Salzburger Nachrichten

Eine Virtuosin fühlt sich auch in Tracht wohl

Eigentlich spielt Alexandra Seywald die klassische erste Geige. Doch im Advent musiziert die 22-Jährige mit Reisers volksmusik­alischen Erben.

- FLORIAN OBERHUMMER

Das Wetter passt. Seit dem Wintereinb­ruch ist die Stadt Salzburg im Christkind­lmarktModu­s. Die Vorfreude auf die Adventvera­nstaltunge­n wächst. „In der kalten Zeit hat man einfach mehr Lust darauf, gemeinsam zu musizieren – in jeder Form“, sagt Alexandra Seywald.

Die 22-Jährige feiert heuer in der großen Universitä­tsaula ihr Debüt beim Salzburger Hirtenadve­nt. So heißt das „Tobi Reiser Adventsing­en“heuer erstmals. Alles ist anders. Der Name der volksmusik­alischen Zentralfig­ur findet sich nur mehr im Untertitel. Auch das Reiser-Ensemble gibt es in dieser Form nicht mehr. Gesamtleit­er Josef Radauer hat nun unter eigenem Namen ein neues Ensemble zusammenge­stellt. Die erste Geige spielt dabei Alexandra Seywald.

Die Salzburger­in hat sich bereits als klassische Solistin einen Namen gemacht. So etwas wie die Trennung in klassische Musik und Volksmusik gibt es für sie nicht. „Für mich ist alles eins. Es geht in der Musik vor allem ums Gefühl“, sagt die quirlige Salzburger­in.

Diese Offenheit hat Alexandra Seywald von Kindesbein­en an mitbekomme­n. Der Papa ist Musikum-Landeschef, die Mama Sängerin. Vor allem sind der Pinzgauer und die Lungauerin von städtische­n Standesdün­keln in Sachen Musik befreit. Bis zur Matura am Akademisch­en Gymnasium spielte „Xandi“, wie gern genannt wird, Klavier und Geige – beides auf hohem Niveau. „Ich habe beides gleich gern gespielt. Doch auf der Geige kann ich mich besser ausdrücken.“So gut, dass sie sogar von der Kunsthilfe des Landes gefördert wird.

Am Mozarteum wurde dann Lukas Hagen ihr Professor. Ein Glücksfall, wie Alexandra Seywald betont: Der Salzburger Meistergei­ger hat ihr die Augen für die Kammermusi­k geöffnet. „Man lernt, zuzuhören auf das, was die anderen zu sagen haben. Das ist im Leben generell wichtig.“

Die Tugend des aufeinande­r Hörens ist auch in der Volksmusik wichtig. Seit drei Jahren spielt Seywald an der Seite von Leonhard Hartinger und Daniel Vereno – Sprössling­e zweier Zentralfig­uren der Salzburger Musikszene. „Wir kommen eigentlich alle aus der klassische­n Ecke. Das Spielgefüh­l und die Einfachhei­t der Volksmusik nehme ich jedoch dann auch wieder ins klassische Musizieren mit.“

Diese Wechselwir­kung verbindet Seywald mit dem klassisch vielfach engagierte­n Kontrabass­isten Radauer. „Klassisch ist ihre Spielweise berührend, volksmusik­alisch lässt sie’s ordentlich krachen“, zeigt sich der Hirtenadve­nt-Leiter von seiner Primgeiger­in begeistert.

Und auch Xandi Seywalds erste Probeneind­rücke klingen vielverspr­echend: „Es fühlt sich an, als ob eine große Familie zusammenko­mmt, um gemeinsam zu musizieren“, schwärmt sie. Genau diese häuslich-wohlige Atmosphäre soll ein adventlich­es Hirtenspie­l vermitteln.

„Auf der Geige kann ich mich am besten ausdrücken.“ Alexandra Seywald, Musikerin

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BILD: SN/SN/WILDBILD Alexandra Seywald im Dirndl mit ihrer Violine des deutschen Geigenbaue­rs Schleske.

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