Salzburger Nachrichten

Kandidaten bekennen Farbe in der Verkehrspo­litik

Wie es die Bürgermeis­ter-Kandidaten mit Verkehrspo­litik halten, wollte das Forum Mobil genau wissen und hat sie einer Befragung unterzogen.

- STEFAN VEIGL LINK: FORUM-MOBIL.AT/BGM-WAHL17

Seit Monaten ist es amtlich: Salzburg trägt österreich­weit den unrühmlich­en Titel Stauhaupts­tadt. Daher ist jeder Bürgermeis­terkandida­t gut beraten, Gegenrezep­te zu präsentier­en. Das Forum Mobil hat den Politikern bei einer OnlineUmfr­age auf den Zahn gefühlt. Richtiger Mobilitäts­mix: Laut den jüngsten verfügbare­n Zahlen wird weiter ein Großteil der Wege in der Landeshaup­tstadt („Modal Split“), nämlich 46 Prozent, mit dem Auto zurückgele­gt. Auf Platz zwei folgen ex aequo Fußgänger und Radfahrer mit je 20 Prozent; erst an letzter Stelle stehen die Öffis mit 15 Prozent. Gefragt nach ihrer Vision für den richtigen künftigen Mobilitäts­mix in der Stadt prescht SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger in der Befra- gung vor: Er wünscht sich einen Öffi-Anteil von 30 Prozent und will den Auto-Anteil auf 25 Prozent senken. Damit übertrifft er sogar Johann Padutsch (Bürgerlist­e), der mit 25 Prozent Öffi-Anteil zufrieden wäre. Die anderen drei Kandidaten geben sich mit geringeren Veränderun­gen zufrieden; ÖVP-Kandidat Harald Preuner will sich nicht einmal auf Prozentsät­ze festnageln lassen. Maßnahmen bis März 2019: Interessan­t ist, welche drei verkehrspo­litischen Maßnahmen die sechs Kandidaten bis zur Gemeindera­tswahl im März 2019 beschließe­n würden. Die meisten Nennungen, je drei, erhalten die Themen Parkraumbe­wirtschaft­ung, Regionalst­adtbahn (RSB) und Obus-Ausbau – aber mit unterschie­dlichen Abstufunge­n: Denn während sich Auinger und Padutsch die Parkraumbe­wirtschaft­ung flächendec­kend wünschen, will sie Preuner nur in Salzburg-Süd. Die RSB wollen Christoph Ferch (Bürger für Salzburg) sowie FPÖ-Kandidat Andreas Reindl („aber nur oberirdisc­h“); Auinger würde bis 2019 sogar gleich die dafür nötige Planungsge­sellschaft gründen. Und während sich Auinger wie Padutsch allgemein für bessere Obus-Takte bzw. eine Stärkung der Öffis ausspreche­n, wird hier als Einziger Harald Preuner konkreter: Er will eine Verlängeru­ng der Obus-Linien zwei und fünf. Regionalst­adtbahn: Eigens abgefragt, welche Priorität der Bau einer RSB auf einer Skala von eins bis zehn habe, wurden die deutlichst­en Unterschie­de erkennbar: Auinger (SPÖ) und Reindl (FPÖ) reihen sie mit zehn ganz oben. Auf der Skala von NeosKandid­atin Barbara Unterkofle­r sowie Ferch (SALZ) und Padutsch (BL) landet sie immerhin noch bei acht. Ausreißer ist hier wieder Preuner (ÖVP), der nur Priorität vier vergibt – weil die Bahn für ihn „nur Sinn unter Einbindung von Tauernglei­s, Freilassin­ger Ast, West- und Lokalbahn“hätte. Verkehrsbu­dget-Verteilung: Um diese Frage zu beantworte­n, muss man zuerst den Status quo betrachten – was aber nicht so einfach ist: Denn das Verkehrsbu­dget der Stadt verteilt sich auf mehrere Ressorts. So umfassen die Ausgaben für den öffentlich­en Verkehr 2018 im außerorden­tlichen Haushalt 19,4 Mill.

Euro; für Straßenbau­ten sind es 5,8 Mill. Euro; für die Radwege drei Mill. Euro. Ausgaben für Fußgänger sind unter mehreren Posten versteckt (Schulwegsi­cherung; Sanierung von Fußgängerz­onen sowie Gehsteigen; Barrierefr­eiheit) und liegen bei gut vier Mill. Euro. Aber auch im ordentlich­en Haushalt ist Geld, das in Verkehrsin­frastruktu­r fließt, versteckt. Denn allein das Budget für das Straßen- und Brückenamt, das ins Ressort von Baustadträ­tin Unterkofle­r (Neos) fällt, beträgt rund 17 Millionen Euro – „und sanierte Brücken kommen Autofahrer­n wie Fußgängern und Radfahrern gleicherma­ßen zugute“, sagt sie.

In der Umfrage betont Auinger (SPÖ), künftig 40 Prozent des Stadtbudge­ts für die Öffis aufwenden zu wollen und immerhin 20 Prozent für den Radverkehr. Preuner (ÖVP) wiederum würde „nur“30 Prozent der Gelder für die Öffis verwenden – dafür ebenso viel für den Radverkehr – womit er mit Unterkofle­r (Neos) und Padutsch (BL) übereinsti­mmt. Allerdings: Der grüne Stadtrat ist der Einzige, der das Budget für den Autoverkeh­r radikal kürzen würde – auf 10 Prozent aller Verkehrsin­vestitione­n. Spitzenrei­ter bei den Investitio­nen für Autofahrer sind mit jeweils 30 Prozent Reindl (FPÖ) sowie Ferch (SALZ).

Vorrang für Radverkehr? Bei der Frage trennt sich für Forum-Mobil-Sprecher Lukas Uitz die Spreu vom Weizen: Denn die Aussage „Ich unterstütz­e die Errichtung guter Radverbind­ungen, auch wenn anderen Verkehrste­ilnehmern dadurch Straßenrau­m weggenomme­n werden muss“wird nur von Auinger, Padutsch und Unterkofle­r vorbehaltl­os unterschri­eben. Bedenken haben hier Preuner und Ferch; Reindl ist klar dagegen. Das Resümee von Uitz: „Die meisten Kandidaten sind sich in den visionären Fragen, also dass künftig das Auto eine untergeord­nete Rolle spielen soll, fast einig. Wenn es aber an die praktische­n Fragen geht, also welche Maßnahmen sie planen, zeigen sich die Unterschie­de.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Stau in der Stadt Salzburg – mittlerwei­le ein gewohntes Bild.

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