Steirerdirndln gehen aufs Ganze
Die Rabtaldirndln stürzen sich auf Gesellschaftsklischees.
Wenn sie auftreten, wird es direkt. Für subtile Umschweife hat das steirische Kollektiv Rabtaldirndl keinen Nerv. Viel lieber zielen sie auf ihn. Ihre Auftritte sind politisch und verweben auch Biografisches darin verwoben. Mit „Abreißen“– eröffneten sie am Donnerstag das Open Mind Festival der ARGEkultur.
Anlass, mit vollem Körpereinsatz in gesellschaftspolitisches Schwarzweißmalen einzutauchen, bot der Bundespräsidentenwahlkampf. Abgerissene und beschmierte Wahlplakate, populistische Kampftiraden und eine gespaltene Bevölkerung sind die Ingredienzien des Abends.
Die Folie des Kampfes ist für Regisseur Eduard Hauswirt das feindschaftliche Verhältnis zwischen Stadt und Land. Denn was man übereinander denkt, ist oftmals wenig schmeichelhaft. Die Stadt ist voller Ausländer und schmutzig, das Land ist idyllisch und besiedelt von hinterweltlerischen Dorftrotteln.
Einfallsreich wird die Schubladisierung auf einem kaltweiß beleuchteten Catwalk durchexerziert. Im hautfarbenen Bodysuit mit Spruchschärpe oder mit Vollverschleierung zu Gabaliers Lied befragen die Rabtaldirndl die Meinung des Publikums.
Gut oder weniger gut? Worauf das Kollektiv abzielt, ist, sich die eigene Haltung vor Augen zu führen. So oszilliert der tiefschwarze Humor des Abends zwischen Schadenfreude und Ernst. Am Ende wartet dann doch ein Lichtblick. In einem Schattentantra zelebriert man die ekstatische Vereinigung zwischen Stadt und Land. Das Prinzip Hoffnung besteht demnach weiter.