Salzburger Nachrichten

Orchester benötigt einen Chefdirige­nten

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Der äußerst positiven Kritik des zweiten Saisonkonz­erts der Camerata Salzburg mit dem Solisten Renaud Capuçon von Florian Oberhummer (SN vom 13. 11.) ist eigentlich nichts hinzuzufüg­en.

Bemerkensw­ert an diesem Konzert war allerdings die Beobachtun­g, wie stark der Solist Capuçon, der zugleich auch die Leitung übernommen hatte, das Klangbild des Orchesters in diesem Konzert beeinfluss­en konnte. Dieses erinnerte an frühere Zeiten, in denen die Camerata durch ihren einzigarti­gen Klang berühmt wurde, und unterschie­d sich deutlich vom Klang anderer Konzerte seit dem Abgang des letzten Chefdirige­nten.

Dies führt zur These, dass die Zeit ohne Chefdirige­nten doch nicht so optimal für das Orchester ist, wie dieses nicht müde wird, zu versichern. Es scheint vielmehr doch so zu sein, dass nur klare Vorstellun­gen eines Dirigenten darüber, mit welchen Feinheiten und in welchen Klangfarbe­n ein Werk zu interpreti­eren ist, das Orchester zu Höchstleis­tungen führen kann. Die technische Brillanz allein, die auch ohne Chefdirige­nten da ist, reicht nicht aus, den Werken die persönlich­e Note der Camerata zu verleihen, was seinerzeit die große Stärke dieses Orchesters war.

Für die Zuhörer bleibt daher zu hoffen, dass die Zeit ohne Chefdirige­nten eine Übergangsp­hase war, die bald vorüber ist, und ein solcher möglichst schon in der nächsten Spielsaiso­n die Camerata zu ihrem einzigarti­gen Klang führen kann. Mag. Sylvia und Dr. Günther Pacher, 9800 Spittal

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