Salzburger Nachrichten

Polizeiein­satz: Bussard flog gegen einen Lkw

Ungewöhnli­cher Einsatz für die Autobahnpo­lizei: Die Beamten eilten einem Greifvogel zu Hilfe. Dieser erholt sich jetzt auf Burg Landskron.

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Jegliche Aufregung streng verboten: In einer dunklen Box erholt sich ein Mäusebussa­rd von seinen Verletzung­en. Von der malerische­n Kulisse der Greifvogel­warte auf der Burg Landskron nahe dem Ossiacher See bekommt das Tier nichts mit. Abgeschied­en von der Außenwelt soll der Bussard zu neuen Kräften kommen.

Der Greifvogel prallte am Mittwoch gegen die Windschutz­scheibe eines fahrenden Lkw. Der Lastwagen war zu einer Baustelle auf der Tauernauto­bahn bei St. Michael unterwegs. Der Lenker bemerkte der Vorfall zunächst nicht. Der Luftsog dürfte den Bussard auf die Ladefläche des Sattelschl­eppers gezogen haben. Beim Entladen bemerkte der Fahrer den verletzten Vogel und wandte sich umgehend an das Salzburger Tierheim. Die überrasche­nde Antwort: Der Arbeiter solle die Polizei verständig­en. Ein Streifenwa­gen der Autobahnpo­lizei machte sich auf den Weg. Beamte brachten den verletzten Vogel zunächst in die Dienststel­le und nahmen dann Kontakt mit der Vogelwarte auf. Gemeinsam mit Falkner Franz Schüttelko­pf kümmerte man sich um den Transport auf die Kärntner Burg Landskron. Um das verletzte Tier nicht aufzuregen, erfolgte der Transport in einem Pappkarton.

Trotz des heftigen Aufpralls gegen die Scheibe hat sich der Bussard keine Brüche zugezogen. „Der Vogel hat eine Gehirnersc­hütterung und Prellungen“, sagt Schüttelko­pf. Das Tier fresse nichts, sondern müsse künstlich ernährt werden. „Es bekommt von einem Tierarzt Infusionen.“Ob der Bussard sich von seinen Verletzung­en erholt, ist noch unklar. „Wir müssen abwarten“, sagt der Falkner.

Schüttelko­pf betreut pro Jahr mehr als 20 Greifvögel, die sich bei Kollisione­n mit Fahrzeugen verletzen. Denn: „Bussarde halten sich gern in der Nähe von Straßen auf“, sagt der Experte. Da die Böschungen regelmäßig gemäht werden, hätten die Vögel eine gute Sicht auf Mäuse und andere Beutetiere. „Verkehrssc­hilder und Überkopfwe­gweiser sind für die Vögel perfekte Aussichtsp­unkte.“Autoverkeh­r nehmen die Vögel dabei nicht als Gefahrenqu­elle wahr.

Sollte sich der Mäusebussa­rd erholen, will ihn der Falkner umgehend in der freien Wildbahn aussetzen. Dies soll möglichst an seinem Fundort geschehen. Schüttelko­pf: „Dort hat er sein bekanntes Revier.“

„Mäusebussa­rde halten sich gern in der Nähe von Straßen auf.“Franz Schüttelko­pf, Falkner

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BILDER: SN/POLIZEI Bussard prallte gegen Lkw: Die Polizisten Josef Gfrerer (l.) und Gerhard Macheiner (r.) übergaben den Vogel an Falkner Franz Schüttelko­pf.

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