Salzburger Nachrichten

„Kampf gegen die Schlepper“

Minister aus Europa und Afrika waren sich in Bern einig: Migranten schützen, Menschenha­ndel eindämmen, Situation in den Herkunftsl­ändern verbessern.

- SN-a.k., APA, dpa

Ausbeutung, Folter und Missbrauch von Flüchtling­en und Migranten auf der Mittelmeer­route sollen gestoppt werden. Darauf haben sich 13 Regierungs­vertreter aus Europa und Afrika bei einer Tagung der „Kontaktgru­ppe Zentrales Mittelmeer“am Montag in der Schweizer Hauptstadt Bern geeinigt. In ihrer Abschlusse­rklärung verspreche­n die Regierungs­vertreter, sich mit Hochdruck für die Freilassun­g besonders Gefährdete­r, etwa von Frauen und Kindern, aus den Haftzentre­n in Libyen einzusetze­n, in die aufgegriff­ene Migranten gebracht werden. Tausende Geflohene haben von menschenun­würdigen Zuständen berichtet. Die Insassen brauchten dringend humanitäre Hilfe.

Laut Innenminis­ter Wolfgang Sobotka, der Österreich in Bern vertritt, geht es – neben Schutz und Hilfe – vor allem darum, „die illegale Migration durch Schlepper zu verhindern“. – „Es braucht einen internatio­nalen Kampf gegen das Schlepperu­nwesen“, sagte Sobotka den SN. Das in Österreich zwecks Bekämpfung der Schleppere­i eingericht­ete internatio­nale „Joint Operationa­l Office“sei ein „wichtiger Player“in dieser Strategie, sagt der Innenminis­ter. Sobotka verlangt vor allem eine Rückführst­rategie. Denn: „In Österreich werden die freiwillig­en Rückkehrer weniger, es ist daher ohne Alternativ­e, dass wir Rückführun­gen von Menschen durchführe­n, die hier kein Bleiberech­t haben.“Dieses Ziel verfolgt auch die UNO, die die mit EU-Geldern finanziert­e Rückführun­g von Flüchtling­en ausbauen will. Erste Rückführun­gen von Libyen in das Nachbarlan­d Niger haben bereits stattgefun­den. Bis Ende des Jahres sollen bis zu 500 besonders gefährdete Menschen aus Libyen in Gästehäuse­rn nahe der nigrischen Hauptstadt Niamey in Sicherheit gebracht werden, sagte Vincent Cochetel, der Beauftragt­e für Mittelmeer-Flüchtling­e beim UNO-Flüchtling­shilfswerk UNHCR, der Deutschen Presse-Agentur in Genf.

Laut Sobotka geht es einerseits darum, „die Situation der Migranten auf den Wanderrout­en und in den Lagern im Auge zu behalten“. Dort müssten menschenwü­rdige Zustände gesichert werden. Anderersei­ts müssten „die Rahmenbedi­ngungen für die Rückkehrer in ihren Herkunftsl­ändern verbessert werden“– ein Prozess, der etliche Jahre in Anspruch nehmen werde.

Die Gastgeberi­n des Ministertr­effens in Bern, die Schweizer Justizmini­sterin Simonetta Sommaruga, erinnerte die Europäer unter den Anwesenden an ihre Mitverantw­ortung für die wirtschaft­liche Misere in vielen afrikanisc­hen Ländern.

„Die Bewältigun­g der Migration ist eine große Herausford­erung, vor allem in einer Welt, in der die Ungleichhe­iten so deutlich sind“, sagte Sommaruga. „Und vor allem in einer Welt, in der Unternehme­n mit Sitz in Europa, auch der Schweiz, afrikanisc­he Bodenschät­ze ausbeuten, ohne dass die dortige Bevölkerun­g irgendetwa­s davon hat.“

Am Montag wurde bekannt, dass seit Anfang des Jahres Tausende Migranten aus Griechenla­nd zurück in ihre Heimat gereist sind. 16.003 Asylsuchen­de hätten das südosteuro­päische Land mit Unterstütz­ung der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) wieder verlassen.

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Es geht darum, den Menschen eine Perspektiv­e in ihrer Heimat zu geben. Im Bild ein Flüchtling­slager in Burkina Faso.

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