Weihnachtseinkäufe bis Schluss zum
Der Heilige Abend fällt heuer auf einen Sonntag. In Deutschland wird seit Tagen heiß diskutiert, ob Geschäfte da aufsperren dürfen. In Österreich wird das vielerorts still und leise umgesetzt.
So mancher hatte sich darauf schon gefreut: Endlich ein Heiliger Abend, an dem man sich nicht bis kurz vor der Bescherung gezwungen fühlt, noch letzte Weihnachtsgeschenke zu besorgen oder eine gute Flasche Wein und ein frisches Baguette für das Festessen einzukaufen. Der 24. Dezember fällt heuer auf einen Sonntag. Und am Sonntag aufzusperren ist dem Handel in Österreich verboten.
Grundsätzlich. Allerdings gibt es mehr als 65 Ausnahmen von dieser einen Regel: Sie reichen von Sonderöffnungszeiten für Tourismusorte, familiengeführte Betriebe, Geschäfte in Bahnhofs- oder Flughafennähe bis zu Tankstellen, Bäckereien und Gärtnereien. Auch am heurigen 24. Dezember will der heimische Handel von diesen Ausnahmen vielerorts Gebrauch machen.
Am Donnerstag kündigte die Rewe-Gruppe an, ihre Billa-Filialen in Tourismusgemeinden, die auch sonst während der Saison sonntags offen halten, in diesem Jahr am 24. Dezember zwischen 8 und 12 Uhr aufzusperren. In Salzburg werden das 19 Filialen sein, sagt Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher, in Tirol 12. Insgesamt seien es nur 47 der 1050 Billa-Filialen. Für Bipa sei die Entscheidung noch nicht gefallen. Die zur Rewe-Gruppe zählenden AdegKaufleute entscheiden jeder für sich, ob sie offen halten.
„Wir haben am 24. Dezember geschlossen“, sagt dagegen Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Das freilich gelte nicht für Sonderstandorte wie an Bahnhöfen oder in der Salzburger Getreidegasse. Auch etliche selbstständige Spar-Kaufleute hätten sich entschieden, aufzusperren, so etwa in Altenmarkt, Wagrain, Obertauern oder Bramberg.
Rein rechtlich ist Aufsperren in Salzburg am Sonntag für vier Stunden möglich, erklärt Gerald Forcher, Geschäftsführer der Salzburger Gewerkschaft der Privatangestellten GPA, aber nur in Tourismusgemeinden. Allein in Salzburg fallen in der Wintersaison 52 von 118 Landgemeinden unter diese Regelung, dazu kommt noch die Salzburger Innenstadt. Auch andere Bundesländer haben Tourismusregelungen, einzig in der Bundeshauptstadt Wien ringen Wirtschaftskammer und Gewerkschaft seit Jahren vergeblich um eine Lösung. Das Aufsperren am Sonntag hat freilich seinen Preis: Der Handel muss am Sonntag nicht nur einen Zuschlag von 100 Prozent zahlen, sondern auch noch 100 Prozent Freizeitausgleich gewähren.
Die Tiroler Supermarktkette MPreis sowie der Diskonter Lidl wollen die Möglichkeit zum Aufsperren am Heiligen Abend nicht nutzen. „Auch die beiden Lidl-Filialen in Zell am See und Schruns, die sonst sonntags offen haben, bleiben am 24. Dezember zu“, sagt LidlSprecher Hansjörg Peterleitner. „Das ist im Sinne unserer Mitarbeiter.“Konkurrent Hofer hält Filialen, die auch sonst an Sonntagen öffnen, auch am 24. Dezember offen.
„Wir haben kein Verständnis, dass Handelsmitarbeiter – und das sind ja in der Mehrheit Frauen – am 24. Dezember im Geschäft stehen sollen, obwohl das ein Sonntag ist“, kritisiert Gewerkschafter Forcher.
Am Sonntag arbeiten zu müssen, dieses Schicksal freilich teilen sich die Handelsangestellten mit vielen anderen. Fast eine Million Personen (998.700) der 4,2 Millionen Erwerbstätigen in Österreich müssen gelegentlich sonntags arbeiten. Immerhin 662.700 davon arbeiten regelmäßig an Sonntagen, so die jüngsten Daten der Statistik Austria aus dem Jahr 2016. Am weitesten verbreitet ist die Sonntagsarbeit in der Dienstleistungsbranche und dabei vor allem im Tourismus und dem Gesundheits- und Sozialwesen. Während im Dienstleistungsbereich 759.500 Erwerbstätige auch sonntags arbeiten, sind es in der Industrie nur 119.900 und in der Land- und Forstwirtschaft 119.300. Im Handel arbeiten 52.900 auch sonntags, 31.000 davon regelmäßig.
Nach Altersstufen betroffen sind am häufigsten 45- bis 54-Jährige. Nach Ausbildungsgrad sind die größte Gruppe der Sonntags-Arbeiter die Erwerbstätigen mit Lehre, unmittelbar gefolgt von jenen mit Uni- oder Fachhochschulabschluss. Zwischen Mann und Frau gibt es sonntags kaum Unterschiede.