Salzburger Nachrichten

Stadtbahn: Bürger sollen entscheide­n

- 5020 Salzburg

Bei der Diskussion im SN-Saal zur Bürgermeis­terwahl wurde am Podium lang über ein schienenge­bundenes Verkehrsmi­ttel, eine ober- oder unterirdis­che Stadtregio­nalbahn, gesprochen. Aber ganz Wesentlich­es wurde nicht erwähnt: Was kosten Errichtung und Erhaltung und in welchem Umfang wird der Individual­verkehr reduziert? Die Errichtung­skosten von einer Milliarde Euro für eine unterirdis­che Führung bis Salzburg Süd sind ja allgemein bekannt, aber dass in der vom Land in Auftrag gegebenen 1,1 Millionen (!) teuren Studie des Karlsruher PTV Instituts 2015 auf Seite 57 wörtlich steht „Der Individual­verkehr kann dadurch (nur) um ca. 4200 Fahrten pro Tag entlastet werden“wird überhaupt nicht beachtet oder bewusst unterschla­gen. Diese Minimalred­uzierung von 4200 Pkw entspricht gerade einmal dem Parkplatzv­olumen beim Europark.

Es wurde bei der Veranstalt­ung auch viel über eine neue Form der Bürgerbete­iligung gesprochen – in Sachen Regionalba­hn ergäbe sich die ideale Möglichkei­t einer Bürgermitb­estimmung, ohne das Stadtrecht ändern zu müssen. Fragt doch die Bürger nach § 53 d, ob man echte Planungen für eine neue Stadtregio­nalbahn aufnehmen soll oder nicht.

Und vor einer Abstimmung müssten die Bewohner nach Schweizer Vorbild ausführlic­h über das Projekt und seine Auswirkung­en informiert werden. Diese Informatio­nen sollten keinesfall­s die Parteien in einem Wahlkampfm­odus erbringen, sondern eine objektive Auflistung aller Fakten, pro und kontra, wäre einer durch das Info-Z der Stadt zu erstellend­en Broschüre zu entnehmen.

Der Gemeindera­t der Landeshaup­tstadt könnte also noch im nächsten Frühjahr eine Bürgerbefr­agung für den Herbst 2018 beschließe­n und so den Gemeindera­tswahlkamp­f 2019 vom Thema Stadtregio­nalbahn freihalten. Und auch die sofortige Gründung einer Planungsge­sellschaft könnte man sich vorläufig sparen, das kostet Geld und das Land wollte nämlich solch eine Gesellscha­ft schon 2015 ins Leben rufen und hat für das erste Jahr dafür Kosten von fast 500.000 Euro angenommen. Willi Rehberg

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