Künstler kritisieren Oberösterreich
Vertreter der freien Szene warnen vor zu hartem Sparkurs und sammeln Unterschriften für eine Petition.
LINZ. Die Kürzungen für Kunst und Kultur in Oberösterreich ab 2018 treffen freie Szene und einzelne Künstler teilweise so drastisch, dass einige ankündigen, ihr Engagement zu beenden. Die oberösterreichische Kulturplattform, kurz: „Kupf“– vergleichbar mit dem Dachverband Salzburger Kulturstätten –, ruft zum Protest auf: Für die Online-Petition „Rettet das Kulturland Oberösterreich“, die ein „Nein zu Kürzungen im Kulturbereich!“fordert, wurden bis Freitagnachmittag fast 11.000 Unterschriften gesammelt. Prominente Unterzeichner sind der Kabarettist Josef Hader, die Tänzerin Silke Grabinger und der Karikaturist Gerhard Haderer.
Diese Forderung wurde am Freitag in einer Pressekonferenz in Linz mit Argumenten untermauert, für die „Kupf“-Geschäftsführer Thomas Diesenreiter den Budgetvoranschlag der schwarz-blauen Landesregierung analysiert hat. Die „Kupf“hat 153 Mitglieder, die nach eigenen Angaben pro Jahr in rund 4000 Veranstaltungen mehr als 350.000 Besucher erreichen.
Zeitgenössische Kunst- und Kulturinitiativen, wie die Mitglieder von „Kupf“, hätten von 2017 auf 2018 mit Einbußen von durchschnittlich 17,4 Prozent zu rechnen; einzelne treffe sogar eine Subventionskürzung von 34 Prozent, erläutert Thomas Diesenreiter. Zudem stellt er fest: Volkskultur und Blasmusik sollen sogar um 28 Prozent gekürzt werden. Deutlich weniger haben große Institutionen zu sparen – mit drei bis sechs Prozent an Subventionskürzungen.
Dem „Kupf“-Geschäftsführer zufolge ist dies nicht der erste Aderlass für die freie Szene. Seit Jahren schrumpfe deren Anteil am Kulturbudget zugunsten der Großen wie Landesmuseum und Landestheater. Noch nie habe das Land Oberösterreich in den vorigen beiden Jahrzehnten so wenig Subvention für zeitgenössische Kunst und Kultur der freien Szene gewährt, stellt Thomas Diesenreiter fest. Wird auch der Kaufkraftverlust, also die Inflation, berücksichtigt, sind seinen Berechnungen zufolge die Zuwendungen des Landes an diesen Bereich seit 2001 um mehr als fünfzig Prozent geschrumpft.
Dabei bekommen die Kleinen relativ wenig Geld. Thomas Diesenreiter zufolge sollen im nächsten Jahr 93,7 Prozent der Landeskultursubvention an Institutionen gehen, 6,3 Prozent oder 11,8 Mill. Euro sind für Ermessensausgaben vorgesehen, die grosso modo der freien Szene und der Volkskultur zugutekommen. Der Linzer Schriftsteller Kurt Mitterndorfer sagte laut APAMeldung vom Freitag, dass es nach dreißig Jahren Literaturvermittlung den Verein „Linzer Frühling“nicht mehr länger geben werde. Das jahrelange finanzielle Aushungern habe den Verein dazu bewogen. Auch andere Initiativen seien am Existenzlimit, eine weitere Kürzung könne das Aus bedeuten.
Er kenne all diese Argumente noch nicht, da er Thomas Diesenreiter erst übermorgen, Montag, bei einem längst vereinbarten Termin treffen werde, erwidert Reinhold Kräter, oberster Landesbeamter für Kunst und Kultur. „Wir werden das durchbesprechen.“Und es gebe ein prinzipielles Wohlwollen: „Wir sind ja für die Kultur da, und nicht gegen sie.“Seinen Erläuterungen zufolge soll, wie berichtet, gemessen an 120 Mill. Euro Kulturbudget (exklusive Personal für Landesmusikschulen) eine Reduktion um 8,3 Prozent von heuer auf 2018 bewältigt werden. „Das ist machbar“, versichert Reinhold Kräter am Freitagnachmittag den SN. Auch 2018 werde Oberösterreich „das höchste Kulturbudget aller Bundesländer“haben. Er sei zuversichtlich, „dass wir ein Kulturland bleiben“.
„Diese Pläne drohen zu zerstören, was wir aufgebaut haben.“