Salzburger Nachrichten

Solche Kapriolen schlägt das Leben

- PIERRE A. WALLNÖFER

Das ist das immer wieder Bezaubernd­e an vielen französisc­hen Filmen: Sie fangen einfach irgendwo an im Lebensstro­m ihrer Hauptfigur­en und enden nach zwei Stunden diskret, indem sie ihre Protagonis­ten wieder in deren Alltag entlassen. Nicht, dass sich inzwischen nichts von Belang ereignen würde. Aber alles Geschehen ist natürlich und ungezwunge­n, unter Verzicht auf jegliches Gepolter. Die beiden starken Frauen Catherine Frot und Catherine Deneuve verkörpern die zentralen Figuren des kaum zentrierte­n Films „Ein Kuss von Béatrice“. Eines Tages meldet sich Béatrice (Deneuve) unvermutet bei der Hebamme Claire (Frot). Die beiden Frauen haben einander mehr als 20 Jahre nicht mehr gesehen. Was verbindet sie? Der Zuschauer wird zunächst im Ungewissen gelassen, zumal Claire sehr reserviert reagiert. Nach und nach wird klar, dass Béatrice nicht nur in finanziell­en Schwierigk­eiten steckt und Hilfe sucht. Einst hatten sich die beiden Frauen geduzt, heute macht das nur mehr Béatrice, fast aufdringli­ch. Sie war damals die Lebensgefä­hrtin von Claires wohlhabend­em Vater, hat ihn aber abrupt verlassen, worauf sich dieser das Leben nahm. Klar, dass Claire nun Béatrice verabscheu­t. Spät schmilzt das Eis zwischen den beiden. Dann spricht Béatrice bei einem Mittagesse­n schon von ihrem Sarg: „Er soll nicht zu teuer sein, das wäre herausgesc­hmissenes Geld.“ Fazit: Ein fast poetischer Film über das Leben und seine Kapriolen, Hoffnungen und Ängste. Man stößt auf das Leben an, ehe es am Ende doch ein wenig sentimenta­l wird. Der Film von Martin Provost ist völlig abhängig von der famosen Präsenz der beiden Hauptdarst­ellerinnen. Ein Kuss von Béatrice, Ascot Elite, Blu-ray-Disc, 107 Minuten.

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Catherine Deneuve mit Catherine Frot (r.).

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