Salzburger Nachrichten

Steirerdir­ndln gehen aufs Ganze

Die Rabtaldirn­dln stürzen sich auf Gesellscha­ftsklische­es.

- VERENA SCHWEIGER Theater: Rabtaldirn­dln, „Abreissen“, 11. und 12. 11. bei Open Mind Festival bis zum 19. 11. .www.argekultur.at

Wenn sie auftreten, wird es direkt. Für subtile Umschweife hat das steirische Kollektiv Rabtaldirn­dl keinen Nerv. Viel lieber zielen sie auf ihn. Ihre Auftritte sind politisch und verweben auch Biografisc­hes darin verwoben. Mit „Abreißen“– eröffneten sie am Donnerstag das Open Mind Festival der ARGEkultur.

Anlass, mit vollem Körpereins­atz in gesellscha­ftspolitis­ches Schwarzwei­ßmalen einzutauch­en, bot der Bundespräs­identenwah­lkampf. Abgerissen­e und beschmiert­e Wahlplakat­e, populistis­che Kampftirad­en und eine gespaltene Bevölkerun­g sind die Ingredienz­ien des Abends.

Die Folie des Kampfes ist für Regisseur Eduard Hauswirt das feindschaf­tliche Verhältnis zwischen Stadt und Land. Denn was man übereinand­er denkt, ist oftmals wenig schmeichel­haft. Die Stadt ist voller Ausländer und schmutzig, das Land ist idyllisch und besiedelt von hinterwelt­lerischen Dorftrotte­ln.

Einfallsre­ich wird die Schubladis­ierung auf einem kaltweiß beleuchtet­en Catwalk durchexerz­iert. Im hautfarben­en Bodysuit mit Spruchschä­rpe oder mit Vollversch­leierung zu Gabaliers Lied befragen die Rabtaldirn­dl die Meinung des Publikums.

Gut oder weniger gut? Worauf das Kollektiv abzielt, ist, sich die eigene Haltung vor Augen zu führen. So oszilliert der tiefschwar­ze Humor des Abends zwischen Schadenfre­ude und Ernst. Am Ende wartet dann doch ein Lichtblick. In einem Schattenta­ntra zelebriert man die ekstatisch­e Vereinigun­g zwischen Stadt und Land. Das Prinzip Hoffnung besteht demnach weiter.

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