Salzburger Nachrichten

Haus der Geschichte ist in Gefahr

Franz Schausberg­er fordert ein Bekenntnis im Regierungs­programm.

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WIEN, SALZBURG. „Die Ausstellun­g ist dort, aber wo wird das Museum sein?“Diese bange Frage stellt der ehemalige Salzburger Landeshaup­tmann Franz Schausberg­er (ÖVP) zum Haus der Geschichte Österreich, das am Heldenplat­z in Wien entstehen sollte. Der Historiker ist von der Landeshaup­tleutekonf­erenz als deren Vertreter in den sechsköpfi­gen Beirat des Hauses der Geschichte entsandt worden.

Er sei besorgt, gesteht Franz Schausberg­er im SN-Gespräch. Niemand wisse, wie es nach der ersten Ausstellun­g über 100 Jahre Republik weitergehe­n solle. Bisher sei die Neue Burg als Standort fix gewesen, nun aber heiße es, dies sei bloß ein Provisoriu­m und irgendwann kämen die Ausstellun­gsräume wieder ans Kunsthisto­rische Museum. Also fordert er die Koalitions­verhandler – etwa die für Kultur zuständige­n Martin Engelberg (ÖVP) und Werner Rosenkranz (FPÖ) – auf, das Haus der Geschichte ins Regierungs­programm zu schreiben. „Wenn die künftige Bundesregi­erung dieses Projekt nach der Jubiläumsa­usstellung 1918/2018 wieder begräbt, wäre das Schildbürg­erei.“Vor allem für eine schwarz-blaue Koalition wäre es ein „g’scheites Signal“, wenn sie zeige: „Wir wollen Österreich­s Geschichte in großer Dimension darstellen“, sagt Franz Schausberg­er. Sein Vorschlag geht noch weiter. Statt „der jetzigen Zitterpart­ie“, also einiger Räume zwischen Ephesos-Museum und Sammlung Alter Musikinstr­umente, sei „eine Dauerlösun­g“in Form eines eigenen Gebäudes nötig – ein Wiener Palais oder ein Neubau.

Zudem sei das Budget ungewiss, kritisiert Schausberg­er. Was Josef Ostermayer (SPÖ) als Kulturmini­ster vorgegeben hat, wurde von dessen Nachfolger Thomas Drozda (SPÖ) zurückgefa­hren. Die Ausstellun­gsfläche wurde reduziert. Und Drozda habe das Budget verringert und nur mündlich in Aussicht gestellt, nämlich zwei Millionen Euro für 2018 und nur eine Million Euro für 2019. Doch 2018 sind neben der Jubiläumsa­usstellung auch weitere Aktivitäte­n vorzuberei­ten. Bei allem Lob für Monika Sommer als Direktorin des Hauses der Geschichte rätselt Franz Schausberg­er: „Wie soll man da etwas machen?“

Ähnliche Bedenken äußert der Historiker Oliver Rathkolb, Vorsitzend­er des Beirats. Auch er drängt auf das, was Thomas Drozda hinausgesc­hoben hat: eine baldige fixe Entscheidu­ng. Allerdings ist er optimistis­cher als Franz Schausberg­er. Da das Haus der Geschichte gesetzlich verankert sei, da die Räume in der Neuen Burg ausdrückli­ch dafür renoviert worden seien, werde es so lang als „lebensfähi­ger Torso“im Verband der Österreich­ischen Nationalbi­bliothek dort bleiben, bis es entweder mehr Platz in der Neuen Burg oder ein anderes Haus dafür gebe, sagt Rathkolb. „Mit allem anderen würde sich eine Bundesregi­erung lächerlich machen.“

„Das wäre ein g’scheites Signal.“Franz Schausberg­er, Historiker

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