Solche Kapriolen schlägt das Leben
Das ist das immer wieder Bezaubernde an vielen französischen Filmen: Sie fangen einfach irgendwo an im Lebensstrom ihrer Hauptfiguren und enden nach zwei Stunden diskret, indem sie ihre Protagonisten wieder in deren Alltag entlassen. Nicht, dass sich inzwischen nichts von Belang ereignen würde. Aber alles Geschehen ist natürlich und ungezwungen, unter Verzicht auf jegliches Gepolter. Die beiden starken Frauen Catherine Frot und Catherine Deneuve verkörpern die zentralen Figuren des kaum zentrierten Films „Ein Kuss von Béatrice“. Eines Tages meldet sich Béatrice (Deneuve) unvermutet bei der Hebamme Claire (Frot). Die beiden Frauen haben einander mehr als 20 Jahre nicht mehr gesehen. Was verbindet sie? Der Zuschauer wird zunächst im Ungewissen gelassen, zumal Claire sehr reserviert reagiert. Nach und nach wird klar, dass Béatrice nicht nur in finanziellen Schwierigkeiten steckt und Hilfe sucht. Einst hatten sich die beiden Frauen geduzt, heute macht das nur mehr Béatrice, fast aufdringlich. Sie war damals die Lebensgefährtin von Claires wohlhabendem Vater, hat ihn aber abrupt verlassen, worauf sich dieser das Leben nahm. Klar, dass Claire nun Béatrice verabscheut. Spät schmilzt das Eis zwischen den beiden. Dann spricht Béatrice bei einem Mittagessen schon von ihrem Sarg: „Er soll nicht zu teuer sein, das wäre herausgeschmissenes Geld.“ Fazit: Ein fast poetischer Film über das Leben und seine Kapriolen, Hoffnungen und Ängste. Man stößt auf das Leben an, ehe es am Ende doch ein wenig sentimental wird. Der Film von Martin Provost ist völlig abhängig von der famosen Präsenz der beiden Hauptdarstellerinnen. Ein Kuss von Béatrice, Ascot Elite, Blu-ray-Disc, 107 Minuten.