Salzburger Nachrichten

„Hoffentlic­h nicht nur leere Worte“

Für Sozialpoli­tik sind die Regierunge­n verantwort­lich, nicht die EU.

- Chef des Brüsseler Instituts für Wirtschaft­spolitik Bruegel. Davor war der Volkswirt bei der EU-Kommission bzw. in der Deutschen Bundesbank. Monika Graf

Guntram Wolff, Direktor der Denkfabrik Bruegel, warnt davor, die Erklärung zu sozialen Rechten falsch zu verkaufen. SN: Die EU verordnet sich eine stärkere soziale Dimension. Eine gute Idee? Wolff: Die Idee, bestimmte Mindeststa­ndards zu setzten, ist sicher sinnvoll, um im Binnenmark­t einen Wettlauf nach unten zu verhindern. Worum es jetzt geht, ist eine politische Absichtser­klärung. Es wird kein EUSozialsy­stem geschaffen. Verantwort­lich sind weiter die Regierunge­n und die nationalen Parlamente und so sollte es bleiben. SN: Werden damit nicht unerfüllba­re Hoffnungen geweckt? Das ist das große Risiko. Es ist schon sinnvoll, auf höchster politische­r Ebene zu diskutiere­n, wie man mit den sozialen Unterschie­den in der EU umgehen soll, und einen politische­n Prozess zu starten. Man sollte einen Konsens der Staats- und Regierungs­chefs nur nicht so verkaufen, als würden neue soziale Rechte geschaffen. Das würde die Frustratio­n der Bürger steigern. SN: Braucht es Verbindlic­hkeit, wie viele linke Politiker und Gewerkscha­fter das fordern? Ich würde davon abraten. Die EU hat nicht die Kompetenz. Natürlich kann man über eine Super-EU eine Debatte führen. Aber das ist ein Mythos. Ich glaube nicht, dass wir das jemals schaffen. Die Sozialsyst­eme sind historisch gewachsen und zu unterschie­dlich. SN: Was erwarten Sie? Ich hoffe, dass der Sozialgipf­el nicht nur leere Worte bringt, sondern die nationalen Verwaltung­en aktiv werden. Sonst war es am Ende nur politische­s Showgeschä­ft. Guntram Wolff ist

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BILD: SN/APA/BKA/ANDY WENZEL Österreich­s Kanzler Christian Kern (l.), daneben sein Sozialmini­ster Alois Stöger, ganz rechts der italienisc­he Premier Paolo Gentiloni.

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