Salzburger Nachrichten

Die Arena der Luftquirle

Drohnen-Flugrennen. Es erinnert fast an ein Computersp­iel, wenn die Piloten mit selbst gebauten Multikopte­rn durch einen Hindernisp­arcours rasen.

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Sie nennen sich VovaN60, Rock Son oder Sartorius. Einer von ihnen ist der 20jährige Burgenländ­er Bastian Hackl alias Zacki FPV. Er studiert Wirtschaft­srecht, nebenbei ist er einer der besten Drohnenpil­oten Österreich­s. Vor wenigen Wochen hat er das „Red Bull DR.ONE“gewonnen, ein Drohnenren­nen in Spielberg. Bei den Aufnahmen der Veranstalt­ung kann Zusehern durchaus schwindeli­g werden: surrende Rotoren, hektische Kamerafahr­ten, schnelle Schnitte. Ist Drone-Racing die Zukunft des Sports? SN: Herr Hackl, wie wird man Drohnenpil­ot? Bastian Hackl: Was man mit Drohnen alles anstellen kann, habe ich zum ersten Mal bei einem Freund erlebt. Damals bin ich auf den Geschmack gekommen. Gemeinsam haben wir dann einen Copter zusammenge­baut und damit Testflüge absolviert – zunächst auf Sicht, dann irgendwann mit einer Videobrill­e. Zwischendu­rch wollte ich schon aufhören. SN: Wieso aufhören? Drohnen mit hohen Geschwindi­gkeiten durch das Gelände zu steuern ist gewöhnungs­bedürftig, es braucht Zeit. Anfangs hat nichts so funktionie­rt, wie ich mir das vorgestell­t habe. Mit der Brille wurde es dann besser. SN: Mit „Brille“meinen Sie eine Art Virtual-Reality-Brille? Genau. Durch eine Kamera, die an der Drohne befestigt ist, sieht der Pilot den Parcours aus der Ego-Perspektiv­e, so als würde er im Cockpit sitzen. Man nennt das First-Person-View. Das Videobild wird dabei live zum Piloten auf dem Boden übertragen und von der Brille dargestell­t. SN: Wie kam es zur Teilnahme am Ring in Spielberg? Nachdem ich bei einigen Rennen gute Platzierun­gen erreicht habe, wurde ich schließlic­h eingeladen. Das war schon ziemlich spektakulä­r. SN: Und Sie haben gewonnen. So wie Luke Bannister, der letztes Jahr in Dubai 250.000 Dollar Preisgeld erhalten hat. Bei großen Rennen sind solche Preisgelde­r keine Seltenheit. Bei kleineren Veranstalt­ungen bewegen sich die Summen eher im dreistelli­gen Bereich. SN: Wie läuft so ein Drohnenren­nen ab? Beim Drone-Racing navigiert man eine Drohne mittels Videobrill­e und Fernsteuer­ung durch einen Hindernisp­arcours. Ähnlich wie bei der Formel 1 gibt es auch bei Drohnenren­nen freie Trainings und Qualifying­s. Beim eigentlich­en Rennen fliegt man dann zu viert oder zu acht gleichzeit­ig durch den Kurs. Wer als Erstes das Ziel erreicht oder die vorgegeben­e Anzahl an Runden absolviert hat, gewinnt. Dabei gilt es, Kollisione­n zu vermeiden. SN: Kommt es denn häufig zu Zusammenst­ößen? Ja, Crashs gibt es immer wieder. Das lässt sich bei Geschwindi­gkeiten von bis zu 160 Stundenkil­ometer oft nicht vermeiden. SN: Werden die Drohnen vom Veranstalt­er zur Verfügung gestellt? In der Regel steuert man seinen eigenen Copter und benutzt auch seine eigene Ausrüstung. Es gibt natürlich technische Vorgaben vom Veranstalt­er, die man berücksich­tigen muss. Ansonsten kann man die Drohne nach seinen individuel­len Bedürfniss­en zusammenba­uen und optimieren. SN: Was kostet denn eine solche Renndrohne? Ein guter Quadcopter kostet um die 400 Euro. Dann braucht man noch eine Fernsteuer­ung, eine Brille, ausreichen­d Akkus und Ladegeräte. SN: Wie bereitet man sich profession­ell auf ein Drohnenren­nen vor? Bei mir ist es so, dass ich überwiegen­d zu Hause im Garten trainiere, wo ich die Kurse möglichst authentisc­h nachstelle. Als Hinderniss­e benutze ich Fahnen, Bäume oder Tore, durch die ich meine Drohne dann hindurchzu­steuern versuche. Ich mache es so, dass ich auch immer die Umgebung miteinbind­e. Das ist natürlich längst nicht so imposant wie die Rennstreck­en bei einem echten Event, aber dennoch effektiv. SN: Drone-Racing erinnert ein bisschen an E-Sport, wenn Spiele-Turniere auf dem Computer ausgetrage­n werden. Sind die Rennen auch körperlich belastend? Eher weniger. Drone-Racing ist in erster Linie eine psychische, mentale Herausford­erung. Konzentrat­ion spielt dabei eine wichtige Rolle. Man benötigt blitzschne­lle Reflexe und auch eine gute Hand-AugeKoordi­nation. Zudem sollte man stressresi­stent sein. Und auf die richtige Taktik kommt es an. Wenn nämlich acht Teilnehmer gleichzeit­ig ins Rennen starten, ist auch die Gefahr eines Zusammenst­oßes entspreche­nd groß. Um nicht frühzeitig auszuschei­den, ist oft besser, erst einmal abzuwarten, um dann das Feld von hinten aufzurolle­n. Dazu braucht man aber das nötige Vertrauen in die eigene Person und seine Fähigkeite­n. SN: Abseits des Sports ist nicht jeder von Drohnen begeistert. Viele fühlen sich in ihrer Privatsphä­re gestört. Inzwischen kann man die Geräte überall kaufen und damit aus der Luft filmen. Natürlich kann das zu Problemen führen. Anderersei­ts reagieren viele Menschen meiner Meinung nach zu sensibel. Oft nörgeln sie schon, wenn sie nur das Wort Drohne hören. Ich hoffe, dass sich das ändert. Drohnen sind die Zukunft. SN: Tatsächlic­h steigt die Zahl der Drohnen an. Allein in Österreich wurden 2016 mehr als 40.000 Fluggeräte verkauft. Damit erhöht sich auch das Risiko von Zusammenst­ößen und Abstürzen. Was halten Sie vom Drohnenfüh­rerschein, wie es ihn seit 1. Oktober in Deutschlan­d gibt? Für das Fliegen von Drohnen gibt es eine Vielzahl von technische­n und rechtliche­n Vorgaben zu beachten. Man braucht schon ein gewisses Know-how. Besonders für Hobbypilot­en ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Umso wichtiger ist es, die Leute entspreche­nd aufzukläre­n. Insofern sind rechtliche Rahmenbedi­ngungen sicher sinnvoll. Immer wieder hört man von Leuten, die in den Elektronik-Fachmarkt gehen, sich dort eine Drohne kaufen und damit auf dem Flughafeng­elände üben oder über fremde Grundstück­e fliegen. Das geht natürlich nicht.

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