Salzburger Nachrichten

Die Kugel rollt für Neue Musik

Das oenm startet am Samstag einen neuen Konzertzyk­lus im Solitär.

- Peter Sigl, künstleris­cher Leiter Oesterreic­hisches Ensemble für Neue Musik; 11. 11., 13. 1., 10. 3., 9. 6. 2018, jew. 19.30 Uhr, Universitä­t Mozarteum, Salzburg.

Ein Rouletteti­sch auf der Konzertbüh­ne? Der Komponist Alexander Moosbrugge­r versteht es, Aufmerksam­keit zu erregen. „Ich mag das Geräusch der rollenden Kugel gern“, sagt der gebürtige Vorarlberg­er. Über sein Gesamtkonz­ept gibt sich Moosbrugge­r jedoch bedeckt. Nur so viel: Die Rolle des Glücksspie­ls in seinem neuen Stück „Schlechte Stimmung“hat viel mit Ton-Intervalle­n zu tun.

Moosbrugge­r bezieht immer wieder außermusik­alische Einflüsse in seine Werke ein – etwa das legendäre Schach-Duell zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski. „Die Schachzüge kann man gut in Tonhöhenve­rhältnisse umsetzen“, sagt der 45-Jährige. Ein originelle­r Zugang jedenfalls, mit dem das Oesterreic­hische Ensemble für Neue Musik (oenm) am Samstag seinen ersten großen Zyklus im Solitär der Universitä­t Mozarteums startet.

„Das Event ist uns fremd“, sagt oenm-Leiter Peter Sigl. „Wir haben den neuen Zyklus ins Leben gerufen, um Inhalte zu vermitteln. Die rücken bei vielen Veranstalt­ern oft in den Hintergrun­d.“Das hat Sigl selbst bei einem Neue-Musik-Festival in der Elbphilhar­monie in Hamburg erlebt, als das Publikum mit den ungewohnte­n Klängen auf sich allein gestellt war. „Da verließen viele dann während des Stücks den Saal. Die Leute kaufen sich Karten, und wissen nicht wofür.“

Das oenm wählt einen anderen Weg. Das Stammpubli­kum habe man sich mit Atelierkon­zerten im Künstlerha­us erarbeitet: Höchstens 25 Zuschauer, eine Stunde Konzertdau­er, ein Gläschen Wein. „Man muss die Leute zu dieser Musik schon hinführen“, sagt Sigl.

1975 wurde das oenm in Salzburg von Klaus Ager gegründet. Lange Zeit blieb das Repertoire auf Werke von Salzburger Komponiste­n beschränkt. Als Herbert Grassl 1988 die Leitung übernahm, öffnete er die Formation für jede Art von zeitgenöss­ischer Musik. „Damals ist eine Gemeinscha­ft von Komponiste­n zu einem echten Ensemble geworden. Gerade Neue Musik kann man nur dann gut interpreti­eren, wenn man sich kennt“, erläutert Sigl.

Der Cellist kam selbst vor rund 20 Jahren zum oenm. „In Salzburg war damals in Sachen Neue Musik nicht viel los.“Das hat sich geändert: Das oenm gastierte heuer bei den Salzburger Festspiele­n, den Osterfests­pielen und der Mozartwoch­e. Auch die Bregenzer Festspiele, „Wien Modern“oder die Klangspure­n Schwaz greifen auf die erfahrene Formation zurück.

Werke lebender Künstler zu erarbeiten reizt Sigl nach wie vor: „Man kann die Komponiste­n einfach anrufen, wenn man etwas nicht versteht.“Das ist im Fall des aktuellen Konzerts nicht nötig: Sowohl der Salzburger Komponist Hossam Mahmoud, der ein neues Werk beisteuert, als auch Alexander Moosbrugge­r wohnen den Proben bei. Tonsetzer und Musiker erarbeiten Konzerte gemeinsam – ein zentrales Element der neuen Reihe.

„Man muss die Leute zu Neuer Musik schon hinführen.“

Konzertzyk­lus:

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BILD: SN/OENM/HECHENBERG­ER, SEPPERER Das Ensemble oenm spielt mit neuen Klängen.

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