Salzburger Nachrichten

Papa darf zu Hause bleiben

Väterkaren­z wird an der Universitä­t Salzburg forciert. Mithilfe eines Zertifizie­rungssyste­ms sollen noch weitere Maßnahmen ermöglicht werden.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

Eine Universitä­t ist zum Lernen da, und zwar nicht nur der akademisch­en Inhalte. „Non scholae sed vitae discimus“, wusste man schon im alten Rom. Also nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. Das nimmt die Universitä­t Salzburg besonders genau und will mit gutem Beispiel vorangehen: und zwar bei der Väterkaren­z. „45 Prozent der Väter im wissenscha­ftlichen Personal und 37 Prozent der Väter im Verwaltung­spersonal gehen in Väterkaren­z“, sagt der zuständige Vizerektor Rudolf Feik. Damit liege man sehr gut, gemessen am österreich­ischen Durchschni­tt von 20 Prozent. „Wir geben eine Job- und eine Rückkehrga­rantie ab“, betont Feik: „Das bedeutet, man kommt auf seinen ursprüngli­chen Arbeitspla­tz zurück.“In der Zwischenze­it gebe es dort eine Vertretung für die Zeit der Karenz. „Das war unserem Rektor auch sehr wichtig, damit nicht Druck entsteht, keine Kinder zu bekommen.“

Feik gibt allerdings zu, dass so ein Vorhaben an einer Universitä­t leichter umzusetzen ist als in einem kleinen Familienbe­trieb. „Für uns gehört das aber zur Universitä­tskultur dazu. Wir versuchen, Väter dafür zu motivieren.“Es gebe keine finanziell­en Nachteile und erleichter­e auch den Wiedereins­tieg der Mütter. „Wir nehmen das ernst und folgen damit der Auffassung, dass Universitä­ten auch einen gesellscha­ftlichen Auftrag haben“, betont Feik.

Rein gesetzlich gebe es mehrere Varianten, es müssten sich die Eltern aber untereinan­der ausmachen, welches Modell bevorzugt werde. „Da gibt es von uns keine Vorgaben“, sagt der Vizerektor: „Wir haben auch keine Betriebsve­reinbarung dazu.“Die Uni Salzburg habe den Papamonat schon früh geöffnet für alle Väter. „Wir versuchen auch, durch strukturel­le Änderungen Karenzen zu ermögliche­n.“Dazu gehören auch Dinge wie die durchgängi­ge Gleitzeit für fast alle Mitarbeite­r.

Derzeit plane man ein Audit durch „Familie & Beruf“. Dabei werde „zusammenge­tragen, was wir schon alles machen und überlegt, was wir zusätzlich brauchen“. Derzeit seien die Möglichkei­ten „eher gewachsen“, künftig sollen sie klare organisato­rische Strukturen bekommen. Solche Audits haben inzwischen auch andere Universitä­ten gemacht, etwa das Mozarteum oder die Uni Innsbruck. „Das Thema Familie und Beruf ist an den Unis generell wichtig“, betont Feik. Deshalb gehe es vor allem darum, was sich die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r wünschten. Denn die Maßnahmen müssten ja schon weit vor einer Schwangers­chaft beginnen. Familienfr­eundliche Maßnahmen sind auch für die Personalak­quise wichtig. „Viele Universitä­ten werben auch internatio­nal mit zertifizie­rter Familienfr­eundlichke­it“, weiß der Vizerektor: „Uns öffnet sich damit auch die neue junge Generation, der ja die Work-Life-Balance wichtig ist.“Natürlich, wenn es um die Besetzung von Professore­nstellen geht, dann hat die Uni keine Probleme, ausreichen­d Bewerber zu finden. „Aber es geht ja auch um den Hausdienst oder die Sekretaria­te.“Das große Zugpferd einer Universitä­t sei es, ein staatliche­r Betrieb zu sein, bei dem man grundsätzl­ich keine Angst um dessen Bestand haben müsse.

Mit den Maßnahmen für die verstärkte Väterkaren­z gehe es aber auch um den Multiplika­toreneffek­t gegenüber den Studenten. „Wenn die sehen, dass auch der Universitä­tsprofesso­r in Väterkaren­z geht, dann erkennen sie den speziellen Mehrwert auch für sich selbst.“Und schließlic­h gehe es auch um die Arbeitszuf­riedenheit, etwa durch gesteigert­e Motivation und geringere psychische Belastung. „Es ist auch ein Zeichen der Wertschätz­ung des Mitarbeite­rs durch den Arbeitgebe­r“, sagt Feik. Für jene, die die Karenzvert­retungen machten, ergebe sich als Zusatzeffe­kt meist die Möglichkei­t, im Haus weiterbesc­häftigt zu werden.

Feik selbst weiß übrigens, wovon er spricht: „Ich war 1998 einer der Ersten an der Uni Salzburg, der sich auch dem Nachwuchs widmete.“Seine Frau und er hätten sich damals auf einen Halbtagsjo­b zurückgezo­gen, um die Kinder gemeinsam zu betreuen. „Diese Erfahrung schadet keinem Mann, wenn er sich einmal mit Kinderarzt und Fahrtendie­nsten beschäftig­en muss und erkennt, dass Haushalt und Kind viel Arbeit bedeuten. Für mich persönlich war das eine sehr bereichern­de Erfahrung.“

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Auch Vizerektor Rudolf Feik war selbst in Väterkaren­z.

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