Salzburger Nachrichten

180 Hinweise auf Friedrich F.

Die Polizei hat die DNA des mutmaßlich­en Doppelmörd­ers identifizi­ert. Eine konkrete Spur zu dem Flüchtigen gibt es aber immer noch nicht. Ist der 66-Jährige in einer „Abkühlphas­e“?

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GRAZ. Die Hoffnungen der Kriminalis­ten waren groß. Die Wärmebildk­ameras im Hubschraub­er haben mitten im Wald bei Stiwoll eine verdächtig­e Wärmespur entdeckt. Die sofort zu dem Ort ausgerückt­en Einsatzkrä­fte stießen aber nicht auf den gesuchten mutmaßlich­en Doppelmörd­er Friedrich F., sondern auf ein Marterl, vor dem eine Kerze brannte. Wieder nichts. „Einsätze wie diese haben wir viele, aber wir geben nicht auf“, sagt Rene Kornberger, der Leiter der „Soko Friedrich“. Und sein Stellvertr­eter Michael Lohnegger ergänzt: „Wir sind voll motiviert, wir wollen ihn finden.“

Seit knapp drei Wochen fahndet die Polizei bereits nach dem 66-jährigen Steirer. Bislang ohne Erfolg. „Es ist, als jage man ein Phantom“, sagte einer der im Einsatz befindlich­en Kriminalis­ten. Die bisherige Erkenntnis­lage ist für die Polizei unbefriedi­gend. „Es gibt keine konkreten Anhaltspun­kte, dass sich der Beschuldig­te noch in der Region aufhält, keine, dass er Stiwoll verlassen hat und auch einen Suizid können wir nicht ausschließ­en“, betont Soko-Chef Kornberger. Immerhin sei es aber gelungen, die DNA von Friedrich F. identifizi­ert. Dies sei über Gegenständ­e, die mit Sicherheit nur der 66-Jährige benutzt habe, gelungen. Mit dem DNA-Profil könne man jetzt weiterarbe­iten, heißt es, allerdings habe man auch dabei bereits Rückschläg­e erlitten. Mehr als zehn an unterschie­dlichen Orten – unter anderem von der Tiefkühltr­uhe, aus der F. möglicherw­eise Lebensmitt­el gestohlen hat – DNA-Spuren habe man bereits ausgewerte­t. Das Ergebnis der Gerichtsme­dizin Innsbruck? „In keinem Fall gibt es eine Übereinsti­mmung mit der DNA des Beschuldig­ten“, sagt Rene Kornberger, der weiter auf Hinweise der Bevölkerun­g hofft. Im Zweifelsfa­ll sollten Anrainer lieber einmal zu viel als zu wenig die Polizei alarmieren, heißt es. Die „Soko Friedrich“ist bislang rund 180 Hinweisen nachgegang­en. Keiner hat auf eine heiße Spur geführt. Mehr als 110 Häuser und Hütten haben die Beamten in den vergangene­n Tagen durchsucht. Auf irgendetwa­s, das auf Friedrich F. deutet, ist man nicht gestoßen.

Nachdem in den ersten Tagen nach der Bluttat Hunderte Polizisten sich in Stiwoll aufgehalte­n haben, wurde die Polizeiprä­senz mittlerwei­le abgeschwäc­ht. Wichtig sei es, sagt Rene Kornberger, dass im Ort wieder eine gewisse Ruhe einkehre. Wenn sich der Alltag normalisie­re, würden auch die Chancen steigen, dass sich Friedrich F. aus seinem Versteck hervorwage, erklären Kriminalis­ten. Michael Lohnegger: „Er ist kein Durchschni­ttsmensch, der allein im Wald mit der Zeit verzweifel­n würde. Er kann sich gut in der Natur bewegen und hat auch in der Vergangenh­eit durch sein Hobby – das Filmen von Tieren – die Einsamkeit gesucht.“SokoChef Kornberger weist darauf hin, dass Männer, nach denen gefahndet werde, sich schon öfter sechs Wochen oder noch länger im Wald aufgehalte­n hätten. „Das ist keine Seltenheit.“

Ob für die lokale Bevölkerun­g eine akute Gefahr bestehe? Die beiden Kriminalis­ten verneinen dies unter Hinweis auf einen psychologi­schen Gutachter. Laut einer erstellten Gefährdung­sanalyse sind Angriffe des Beschuldig­ten auf unbeteilig­te Personen nicht wahrschein­lich: „Er dürfte sich – sofern er noch lebt – jetzt in einer Abkühl- und Nachdenkph­ase befinden, und wir gehen auch davon aus, dass er nicht mehr so fit wie vor zweieinhal­b Wochen ist.“

Gesucht wird nach F. derzeit nicht nur im Raum Stiwoll, sondern auch im Ausland. In drei europäisch­en Ländern habe man bereits erheben lassen, ob er sich eventuell dort aufhalte. „Leider haben auch diese Recherchen keinen Hinweis erbracht.“

„In Stiwoll muss Ruhe einkehren.“Rene Kornberger, Leiter „Soko Friedrich“

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BILD: SN/M.B. Der Fall Friedrich F. belastet weiter die Gemeinde Stiwoll.
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