„Wertvoller als ein Grand Slam“
Das Duell mit Roger Federer vor Augen spielt Dominic Thiem heute gegen seinen Freund und „unterschätztesten“Spieler David Goffin bei den ATP Finals in London um das Halbfinale.
Ist es sein letztes Match des Jahres oder erspielt sich Dominic Thiem bei den ATP Finals in London den großen Showdown mit Superstar Roger Federer? Österreichs Tennisstar duelliert sich heute, Freitag (15 Uhr), im letzten Gruppenmatch um den Einzug ins Halbfinale mit dem Belgier David Goffin. „Es ist sicher eines der wichtigsten Spiele meiner Karriere. Hier unter den letzten vier zu sein wäre vielleicht sogar wertvoller als ein Grand-Slam-Semifinale“, unterstreicht der 24-Jährige Christian Mortsch berichtet für die SN aus London die Bedeutung dieses Aufeinandertreffens.
Goffin ist Thiems guter Freund, gleichzeitig aber auch „Angstgegner“und laut Trainer Günter Bresnik der „unterschätzteste“Spieler auf der Tour. Bresnik sieht den um zwei Jahre älteren Belgier als leichten Favoriten. Apropos leicht: Er bringt bei 1,80 Meter Körpergröße nur 68 Kilo auf die Waage, hat zwar noch keinen großen Titel, ist mittlerweile aber alles andere als ein Leichtgewicht im Welttennis. „Er nimmt die Bälle extrem früh, retourniert sehr stark und bewegt sich so gut wie kein anderer hier. Ich muss versuchen, ihm als Erster wehzutun“, sagt Thiem, der in den direkten Duellen 3:7 zurückliegt.
Gegen keinen anderen hat er öfter gespielt. Mit keinem anderen öfter trainiert. Sogar die gemeinsame Saisonvorbereitung auf Teneriffa im Dezember ist geplant. „Wir kennen uns sehr gut und können uns nicht überraschen“, sagt Thiem, der dem Allroundspiel Goffins seine druckvolleren Schläge entgegensetzt. Eine Überraschung gibt es dann aber doch. Denn Goffin, der den gehandicapten Rafael Nadal niedergerungen hatte, wirkte seinerseits bei der 0:6-2:6-Abfuhr am Mittwoch gegen Grigor Dimitrov angeschlagen. „Ich bin physisch 100 Prozent fit“, versicherte er zwar danach, doch aus seinem Umfeld war zu hören, dass eine Knieverletzung wieder akut geworden sei.
Thiem kümmert das freilich nicht. „Ich gehe davon aus, dass ihm nur das harte Nadal-Match nachgehangen ist und David gegen mich wieder voll da sein wird.“Zudem hat er ohnehin mit sich selbst zu kämpfen. Denn es gibt immer noch zu viel Auf und Ab wie beim 6:3, 3:6, 6:4 über Nadal-Ersatz Pablo Carreño Busta. „Es geht nicht leicht von der Hand, aber der Sieg war eine Erleichterung und hilft mir sehr weiter.“
Die Motivation ist ihm im Training anzusehen. Am Donnerstag spulte er eine harte zweistündige Einheit ab. Zunächst mit einem jungen Sparringpartner, dann mit einem Drill, ehe der zweite Ersatzmann Sam Querrey noch herhalten musste. Zusätzlicher Ansporn ist, dass am Samstag Roger Federer warten würde. „Aber das muss ich noch beiseiteschieben“, sagt Thiem.