Salzburger Nachrichten

Kanzlerin Merkel zwischen Sein und Schein

Klimawande­l ist eine „Schicksals­frage für die Menschheit“, doch auch die Braunkohle ist heilig.

- SN-strick, dpa

Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Erderwärmu­ng auf der Weltklimak­onferenz in Bonn als „Schicksals­frage“für die Menschheit bezeichnet. Sie blieb jedoch unkonkret, wie und wann Deutschlan­d aus der sehr klimaschäd­lichen Kohlenutzu­ng aussteigen werde. Kohle und insbesonde­re die Braunkohle müssten einen „wesentlich­en Beitrag“zur Erfüllung der Klimaziele leisten, sagte sie. „Aber wie genau das ist, das werden wir in den nächsten Tagen miteinande­r ganz präzise diskutiere­n müssen.“Das Thema gehört zu den am heftigsten umstritten­en bei den Jamaika-Sondierung­en von CDU, CSU, FDP und Grünen in Berlin. Vor allem die Bayernpart­ei CSU verteidigt die Kohleverst­romung hartnäckig. Notwendig ist Kohlestrom nicht. Selbst das Wirtschaft­sministeri­um hält einen geordneten Rückzug für möglich, ohne die Versorgung­ssicherhei­t zu gefährden.

Deutschlan­d hat mittlerwei­le die Führungsro­lle in der Klimapolit­ik eingebüßt. In Bonn bildete sich am Donnerstag auf Initiative von Großbritan­nien und Kanada eine internatio­nale Allianz für den Kohleausst­ieg, der 25 Länder angehören, darunter auch Österreich. Frankreich hat den Ausstieg bereits vor einiger Zeit für 2021 angekündig­t. Großbritan­nien verzichtet 2025. Die Abkehr von der Kohleenerg­ie sei der richtige Schritt, sagte Kanadas Umweltmini­sterin Catherine McKenna am Donnerstag. „Das schulden wir unseren Kindern“, betonte sie.

Der „Powering Past Coal Alliance“gehören unter anderen Frankreich, Italien, Finnland, Mexiko, Portugal, Costa Rica und die Marshall-Inseln an.

Heute, Freitag, endet die Klimakonfe­renz. Hauptaufga­be war die Ausarbeitu­ng eines Entwurfs eines sogenannte­n Regelbuchs für die mehr als 190 Unterzeich­nerstaaten des Pariser Abkommens. Dieses Regelwerk soll die Umsetzung der Reduktions­verpflicht­ungen und vor allem ihre Kontrolle vereinheit­lichen und begleiten.

Beschlosse­n werden soll es bei der nächsten Konferenz 2018 im polnischen Kattowitz.

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