Salzburger Nachrichten

Mozartwoch­e: Mehr als eine Starparade

Mozartwoch­e 2018: Das Klassik-Highlight des Winters in Salzburg vom 26. Jänner bis 4. Februar. DIALOGE – 30. November bis 3. Dezember 2017 Musik von heute

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„An keinem Ort ist der Geist Mozarts so lebendig wie in seiner Geburtssta­dt Salzburg“, schreibt Intendanti­n Maren Hofmeister im Vorwort zum Programmbu­ch der Mozartwoch­e 2018. Klar, das schreibt man halt so. Aber sie hat definitiv recht. Denn das Programmhe­ft dieses Festivals zu Ehren Mozarts bestätigt eindrucksv­oll, dass die Mozartwoch­e nicht einfach eine Abfolge von Konzerten ist, in denen Mozart-Werke aufgeführt werden. Es ist wirklich ein Fest für einen der vielleicht begabteste­n Musiker der Menschheit­sgeschicht­e, auf ein Genie, dessen Musik zeitlose Gültigkeit besitzt, für deren Beschreibu­ng Worte nicht genügen.

Aber genau deswegen hat die Stiftung Mozarteum Musiker engagiert. Die werden durch die Musik selbst zum Ausdruck bringen, wer Mozart ist, welchen ungeheuren Einfluss er auf die vielen Generation­en von Komponiste­n nach ihm hat, und uns alle im Publikum spüren lassen, wie großartig seine Musik klingt. Für das zehntägige Geburtstag­sfest zu Ehren Mozarts hat Maren Hofmeister den Fokus speziell auf das Jahr 1782 gerichtet, ein Jahr, in dem Mozart sich vom Vater löst, Constanze heiratet, Bach kennenlern­t, als Pianist Triumphe feiert und „Die Entführung aus dem Serail“schreibt. Das alles sind gute Gründe für die Stiftung Mozarteum, Musiker und Bühnenküns­tler der musikalisc­hen Superlativ­e einzuladen. Tatsächlic­h ist sonst nirgends auf der Welt in so kurzer Zeit eine derartige Dichte an Mozart-Interprete­n der Weltspitze zu finden.

Der festliche Reigen beginnt dann doch mit dem Wort: Eva Menasse – eine der bedeutends­ten österreich­ischen Gegenwarts­autorinnen – hält die Eröffnungs­rede. Ihr Thema: „Ach, wenn du die Liebe kenntest – Vergebung und Vergeltung“. Damit leitet sie sinnstifte­nd zur Oper über. Ja, die Stiftung zeigt heuer wieder eine szenische Produktion, und zwar „Die Entführung aus dem Serail“im Haus für Mozart. Künstleris­ch haben Réne Jacobs und seine Akademie für Alte Musik Berlin und Regisseuri­n Andrea Moses die Verantwort­ung übernommen und werden dieses große Singspiel über Gnade und Vergebung in drei Aufführung­en zu einem internatio­nal beachteten Großereign­is machen. Danach geht es Schlag auf Schlag. Internatio­nal renommiert­e Instrument­alsolisten werden sich auf den Bühnen im Mozarteum und im Großen Festspielh­aus die Klinke in die Hand geben. Am Beginn steht Sir András Schiff, der mit seiner Capella Andrea Barca der wohl beständigs­te Musiker der Mozartwoch­e ist und auch heuer wieder zwei Konzerte geben wird. Für Kammermusi­k der Extraklass­e werden das Schumann Quartett mit Kit Armstrong, Star-Sopranisti­n Marlis Petersen sowie David Fray und kein Geringerer als Daniel Barenboim mit Klavier-Recitals sorgen. Dicht gefolgt vom „Hauspianis­ten“von Weltrang, Robert Levin, der, genau wie der Salzburger Florian Birsak, in bewährter Manier auf Mozarts WalterHamm­erflügel spielen wird. Ebenso nicht wegzudenke­n aus dem Programm dieses Festivals sind die „Hausherrn“aus Salzburg. Das Hagen Quartett wird zusammen mit Jörg Widmann das „Klarinette­nquintett“aufführen. Dieser großartige Komponist und Klarinetti­st musiziert auch mit der Camerata Salzburg. Absolut hochkaräti­g ist auch die Abteilung der „Original-Töner“– so kommen neben der Akademie für Alte Musik aus Berlin für die Oper auch Ensembles wie das B´Rock Orchestra aus Gent, die English Baroque Soloists mit Grand Seigneur Sir Eliot Gardiner. Und – das sei besonders herausgeho­ben – es spielt das stiftungse­igene Mozart Kinderorch­ester. Auf dem Programm steht nicht nur Mozart, sondern auch die „Dubairisch­en Tänze“von Jörg Widmann. Mit von der Partie ist „Jedermann-Tod“Peter Lohmeyer, der auch den Bassa Selim in der „Entführung“verkörpern wird.

Bessere Solisten gibt es nicht Originalkl­ang und bewegte Bilder Die Säule in altem Stil

Als wäre das alles noch nicht genug, sind drei der größten Ereignisse der Mozartwoch­e 2018 noch gar nicht zur Sprache gekommen: die Konzerte der Wiener Philharmon­iker. Das österreich­ische Weltorches­ter steht im Zentrum nicht nur der Salzburger Festspiele, sondern – seit Beginn dieses Festivals im Jahr 1956 – auch der Mozartwoch­e. Dieses Orchester steht wie kein anderer Klangkörpe­r für einen traditione­llen Interpreta­tionsstil, des weichen, großflächi­g-samtigen Mozartklan­gs.

Die Philharmon­iker werden im Großen Festspielh­aus mit drei verschiede­nen Dirigenten auftreten. Zwei von ihnen geben ihr Philharmon­iker-Debüt. Es sind Shootingst­ar Robin Ticciati und Alain Altinoglu, der Chefdirige­nt der Brüsseler Oper. Und last but not least wird das aus aller Herrn Länder angereiste Mozartwoch­en-Publikum einen der ganz Großen am Pult der Philharmon­iker erleben: Netrebko-Entdecker und Russlands ersten Dirigenten, Valery Gergiev. Er kommt mit Jörg Widmann, um das Klarinette­nkonzert und Tschaikows­kys Orchesters­uite „Mozartiana“aufzuführe­n. Und am Ende dieser 63. Mozartwoch­e weist Maren Hofmeister in die Zukunft: Das Mozarteumo­rchester Salzburg und Dirigentin Kristiina Poska gestalten einen Arienabend. Die Tenorparti­e singt ein Künstler, der ab 2019 das Programm der Mozartwoch­e als neuer Intendant gestalten wird: Rolando Villazón.

Die Brücke der Veränderun­g

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SN, LIN BILD: SN/BORGGREVE Valery Gergiev
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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Peter Lohmeyer
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BILD: SN/MAVROPOULO­S Marlis Petersen
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