12.000 Bauern liefern Fleisch für Burger
Mehr als 12.000 Landwirte in Österreich liefern auch an McDonald’s, den größten Burgerbrater des Landes. Die SN haben eine Landwirtsfamilie in Seekirchen besucht.
McDonald’s setzt für die Burger in Österreich auf heimisches Rindfleisch. Geschlachtet werden dafür Milchkühe.
McDonald’s benötigt nur das Vorderviertel
SEEKIRCHEN. Das Speckmoosergut von Elfriede und Manfred Huber in Seekirchen liegt auf einem kleinen Hügel unweit der Landesstraße nach Obertrum. In Zaisberg schweift der Blick über das Alpenvorland wie aus dem Bilderbuch. Grüne Wiesen ziehen sich über sanfte Kuppen, dort und da unterbrochen von ein paar Waldstücken.
Auf den 30 Hektar Wiesen stehen gut 40 Milchkühe. Die Bauersleute kennen ihre Tiere beim Namen. Mit der Nachzucht sind das rund 80 Stück Vieh. Sie leben in einem nagelneuen Stall, der sehr hell und hoch ist und überdies stark automatisiert. Manfred Huber hat sich für eine Lösung aus Fertigteilen entschieden. Im vergangenen Winter, als es einmal –23 Grad gehabt habe, sei die Temperatur im Stall nicht unter minus sechs Grad gefallen und die automatische Entmistung sei nicht ausgefallen, erzählt der Bauer stolz. Das hätten viele Berufskollegen nicht geglaubt. „Bei der Planung war unser Sohn immer dabei“, ergänzt Elfriede Huber. Der Junior besucht die Landwirtschaftsschule Ursprung im Nachbarort Elixhausen. Der Melkstand – kein Roboter – spielt alle Stückerl samt höhenverstellbarem Boden, in 40 Minuten kann eine Person ebenso viele Kühe melken.
Die Heumilch vom Speckmooser wird seit einigen Jahren an die Käserei Woerle in Henndorf, die größte Käserei des Landes in österreichischem Familienbesitz, geliefert – und zu Emmentaler, Gouda oder Bergkäse verarbeitet. Das Fleisch wird über die Erzeugergemeinschaft Salzburger Rind, die beim Rinderzuchtverband Maishofen angesiedelt ist, vermarktet.
Hier kommt McDonald’s ins Spiel. Der US-Konzern ist seit inzwischen 40 Jahren in Österreich tätig. Für viele wohl überraschend habe man hier von Beginn an auf rein österreichisches Rindfleisch gesetzt, betont das Unternehmen. Noch überraschender ist, wie viele heimische Bauern (auch) an McDonald’s liefern: Allein in Salzburg sind es derzeit rund 770 Betriebe, die am M-Rind-Programm teilnehmen und damit als Lieferanten für den US-Burgerbrater zugelassen sind. Die Haltungsbedingungen für die Rinder seien an jene der Molkereien angelehnt, erläutert eine Sprecherin der Burgerkette. Der Landwirt muss Mitglied beim Tiergesundheitsdienst sein, der etwa eine Minimierung der Tierarzneimittel zum Ziel hat. Alle Tiere müssen in Österreich geboren, gehalten und geschlachtet werden. Teilweise ist auch die Fütterung ohne Futter aus Pflanzen, die gentechnisch verändert wurden, vorgeschrieben. Das Programm M-Rind gibt es seit 2004. In ganz Österreich sind etwa 12.200 Landwirte bei M-Rind gelistet, erklärt Johannes Minihuber von der Österreichischen Rinderbörse in Linz. Bei schweren Schlachtkühen liege der zusätzliche Erlös für den Bauern deutlich über 100 Euro.
Doch die Kunden von McDonald’s essen auch jede Menge Pommes, Brot und Salat. In Summe mehr als 40.000 österreichische Bauern verkaufen Produkte auch an die Schnellrestaurantkette. Aus den kleinen Anfängen der 1970er-Jahre mit Fast Food nach Art der USA in der Alpenrepublik wurde längst der größte Systemgastronomieanbieter des Landes – in fast 200 Filialen betreuen rund 9600 Mitarbeiter jeden Tag mehr als 400.000 Kunden.
Hat eine Kuh vom Hof der Familie Huber aus Seekirchen ihre Schuldigkeit als Milchproduzentin getan, wird das Tier in Salzburg bei der Firma Alpenrind geschlachtet, die vor zehn Jahren den damaligen Schlachthof Salzburg übernommen hat. Alpenrind ist mit insgesamt 110 Mitarbeitern der größte Rindfleischproduzent Westösterreichs und vermarktet im Jahr das Fleisch von etwa 85.000 Rindern. Das Unternehmen ist eine Tochter der Firma OSI mit der Österreich-Zentrale in Enns. Diese wiederum gehört zum gleichnamigen US-Konzern aus Chicago, der bereits seit 1955 für McDonald’s produziert – mit 20.000 Mitarbeitern in 17 Ländern.
Von einem Rind kann McDonald’s nur einen bestimmten Teil brauchen – es ist das sogenannte Vorderviertel. Das seien rund 120 Kilo Fleisch, sagt Andreas Greisinger von OSI Österreich. Ein sogenanntes Patty für einen Burger wiegt knapp 50 Gramm, pro Vorderviertel sind das also knapp 2500 faschierte Laibchen. Heuer verarbeite OSI in Enns rund 11.200 Tonnen Rindfleisch, erklärt Greisinger. Davon seien etwa 6200 Tonnen für McDonald’s Österreich bestimmt, der Rest verteile sich auf Ungarn, Serbien, Kroatien sowie BosnienHerzegowina.