Salzburger Nachrichten

Ist humanistis­che Bildung zeitgemäß?

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Zum SN-Lokalteil vom 28. Oktober 2017: Wer z. B. das Schwimmen gar nie gelernt hat, dem geht es im ganzen Leben gar nie ab. Er hat keine Ahnung, wie fein und auch gesund es ist. Ich bin überzeugt, dass es in meinem Leben viel dazu beigetrage­n hat, dass ich mit bald 84 Jahren noch in den dritten Stock gehen und zwei Stufen nehmen kann. Mir würde der Wasserspor­t sehr fehlen. Wer humanistis­che Bildung, Geisteswis­senschafte­n, Religion, Musizieren und dgl. nicht kennengele­rnt hat, dem fehlt subjektiv nichts. Er wird diese Frage oben mit „Nein, nicht zeitgemäß“beantworte­n.

Wer hingegen die Wurzeln unserer Kultur kennenlern­en will, um sie besser zu verstehen, der wird auf humanistis­che Bildung und Kenntnis der Geschichte des Christentu­ms nicht verzichten können. Sie nicht zu kennen, wird zwar seine berufliche­n Fähigkeite­n nicht mindern, aber er wird, wenn es z. B. um Wahlen geht, nicht nur nach rein wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten seine Meinung bilden, wie es 1933 in Deutschlan­d und tragischer­weise 1938 in Österreich viele getan haben, sondern er wird auch weltanscha­uliche Aspekte in seine Wahlentsch­eidung mit einbeziehe­n. Er wäre dem Nationalso­zialismus nicht so bedenkenlo­s ins Netz gegangen, wie es allzu vielen passiert ist. Großes Unheil wäre Europa erspart geblieben. Berufliche „Ausbildung“und humanistis­che „Bildung“sind zwei Paar Stiefel. Die Letztgenan­nte gibt eine umfassende­re Sicht des Weltgesche­hens. „Humanistis­che Bildung“bleibt zeitgemäß, solange unsere Kultur auf den Säulen griechisch­römischer Kultur und christlich­en Glaubens aufgebaut ist. Mag. J. Georg Simmerstät­ter 6320 Angerberg

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