Salzburger Nachrichten

„Lebenslust ist größer geworden“

Als die damalige Landesräti­n Schmidjell an Krebs erkrankte, konnte sie es gar nicht glauben. Jetzt macht sie Betroffene­n und Angehörige­n Mut.

- STEFAN VEIGL SALZBURG. Info: WWW.VIRGIL.AT/MUTMACHTAG bzw. E-Mail: ANMELDUNG@VIRGIL.AT

Cornelia Schmidjell war 48 und als Sozialland­esrätin gerade ein Jahr im Amt, als sie im Juni 2012 bei einem Routineche­ck die Diagnose Brustkrebs erhielt: „Das war wie ein Keulenschl­ag. Mein erster Gedanke war: ,Das kann nicht ich sein‘“, sagt sie im Rückblick. Wenig später sei die Therapie losgegange­n, auch eine Operation sei nötig gewesen. In der Zwischenze­it galt es, viele Entscheidu­ngen zu treffen: „Es war klar, dass ich die Erkrankung bekannt geben muss. Das war dem Amt geschuldet.“Und obwohl sich Schmidjell zunächst nur vertreten ließ, beschloss sie im September 2012, sich ganz aus der Politik zurückzuzi­ehen: „Das ist mir nicht leicht gefallen.“

Die Zeit der Therapie sei für sie hart gewesen, resümiert sie: „Es gab immer wieder Unsicherhe­itsphasen.“Aber sie habe Glück gehabt und gute Ärzte: Im Frühjahr 2013 konnte sie wieder in ihren vorherigen Beruf als Abteilungs­leiterin in die Arbeiterka­mmer zurückkehr­en. Schmidjell sagt, dass sie durch den Krebs auch etwas gelernt habe, „nämlich punktuelle Angst zu akzeptiere­n und anzunehmen, dass sie Teil meines Lebens ist“. Und sie ist auch so weit, ihre Erfahrunge­n weiterzuge­ben: Schmidjell wird beim „Mut-Mach-Tag“für Krebspatie­nten und deren Angehörige morgen, Samstag, im Bildungsha­us St. Virgil mitwirken. Organisier­t hat ihn Johanna Wimmers- berger gemeinsam mit dem Verein „Hilfe Leben“. Wimmersber­ger: „Menschen, die an Krebs erkrankt sind, müssen mit sehr vielen körperlich­en und psychische­n Anforderun­gen zurechtkom­men und auch ihren Alltag neu gestalten, weil gewohnte Dinge nicht mehr funktionie­ren.“Beim „Mut-Mach-Tag“wolle man gemeinsam schauen, welche Hilfestell­ungen es zur Bewältigun­g des Alltags gebe. „Das kann eine Umstellung der Ernährung sein oder das Erkennen, wie viel körperlich­e Betätigung einem gut tut.“Ein weiterer Workshop beschäftig­e sich mit der Frage, inwieweit Naturheilk­unde oder Psychother­apie Erleichter­ung bringen könnten. „Und wir haben einen Arbeitskre­is, wo es um Stylingtip­ps geht, weil sich auch das Aussehen durch eine Chemothera­pie verändern kann.“

Schmidjell sagt, dass sie ihrer Erkrankung mittlerwei­le auch etwas Positives abgewinnen könne: „Meine Lebenslust ist größer geworden. Negative Kleinigkei­ten haben nicht mehr die Bedeutung wie früher. Schöne Dinge kann ich dafür mehr genießen.“

„Krebspatie­nten müssen oft ihren Alltag ganz neu gestalten.“J. Wimmersber­ger, St. Virgil

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