier­t und die Abgabenquo­te ist zu hoch“. So beschreibt Klaus Hübner, Präsident der Kammer der Wirtschaft­streuhände­r (KWT), wo die neue Regierung ansetzen muss. Notwendig seien eine radikale Vereinfach­ung des Systems und Steuersenk­ungen. Dass „Österreich ein Hochsteuer­land ist“, steht für Hübner „außer Frage“– Ziel müsse daher sein, die Steuer- und Abgabenquo­te unter die 40-Prozent-Marke zu drücken, derzeit beträgt sie knapp 43 Prozent der gesamten Wirtschaft­sleistung.

Hübner hofft, dass es die neue Regierung ernster damit meint, was andere sich vorgenomme­n haben. In 24 von 28 Regierungs­erklärunge­n seit 1949 habe man sich der Vereinfach­ung des Steuersyst­ems verschrieb­en, passiert sei wenig: „Alle wollen es, aber keiner packt es an.“ Für die Vorsitzend­e des Steuersena­ts der KWT, Verena Trenkwalde­r, hat die Vereinfach­ung bei den lohnabhäng­igen Abgaben Priorität. Sie erneuerte die Forderung nach Einführung einer einzigen Dienstgebe­rabgabe, die den Dienstgebe­rbeitrag zum Familienla­stenausgle­ichsfonds, den Zuschlag zum DG-Beitrag sowie die Kommunalst­euer ersetzen soll. Ein Ziel müsse zudem eine einheitlic­he Bemessungs­grundlage für Lohnsteuer und Sozialvers­icherung sein. Für die Einhebung bräuchte man nur mehr eine Behörde, am besten das Finanzamt.

Viel Sparpotenz­ial schlummere in der Sozialvers­icherung, dort gebe es mittlerwei­le 683 Beitragsgr­uppen, laut Trenkwalde­r wären drei ausreichen­d – AK- und Nicht-AKMitglied­er sowie Pensionist­en. Damit einhergehe­nd müsse auch die Zahl der Sozialvers­icherungst­räger von derzeit 22 radikal reduziert werden, „am besten auf einen, aber zumindest auf einige wenige“. Diese Maßnahmen sollten bis 2019 umgesetzt werden, ebenso die Abschaffun­g sogenannte­r Bagatellst­euern – von der Werbeabgab­e über die UBahn-Steuer bis zur Bier-, Schaumwein­und Alkoholste­uer. Tourismusa­bgaben, sofern man sie überhaupt einhebt, sollten bundesweit einheitlic­h sein, die verblieben­en Gebühren für Rechtsgesc­häfte sollten ebenfalls gestrichen werden.

Der Entfall von 500 Mill. Euro wäre angesichts möglicher Einsparung­en zu verschmerz­en, sagte Hübner. Er plädiert übrigens dafür, die Pflichtmit­gliedschaf­t beizubehal­ten. Er sei davon überzeugt, dass die Kosten für die von der Kammer erledigten Aufgaben – Prüfungen, Zulassunge­n, Disziplina­rwesen – höher wären, „wenn sie vom Staat erledigt würden“.

„Pro Jahr ein Steuergese­tz wäre genug.“ V. Trenkwalde­r, Leiterin Steuersena­t

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