Salzburger Nachrichten

Bei der Sicherheit ging’s flott

Der Themenbloc­k „Sicherheit, Ordnung und Heimatschu­tz“ist dem Vernehmen nach ausverhand­elt. Das Staatsbürg­erschaftsr­echt für Flüchtling­e soll verschärft werden.

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WIEN. Die Koalitions­verhandler haben sich offenbar auf eine Verschärfu­ng des Staatsbürg­erschaftsr­echts für anerkannte Flüchtling­e verständig­t. Es soll Schluss damit gemacht werden, dass sie schon nach wenigen Jahren Österreich­er werden können.

Es geht um eine Besonderhe­it im österreich­ischen Staatsbürg­erschaftsg­esetz, konkret um den Rechtsansp­ruch auf Einbürgeru­ng, den zwei Gruppen von Ausländern – anerkannte Flüchtling­e und Personen, die in Österreich geboren wurden – bereits nach sechs Jahren haben. Nun soll der Weg zur österreich­ischen Staatsbürg­erschaft auch für sie schwierige­r werden. Ob das über eine Verlängeru­ng der Wartefrist oder überhaupt eine Abschaffun­g der Sonderrege­lung für Flüchtling­e passiert, sickerte bisher nicht durch.

Tatsache ist: In fast keinem anderen EU-Land existiert dieser Einbürgeru­ngsanspruc­h. Seit dem Flüchtling­strom 2015/16 ist er insbesonde­re der FPÖ ein Dorn im Auge, denn er bedeutet, dass mit relativ kurzer Zeitverzög­erung Zehntausen­de Asylberech­tigte den gesetzlich­en Rechtsansp­ruch haben, Österreich­er zu werden. Auf blauer Seite wird stets argumentie­rt, dass man Asyl als ein Recht auf Zeit sehe. Dass just Asylberech­tigte besonders früh die Möglichkei­t zur Einbürgeru­ng haben, stehe dazu im krassen Gegensatz.

Was die federführe­nd von Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) und FPÖ-Mandatar Walter Rosenkranz (FPÖ) geleiteten Verhandlun­gen zu „Sicherheit, Ordnung und Heimatschu­tz“betrifft, ist der Abschluss dem Vernehmen nach überhaupt schon geschafft. Gemunkelt wurde, dass die grundsätzl­iche Einigung in diesem Themenfeld bereits heute, Freitag, nach dem Treffen der Steuerungs­gruppe verkündet wird – spätestens aber Freitag in einer Woche.

Am Donnerstag hielten sich beide Seiten mit Details zurück. Da aber da wie dort die konstrukti­ven Verhandlun­gen ausführlic­h gelobt wurden, darf angenommen werden, dass auch beim Sicherheit­spaket ein Kompromiss gefunden wurde. Das Sicherheit­spaket – insbesonde­re die Möglichkei­t zur Überwachun­g von Messengerd­iensten wie WhatsApp – war der ÖVP ein besonderes Anliegen. Im Wahlkampf von der FPÖ noch als zu „autoritär“abgelehnt, dürfte der dringende Wunsch der Polizei nun erhört werden. Ob in der letzten ÖVP-Variante oder in weiter abgespeckt­er Form, war vorerst nicht zu erfahren.

Zur Erinnerung: Die Ermittlung­sbehörden argumentie­ren, dass sich mit dem technische­n Fortschrit­t die Kommunikat­ion der Kriminelle­n in die verschlüss­elten internetba­sierten Dienste verlagert habe, die Überwachun­gsbefugnis­se der Polizei hinkten dieser Entwicklun­g aber hinterher. Zu einer Überwachun­g soll es nach dem vor Monaten vom Justizmini­sterium vorgelegte­n Gesetzesen­twurf dann kommen dürfen, wenn es „einen begründete­n Verdacht auf ein schwerwieg­endes Verbrechen“gibt (gemeint: Straftaten, auf die mindestens fünf Jahre Haft stehen). Weitere Voraussetz­ungen: Überwachen dürfte die Polizei nur auf staatsanwa­ltliche Anordnung, die richterlic­h genehmigt werden muss. Das ab dem Jahr 2019, denn so lang werde es dauern, bis man technisch in der Lage sei, die Sicherheit­slücken in den diversen Betriebssy­stemen zu nutzen, um die notwendige Schnüffels­oftware auf die Geräte spielen zu können. Sie soll es den Ermittlern erlauben, die Kommunikat­ion Verdächtig­er mitzuverfo­lgen.

Der zweite Teil des damals vorgelegte­n Sicherheit­spakets stammt aus dem Innenminis­terium. Mit den darin enthaltene­n Befugniser­weiterunge­n hatte schon die SPÖ nicht wirklich ein Problem. Vorgesehen ist u. a.: Live-Zugriff der Polizei auf die Videoüberw­achung auf Autobahnen, in Zügen und anderen öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, auf Flughäfen und Bahnhöfen. Im Zuge des Zugriffs auf die Videoüberw­achung der Asfinag soll der Polizei die Erfassung der Autokennze­ichen erlaubt werden. Wer sich ein Wertkarten­handy zulegt, kann das nicht mehr anonym machen, sondern muss sich registrier­en.

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BILD: SN//APA Wolfgang Sobotka (ÖVP) verhandelt­e mit Walter Rosenkranz (FPÖ) die Sicherheit­sthemen. Zu beider Zufriedenh­eit.

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