Das lange Warten hatte ein Ende
Kollektive Freude nach 36 Jahren ohne eine Fußball-WM: Peru ist im Ausnahmezustand nach ungewöhnlicher Unterstützung.
Nach dem Abpfiff des WM-Play-off-Duells zwischen Ozeanien-Sieger Neuseeland und Peru war die Welt in Lima eine andere. Die Anden-Fußballer hatten sich am Donnerstag nach einem torlosen Remis im Hinspiel mit dem 2:0-Heimsieg zur WM 2018 nach Russland geschossen. Was danach folgte, war ein kollektiver Rausch des 32-Millionen-Landes. Eine Euphorie so groß, dass an diesem epochalen 16. November gleich ein Feiertag ausgerufen wurde. Peru fährt zum ersten Mal nach 36 Jahren wieder zu einer Fußball-WM.
Den Erfolg im Play-off hatte eine entschlossene Mannschaft klargemacht, die sogar bei diesem Entscheidungsspiel auf ihren wegen Dopingverdachts gesperrten Kapitän Paolo Guerrero verzichten musste. Aber Jefferson Farfán traf schon in der 27. Minute zum 1:0. Der ehemalige Schalke-Angreifer, nun bei Lok Moskau unter Vertrag, brach nach seinem Treffer mit dem Trikot von Guerrero in der Hand in Tränen aus. Christian Ramos beseitigte in der 65. Minute nach einem Eckball dann alle Zweifel.
„Ein Traum wird wahr, nun ist es Zeit, zu feiern“, sagte Flügelspieler Christian Cueva. Der Profi vom FC São Paulo war an beiden Treffern beteiligt. Seit zehn Spielen ist Peru nun ungeschlagen. „Mission erfüllt, danke schön“, sagte Teamchef Ricardo Gareca. Der ehemalige argentinische Teamstürmer hatte die WM 1986 – als seine Heimat den Titel holte – verpasst. Nun hat es der 59-Jährige mit dem Spitznamen „Der Tiger“doch noch zum Weltturnier geschafft.
Gareca übernahm Peru 2015, im selben Jahr standen die Weiß-Roten bereits im Semifinale der Copa América. Der Start in die WM-Qualifikation verlief aber mehr als holprig. Aus den ersten sieben Spielen schaute nur ein Sieg heraus. Das 0:2 in Bolivien wurde aber 3:0 für die Peruaner strafverifiziert. Danach starteten sie ihre Serie, die sie auf Rang fünf der Südamerika-Tabelle und damit ins Play-off führte.
Inwiefern Peru die geistliche Unterstützung half, bleibt dahingestellt. Am Tag vor dem Spiel waren die Schamanen in Lima wieder ausgerückt, um den Gegner mittels Ritualen zu verfluchen. Dabei kreiste auch eine Schlange über dem Mannschaftsfoto der Neuseeländer. „Wir haben unseren Inka-Haka aufgeführt und sind sicher, dass Peru gewinnen wird“, betonte Oberschamane Juan Osco deshalb bereits vor dem Match.
Gegen Neuseeland war Peru im Duell des 122. der FIFA-Weltrangliste mit dem Zehnten klarer Favorit. Die heimischen Fans hatten dem Entscheidungsspiel in Lima seit Tagen entgegengefiebert. Das Arbeitsministerium hatte erklärt, dass der Donnerstag im Falle der WM-Teilnahme ein Feiertag sei. Das sei notwendig, um einen angemessenen Ablauf der Feierlichkeiten zu garantieren.
Für Peru ist es die fünfte WMTeilnahme, die erste seit 1982. Die beste Vorstellung lieferte die Anden-Nation 1970 in Mexiko ab, als im Viertelfinale gegen den späteren Champion Brasilien Endstation war.
Viele Peruaner machten die Nacht zum Tag. Während große Nationen wie Italien oder die Niederlande bei der WM fehlen, ist Peru dabei. Wie in einem Fußballmärchen.