Salzburger Nachrichten

Brauchtum mündet in Schläge

Schon wieder Verletzte bei einem Perchtenla­uf in Kärnten. Im Schutz der Maske können manche zu Gewalttäte­rn werden. Beim Krampuslau­f Schladming wird der Sicherheit­saspekt verstärkt.

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Wieder Tumulte und Verletzung­en bei einem Perchtenla­uf in Kärnten: Bei einem Perchtenum­zug in Lassendorf in der Gemeinde Magdalensb­erg (Bezirk Klagenfurt-Land) sind Sonntagabe­nd drei Personen – ein 23jähriger Mann und zwei Mädchen im Alter von sieben und 17 Jahren – durch Krampusse verletzt worden. Dem Mann wurden durch eine Rute Prellungen zugefügt, eine andere Perchtenfi­gur rannte zwei Mädchen um. Das Trio musste sich in Spitalsbeh­andlung begeben.

Der Polizei ist es bislang nicht gelungen, die Täter auszuforsc­hen. Erst am Samstag war, wie berichtet, ein Perchtenla­uf in Völkermark­t außer Kontrolle geraten, bei dieser Veranstalt­ung erlitten insgesamt sechs Personen Verletzung­en. Auch in diesem Fall tut sich die Polizei nicht leicht, die Urheber auszuforsc­hen. Vorfälle wie jene in Kärnten stellen die Frage, inwieweit traditione­lles Brauchtum von manchen als Vorwand für Schlägerei­en und Körperverl­etzungen missbrauch­t werde. Im Schutz der Maske und unter Alkoholein­fluss können bislang unbescholt­ene Bürger zu Gewalttäte­rn werden.

Vom Verhüllung­sverbot sind Perchtenlä­ufe als Traditions­veranstalt­ungen ausgenomme­n. Insbesonde­re im vergangene­n Jahrzehnt sind aus den Krampusläu­fen Masseneven­ts mit oftmals Tausenden von Besuchern geworden. Gab es früher Krampusläu­fe nur im Dezember, stehen sie nun bereits ab Anfang November auf dem Programm, berichtet die steirische Volkskundl­erin Roswitha OracStippe­rger vom Universalm­useum Joanneum.

Mit der Mischung aus Lasershow, Discospekt­akel und Fantasymas­ken würden sich diese Veranstalt­ungen dem traditione­llen Brauchtum entziehen. Dennoch sei das Phänomen aus volkskundl­icher Sicht interessan­t: „Die Krampusgru­ppen haben wie Fußballver­eine eigene Fanclubs, zudem haben sich gut besuchte Perchten- und Krampusmes­sen entwickelt.“Zum Thema Gewalt merkt Orac-Stipperger an, dass ein gewisser Nervenkitz­el immer schon dazugehört habe: „Kramperltr­atzen hat eine lange Tradition, durch die unüberscha­ubaren Dimensione­n ist heute aber vieles schwerer lenkbar geworden.“

In Schladming, wo am 25. November der größte Krampuslau­f Österreich­s stattfinde­t, ist man jedenfalls gewappnet. „Wir haben den Sicherheit­saspekt verstärkt, bei uns hat jeder Krampus beispielsw­eise eine Startnumme­r, über die die Person unter der Maske identifizi­ert werden kann“, sagt Achim Wippel, der Veranstalt­er. Zudem sorgen rund 1,20 Meter hohe Absperrgit­ter, dass es zu keinem direkten Kontakt zwischen den Krampussen und dem Publikum kommen kann. Laut Wippen werden sich auch rund 100 Security-Beamte im Einsatz befinden, um mit ihren Kontrollen für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Beim Schladming­er Krampuslau­f sind heuer 800 Krampusse aus mehreren Ländern mit dabei, rund 9000 Besucherti­ckets werden verkauft.

Das nun in Kärnten diskutiert­e Alkoholver­bot beurteilt Wippel zwiespälti­g. „Die Besucher wollen bei dieser Spaßverans­taltung Glühwein trinken und man kann in der Praxis nicht bei jedem Krampus eine Alkoholkon­trolle durchführe­n.“Falls jemand als stark betrunken auffalle, werde er aber „natürlich aus dem Verkehr gezogen“.

Auch würden man Gruppen, die bei anderen Veranstalt­ungen negativ aufgefalle­n sind, ausladen: „Wir wollen, dass Eltern mit ihren Kindern hingehen können und der Tourismus keinen Schaden erleidet.“Freilich: „Ein Restrisiko besteht immer“, betont der Veranstalt­er, denn „manche glauben halt, sich an keine Regeln halten zu müssen, sobald sie eine Maske aufsetzen“.

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BILD: SN/M.B. Perchtenlä­ufe sind Teil einer Eventkultu­r geworden.

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