Denn für das Leben lernen wir, auch im Schauspielhaus
Für die Elternvertreter der 4b ist die Sache klar: Frau Müller muss weg. Die Lehrerin, die die Kleinen bis in die höheren Schultypen begleitet und geformt hat, habe pädagogisch versagt, nichts laufe mehr rund beim Lernerfolg und in der Klassengemeinschaft. Das Opfer, von freundlichem, zugewandtem Engagement durchdrungen, fällt aus allen Wolken.
Ins Schauspielhaus Salzburg hat Bühnenbildner Gernot Sommerfeld einen ziemlich echten Turnsaal gebaut, und Regisseurin Karin Koller macht das einzig Richtige, das man bei den zahlreichen Stücken des erfolgreichsten und meistaufgeführten deutschen Bühnenautors Lutz Hübner und seiner Ko-Autorin Sarah Nemitz tun kann. Sie lässt den – durchaus bitter grundierten – Komödienrenner „Frau Müller muss weg“laufen, wie er im Buch steht. Denn dieses ist, mit seinen pointierten Dialogen und exakt sitzenden Pointen, seiner straffen und doch überraschende Volten schlagenden Dramaturgie von realistischem Wiedererkennungswert.
Daraus kann man keine „Kunst“machen, sehr wohl aber einen skurrilen und zugleich stets nachdenklichen 75-Minuten-Theaterabend. Tempo und Timing stimmen perfekt, ebenso die bis ins kleinste Detail genau beobachteten Charakterzeichnungen (samt haarscharf übergenau passenden Kostümen) vom ersten Moment an.
Und das brillante Darsteller-Sextett kann sich auf dem Entlarvungsund Selbstentlarvungsparcours mit entspannter Konzentration und hoch dosiertem Spieltemperament bewegen, je nachdem implodieren oder explodieren, sich zwanghaft kontrollieren, verdruckst verstecken oder verzweifelt aus sich herausgehen. Denn es geht nicht (nur) um die Schule, sondern um das – eigene – Leben. Susanne Wende (als hoch engagierte Frau Müller), Bülent Özdil und Ute Hamm (als kontroversielles Ehepaar Jeskow) und die tragi-grotesken Einzelkämpfer im Elternrat Christiane Warnecke, Juliane Schwabe und Frederic Soltow: exzellent. Ein Ensemble wie aus einem Guss.
Theater: „Frau Müller muss weg“von Lutz Hübner und Sarah Nemitz. Schauspielhaus Salzburg. Bis 7. 1. 2018.