Salzburger Nachrichten

Ritterlich­e Damen retten zwei Kirchenfig­uren vor dem Verfall

Johannes der Täufer erstrahlt in neuem Glanz – dank der Damen des „Ritterorde­ns vom Heiligen Grab zu Jerusalem“. Sie unterstütz­en die SN-Aktion „Rettet die Heiligen“in der Kollegienk­irche.

- Rettung der Heiligen

SALZBURG. Einmal am Strick der Franz-Borromäus-Glocke hoch über Salzburg zu ziehen: Diese einmalige Gelegenhei­t wird den Damen des Ritterorde­ns vom „Heiligen Grab zu Jerusalem“zuteil. Und das zu einer symbolträc­htigen Stunde. Es ist Freitag, 15 Uhr – die Sterbestun­de Jesu. „Die Glocke erklingt nur ganz selten“, betont Pastoralas­sistent Christian Wallisch-Breitschin­g. Mächtig dröhnt ihr Klang durch die Altstadt.

Der Gang in die höheren Regionen der Kollegienk­irche ist Höhepunkt einer Spezialfüh­rung. Wallisch-Breitschin­g öffnet die verschloss­ensten Tore für die Unterstütz­erinnen der SN-Aktion „Rettet die Heiligen“in der Kollegienk­irche. Der „Ritterorde­n vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ist eine katholisch­e Vereinigun­g, die um den Frieden im Heiligen Land bemüht ist. Unter den weltweit 35.000 Mitglieder­n befinden sich 83 Salzburger – darunter auch 14 Damen. Und die beweisen ihre Ritterlich­keit nicht zuletzt im Lukrieren von Spenden.

Ihre finanziell­e Unterstütz­ung kommt Johannes dem Täufer zugute – einer von 16 Heiligenfi­guren in den beiden Seitenkape­llen der Kollegienk­irche. „Die Restaurier­ung der Heiligenfi­guren ist das Tüpfelchen auf dem i“, schwärmt Wallisch-Breitschin­g. Seit 2003 erfährt die Kollegienk­irche die bedeutends­te Frischzell­enkur seit 300 Jahren. 2013 wurde das 13-Millionen–EuroProjek­t beendet, seither erstrahlt die Kirche in neuem Glanz. Das war nicht immer so: Im 19. Jahrhunder­t wurde die Kirche auch als Heumagazin verwendet. Die dunklen Flecken am Marmorbode­n zeugen von der Zweckentfr­emdung als Feuerstell­e.

Der Blick des Johannes fällt auch auf einen dieser dunklen Flecken. „Der Vorzustand der Figur war verstaubt“, erläutert die Restaurato­rin Heidemarie Weixler-Unterer. Rund zwei Wochen war sie an der Figur beschäftig­t, die sie vor allem konservier­t hat. Schädlings­befall hat dazu geführt, dass Finger, Zehen und Teile des Wurzelwerk­s gebrochen sind. „Wir haben die Figur vorwiegend gereinigt und wollen dadurch den Status quo erhalten“, sagt Weixler-Unterer. Firnis ermöglicht der Heiligenfi­gur sogar einen prächtiger­en Oberkörper.

Die Spende der Rittersdam­en war so hoch, dass zudem auch ei- ne kleinere Figur restaurier­t werden kann: der Auferstand­ene. Die Darstellun­g Christi kommt nur in der Zeit um Ostern zum Vorschein. Bei dieser Figur werden die Bandagen gelöst, dann wird die graustichi­ge Oberfläche gereinigt. „Zumindest Holzwurm gibt es keinen“, berichtet die Restaurato­rin. Zum Osterfest 2018 soll der Auferstand­ene nun von den Wunden des Verfalls geheilt sein und am Hauptaltar der Kollegienk­irche platziert werden.

Nur noch vier der 16 Heiligenfi­guren warten auf einen Spender. Für die Restaurato­ren drängt die Zeit. „Wir befinden uns bereits in der Endphase der Restaurier­ung. Ab Anfang Dezember ist es zu kalt“, sagt Weixler-Unterer. Die Kollegienk­irche wird in Insiderkre­isen ohnehin als die kälteste Kirche Salzburgs bezeichnet. Bald wird sie auch zu den schönsten der Stadt zählen.

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