Thiem verliert Krimi zum Start in London
Österreichs Tennisstar durchlebt gegen Grigor Dimitrov eine Achterbahnfahrt. Gegen Nadal steht er nun bereits unter Siegzwang.
Es wurde das erwartet enge Duell, leider aber nicht der erhoffte Befreiungsschlag nach zuletzt schwachen Ergebnissen und Leistungen. Dominic Thiem hat das erste Gruppenspiel bei den ATP World Tour Finals der besten acht Tennisspieler gegen Grigor Dimitrov 3:6, 7:5, 5:7 verloren. Der Niederösterreicher wehrte sich nach Kräften, kämpfte sich nach Break-Rückstand im dritten Satz zurück, scheiterte gegen den Bulgaren letztlich aber an zu vielen unerzwungenen Fehlern. Damit ist klar: Gegen Rafael Nadal, der angeschlagen David Goffin 6:7(5), 7:6(4), 4:6 unterlag, muss am Mittwoch wohl ein Sieg her, um die Halbfinalchance zu wahren.
„Wir haben beide nicht unsere beste Leistung gebracht. Es waren viele unerzwungene Fehler dabei“, resümierte Thiem. Das Match startete auf bescheidenem Niveau. Thiem brachte nur jeden dritten Aufschlag und zu wenige Returns ins Feld. Jene entscheidenden Basisschläge, bei denen er zuletzt im Training eine Steigerung ortete, machten ihm das Leben schwer. So entschied Dimitrov, ohne zu glänzen, Satz eins für sich. Im zweiten Durchgang steigerte sich der Österreicher. Die rund 15.000 Zuschauer in der O2-Arena wollten mehr sehen – und sie bekamen mehr. Thiem begann sich zu pushen und nutzte seine allererste Breakchance bei 6:5 zum Satzausgleich. In der Box, in der neben seiner Familie auch Frankreichs Weltklassespielerin Kristina Mladenovic Platz nahm, sprang der sonst so stoische Trainer Günter Bresnik auf.
Der Showdown war angerichtet. Das Niveau wurde besser, die beiden lieferten sich nun längere Rallys und das Match lebte von der Spannung. Thiem konnte bei 2:2 zwei Breakchancen abwehren, bei 3:3 dann nicht mehr. Der Bulgare ging 4:3 in Führung. Mit dem Rücken zur Wand verkürzte Thiem auf 4:5. Und in Sachen Effizienz mangelte es nicht. Der 24-Jährige verwertete bei 30:40 auch seinen zweiten Breakball zum 5:5.
Doch wie gewonnen, so zerronnen. Zwei Minuten später kassierte Thiem neuerlich ein Break – zu null mit zwei Doppelfehlern. „Bei 5:5 so ein Game zu spielen, das darf nicht passieren“, urteilte Bresnik. „Ein schockierendes Aufschlagspiel“, wie Thiem feststellte, von dem er sich nicht mehr erholen konnte. Dimitrov servierte in einem umkämpften Game nach 2:21 Stunden aus. Bezeichnend mit einem unerzwungenen Fehler beendete Thiem das Match. Es war dies sein 33. bei 14 Winnern (und acht Assen) von der Grundlinie. Auch Dimitrov unterliefen nicht weniger als 44 Fehler.
„Von der Grundlinie war das für meine Verhältnisse nicht gut genug. Insgesamt aber war die Leistung okay, viel besser als in den vergangenen Wochen“, sagte Thiem. Dem stimmte der stets kritische Trainer zu: „Zu viele Fehler und zu wenig Druck. Aber gegen einen Dimitrov ist ein 5:7 im Dritten keine Schande. Es war Dominics bestes Match seit zwei Monaten.“
Gegen Nadal muss er sich aber noch einmal steigern. „Es ist noch nichts verloren. Ich habe noch Chancen auf das Semifinale und die will ich nutzen“, sagte Thiem. Der Satzgewinn könnte in der ausgeglichenen Gruppe noch viel wert sein. Zudem ist zu bezweifeln, ob Nadal, der offensichtlich von Knieschmerzen gehandicapt war, überhaupt antritt. Sein Ersatzmann wäre Landsmann Pablo Carreno Busta.