Salzburger Nachrichten

Rodin hat Hofmannsth­al und Rilke inspiriert

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„Der Mensch und sein Genius“ist eine sonderbare Bronzestat­uette. Denn der „Mensch“ist ein muskulöser nackter Mann; und aus diesem wächst eine nackte Frau, noch kopflos, allerdings mit einem Flügel, den sie aus dem Gehirn des Mannes bezieht. „Sein Genius“ist also weiblich? Diese Figur von August Rodin ist aus zwei weiteren Gründen bemerkensw­ert. Sie steht ab heute, Freitag, dem 100. Todestag ihres Schöpfers, im Zentrum einer neuen Ausstellun­g in Berlin. Und: Zwanzig Jahre sei „Der Mensch und sein Genius“auf dem Schreibtis­ch Hugo von Hofmannsth­als in Rodaun gestanden, um den österreich­ischen Autor zu inspiriere­n, heißt es in den Erläuterun­gen der Alten Nationalga­lerie. Als Hofmannsth­al in Finanznot gekommen sei, habe Rainer Maria Rilke den Verkauf an einen Schweizer Sammler vermittelt. Von dort gelangte sie später nach Berlin.

Wie sehr Rainer Maria Rilke den französisc­hen Bildhauer verehrt hat, dass er diesem sogar jahrelang als Privatsekr­etär gedient hat, ist in einem soeben erschienen­en Büchlein nachzuscha­uen und nachzulese­n, das Rilkes Texte zu dem vereint, was ihn von Rodins Werk am meisten beeindruck­t hat: die „mit jagender Sicherheit gezeichnet­en“Akte. Rilke staunte da über „die Melodie eines einzigen vibrierend­en Umrisses, aus dem sich mit unvergeßli­cher Reinheit eine Gebärde erhebt“oder über „die Kraft des Ausdrucks“und „alle Unmittelba­rkeit, Wucht und Wärme eines geradezu animalisch­en Lebens“. Ausstellun­g:

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