„Lebenslust ist größer geworden“
Als die damalige Landesrätin Schmidjell an Krebs erkrankte, konnte sie es gar nicht glauben. Jetzt macht sie Betroffenen und Angehörigen Mut.
Cornelia Schmidjell war 48 und als Soziallandesrätin gerade ein Jahr im Amt, als sie im Juni 2012 bei einem Routinecheck die Diagnose Brustkrebs erhielt: „Das war wie ein Keulenschlag. Mein erster Gedanke war: ,Das kann nicht ich sein‘“, sagt sie im Rückblick. Wenig später sei die Therapie losgegangen, auch eine Operation sei nötig gewesen. In der Zwischenzeit galt es, viele Entscheidungen zu treffen: „Es war klar, dass ich die Erkrankung bekannt geben muss. Das war dem Amt geschuldet.“Und obwohl sich Schmidjell zunächst nur vertreten ließ, beschloss sie im September 2012, sich ganz aus der Politik zurückzuziehen: „Das ist mir nicht leicht gefallen.“
Die Zeit der Therapie sei für sie hart gewesen, resümiert sie: „Es gab immer wieder Unsicherheitsphasen.“Aber sie habe Glück gehabt und gute Ärzte: Im Frühjahr 2013 konnte sie wieder in ihren vorherigen Beruf als Abteilungsleiterin in die Arbeiterkammer zurückkehren. Schmidjell sagt, dass sie durch den Krebs auch etwas gelernt habe, „nämlich punktuelle Angst zu akzeptieren und anzunehmen, dass sie Teil meines Lebens ist“. Und sie ist auch so weit, ihre Erfahrungen weiterzugeben: Schmidjell wird beim „Mut-Mach-Tag“für Krebspatienten und deren Angehörige morgen, Samstag, im Bildungshaus St. Virgil mitwirken. Organisiert hat ihn Johanna Wimmers- berger gemeinsam mit dem Verein „Hilfe Leben“. Wimmersberger: „Menschen, die an Krebs erkrankt sind, müssen mit sehr vielen körperlichen und psychischen Anforderungen zurechtkommen und auch ihren Alltag neu gestalten, weil gewohnte Dinge nicht mehr funktionieren.“Beim „Mut-Mach-Tag“wolle man gemeinsam schauen, welche Hilfestellungen es zur Bewältigung des Alltags gebe. „Das kann eine Umstellung der Ernährung sein oder das Erkennen, wie viel körperliche Betätigung einem gut tut.“Ein weiterer Workshop beschäftige sich mit der Frage, inwieweit Naturheilkunde oder Psychotherapie Erleichterung bringen könnten. „Und wir haben einen Arbeitskreis, wo es um Stylingtipps geht, weil sich auch das Aussehen durch eine Chemotherapie verändern kann.“
Schmidjell sagt, dass sie ihrer Erkrankung mittlerweile auch etwas Positives abgewinnen könne: „Meine Lebenslust ist größer geworden. Negative Kleinigkeiten haben nicht mehr die Bedeutung wie früher. Schöne Dinge kann ich dafür mehr genießen.“
„Krebspatienten müssen oft ihren Alltag ganz neu gestalten.“J. Wimmersberger, St. Virgil