Laternenfest auf Kölnisch
ICHbin in Köln geboren. Ich bin aber trotz dieser Laune des Schicksals keine rheinische Frohnatur. Köln ist ja bekanntlich eine Hochburg des närrischen Treibens, das in Deutschland mit dem heutigen 11. November einsetzt und sich bis zum Faschingsdienstag ins schier Unerträgliche steigert. Ich hatte Glück, ich verließ die Stadt bereits im Alter von eineinhalb Jahren, mich konnte das Virus des Karnevals gar nicht infizieren.
Gut, im Kindergarten und in der Volksschule habe ich das Pflichtprogramm absolviert, unter kräftiger Mithilfe meiner Mutter, die sich viel Arbeit machte, Kostüme nähte und Accessoires bastelte. Einen Umhang für den Zauberer, der ich lange vor Harry Potter war, oder die Utensilien für Cowboy und Indianer, die Klassiker der späten 60er-Jahre.
Es folgte noch das eine oder andere Schulgschnas, aber so richtig wollte sich die Liebe zum Verkleiden nie einstellen. Das hat sich auf meine Söhne übertragen, die haben den Fasching auch abgehakt. Wenn die etwas von Faschingskostümen oder vom Maskieren hören, nehmen sie Reißaus. Mit dem 11. November verbinden sie und ich nicht den Beginn des Faschings, sondern das Martinsfest.
„Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, da unten leuchten wir.“Diese Zeilen fallen mir ein, wenn sich der 11. November jährt. Ich denke gerne an die Zeit zurück, als wir im Kindergarten die Laternen für den Umzug gebastelt haben. Und ich habe lebhaft in Erinnerung, wie wir mit unseren beiden Söhnen durch die Straßen rund um ihren Kindergarten und ihre Volksschule gezogen sind.
Wenn die Laternen mit den darin angezündeten Kerzen an den dünnen Holzstäbchen baumelten und die Kinderstimmen erklangen, wärmte das auch die Seele. Die Liebe zum flackernden Kerzenlicht ist meinen Söhnen geblieben. Kerzen gehörten in großer Zahl zur Grundausstattung, als sie im Vorjahr in ihre Wohnungen übersiedelten.
Kerzen, Laternen – hier schließt sich der Kreis zur Rheinmetropole Köln. Ihr Fußballclub, der 1. FC, von einem Wiener trainiert, trägt die rote Laterne in der Bundesliga. Stellen sich nicht bald Siege ein, werden die Fans im Kölner Dom ein paar Kerzen anzünden und um den Klassenerhalt beten müssen. Den Frohsinn der Kölner könnte aber selbst der Umzug in die zweite Liga nicht trüben – sie lassen über Köln nichts kommen: „Kölle Alaaf.“Narren haben’s gut.