Postkarten und ein rosa Trikot
Humor spielt im Programm der „Dialoge“2017 eine größere Rolle, als man hätte annehmen können.
Passt das zur Stiftung Mozarteum? Was mit Sicherheit behauptet werden kann, ist, dass Mozart selbst alles andere als eine Spaßbremse war. Sein Humor ist Legende, die eine oder andere grenzwertige Geschmacksfrage inklusive. Festival-Intendantin Maren Hofmeister hat jedenfalls entschlossen auf diese mozartianische Urdisziplin zurückgegriffen und Programmpunkte ins Festival eingebaut, bei denen das Schmunzeln nicht zu kurz kommt und auch die dem Lachen so verwandte Melancholie.
Der Schriftsteller und KZ-Überlebende Jurek Becker („Jakob der Lügner“, „Liebling Kreuzberg“) hat rührend-witzige Postkarten an seinen kleinen Sohn Jonathan geschrieben. 127 sind es insgesamt und die sind Miroslav Srnka in die Hände gefallen. Srnka hat 13 davon vertont, und diese 13 Lieder gibt es im Postkarten-Konzert am 1. Dezember im Wiener Saal zu hören. Gesungen von Sopranistin Deniz Uzun und gelesen von Burgschauspieler und Publikumsliebling Markus Meyer. Dazu kommen die nicht minder amüsanten Briefe von Mozart an seinen Vater oder an sein Bäsle Maria Anna Thekla zu den Themen Reisen und Zeit, und natürlich ein paar Lieder des großen Komponisten, darunter „Sehnsucht nach dem Frühlinge“, „Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“oder „Abendempfindung an Laura“.
Kein Schmäh: Die Science Busters kommen
Die Comedy-Truppe rund um Martin Puntigam mit seinem unvermeidlichen rosa Trikot hat sich zwar als „Wissenschaftskabarett“ das TV-Abendprogramm erobert und gilt als durchaus intelligent, zumindest für Leute, die diese Art von Witz mögen. Aber in den ehrwürdigen Hallen bürgerlicher Musiktradition? Die von Martin Puntigam gegründete Comedy-Gruppe ist eine etwas schrullige, eigenwillig-geistreiche Blödelpartie, die sich an der Wissenschaft entlang hantelt, um amüsant zu bilden und schräg zu unterhalten. Die Science Busters haben immer etwas mit der Skurrilität der Wirklichkeit zu tun. Für die „Dialoge“haben sie ein eigenes Programm zusammengestellt, das am 2. Dezember im Wiener Saal aufgeführt werden wird. Inhaltlich geht es – und das ist die sinnstiftende Querverbindung zu diesem Festival für Musik von heute – um Naturphänomene.
Was das „Dialoge“-Publikum zuvor im Großen Saal beim Konzert mit dem Münchener Kammerorchester erlebt, akustisch wahrnimmt und sich in seiner Fantasie ausmalen wird, erläutern die Science Busters mit ihrem typischen trockenen Humor: Wie funktioniert ein Gletscher, warum versinken Landschaften im Eis, wie entsteht gefrierender Nebel und warum glitzert der Himmel kristallklar? Und noch konkreter: Braucht man am Mars Winterreifen? Kann man mit der Erde eine Schneeballschlacht machen oder gibt es Glatteis auch am Stiel?