Salzburger Nachrichten

Tiere verendeten auf Bauernhof

Thalgauer Familie vor Gericht: Hof geriet nach Brand ins Visier der Polizei.

- Prozess in Salzburg

Eigentlich wollte die Polizei die Ursache eines Großbrands klären, gefunden haben die Ermittler im Februar dieses Jahres auf einem Thalgauer Bauernhof 28 verendete Tiere. Weiters entdeckten Beamte auf dem Hof mehrere illegale Waffen. Am Montag musste sich die vierköpfig­e Bauernfami­lie nun vor dem Salzburger Landesgeri­cht verantwort­en.

Einem Abschlussb­ericht der Polizei zufolge waren die Tiere aufgrund von Misshandlu­ngen, vermindert­er Fütterung und Tränkung sowie wegen diverser Erkrankung­en verendet. Allerdings waren einige Tiere laut Staatsanwa­ltschaft derart skelettier­t oder mumifizier­t, dass die Todesursac­he nicht mehr feststellb­ar war. Aber: Laut einem Gutachten sind zumindest vier Kaninchen, fünf Hühner, ein Meerschwei­nchen sowie ein Pfau bereits vor dem Feuer verstorben.

Laut Anklage sollen die beiden Bauernsöhn­e für den Tod der elf Tiere verantwort­lich sein. Er habe noch nie ein Tier gequält, sagte der jüngere der Brüder vor Gericht. Er habe nicht gewollt, dass die Tiere sterben. Für das Füttern sei er zuständig gewesen. „Ich sehe aber ein, dass da einiges nicht gepasst hat.“Richter Philipp Grosser stellte das Verfahren gegen den 34-Jährigen vorläufig ein. Der Beschuldig­te muss jedoch 80 Sozialstun­den leisten.

Der zweite Bruder bekam einen Freispruch. Das Gericht hielt es für erwiesen, dass er nicht für die Versorgung der Tiere verant- wortlich sei. „Er kümmert sich nicht um die Fütterung, sondern um die Gerätschaf­ten“, sagte Markus Warga, der Verteidige­r der Familie.

Bereits im Jahr 2011 hatte es auf dem Hof der Familie gebrannt. Damals fand man ein riesiges illegales Waffendepo­t. Der Besitzer des Bauernhofs musste sich wegen Verstoßes gegen das Waffengese­tz verantwort­en. Er musste damals eine Geldstrafe in Höhe von 3600 Euro bezahlen. Zudem erhielt der 68-Jährige ein Waffenverb­ot. Nach dem zweiten Brand in diesem Jahr stellte die Polizei erneut mehrere Pistolen und Gewehre sicher. „Ich habe die Waffen zufällig beim Ausräumen eines Kastens wiedergefu­nden“, sagte der Landwirt. Diese sollen noch aus dem illegalen Waffendepo­t stammen. Er habe leider verabsäumt, den Fund der Polizei zu melden. „Das wäre der richtige Weg gewesen. Ich weiß nicht, warum ich das damals nicht gemacht habe.“Er habe jedenfalls seit dem Waffenverb­ot kein Gewehr mehr angefasst. Er nahm das Diversions­angebot des Richters an, wonach er eine Geldbuße von 1000 Euro zahlen muss. Zahlt der Mann den Betrag ein, wird das Verfahren eingestell­t.

Vorläufig eingestell­t ist der Prozess gegen die 67-jährige Mutter der beiden Brüder. Sie hatte laut Anklage ihrem Lebensgefä­hrten Zugriff zu den Waffen verschafft, da die Gewehre und Pistolen auf sie registrier­t waren. „Die Frau war nur untergeord­net an der Tat beteiligt und nicht die treibende Kraft dahinter“, sagte Richter Grosser. Die Urteile sind noch nicht rechtskräf­tig – die Staatsanwa­ltschaft erbat sich Bedenkzeit.

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