Papa darf zu Hause bleiben
Väterkarenz wird an der Universität Salzburg forciert. Mithilfe eines Zertifizierungssystems sollen noch weitere Maßnahmen ermöglicht werden.
Eine Universität ist zum Lernen da, und zwar nicht nur der akademischen Inhalte. „Non scholae sed vitae discimus“, wusste man schon im alten Rom. Also nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. Das nimmt die Universität Salzburg besonders genau und will mit gutem Beispiel vorangehen: und zwar bei der Väterkarenz. „45 Prozent der Väter im wissenschaftlichen Personal und 37 Prozent der Väter im Verwaltungspersonal gehen in Väterkarenz“, sagt der zuständige Vizerektor Rudolf Feik. Damit liege man sehr gut, gemessen am österreichischen Durchschnitt von 20 Prozent. „Wir geben eine Job- und eine Rückkehrgarantie ab“, betont Feik: „Das bedeutet, man kommt auf seinen ursprünglichen Arbeitsplatz zurück.“In der Zwischenzeit gebe es dort eine Vertretung für die Zeit der Karenz. „Das war unserem Rektor auch sehr wichtig, damit nicht Druck entsteht, keine Kinder zu bekommen.“
Feik gibt allerdings zu, dass so ein Vorhaben an einer Universität leichter umzusetzen ist als in einem kleinen Familienbetrieb. „Für uns gehört das aber zur Universitätskultur dazu. Wir versuchen, Väter dafür zu motivieren.“Es gebe keine finanziellen Nachteile und erleichtere auch den Wiedereinstieg der Mütter. „Wir nehmen das ernst und folgen damit der Auffassung, dass Universitäten auch einen gesellschaftlichen Auftrag haben“, betont Feik.
Rein gesetzlich gebe es mehrere Varianten, es müssten sich die Eltern aber untereinander ausmachen, welches Modell bevorzugt werde. „Da gibt es von uns keine Vorgaben“, sagt der Vizerektor: „Wir haben auch keine Betriebsvereinbarung dazu.“Die Uni Salzburg habe den Papamonat schon früh geöffnet für alle Väter. „Wir versuchen auch, durch strukturelle Änderungen Karenzen zu ermöglichen.“Dazu gehören auch Dinge wie die durchgängige Gleitzeit für fast alle Mitarbeiter.
Derzeit plane man ein Audit durch „Familie & Beruf“. Dabei werde „zusammengetragen, was wir schon alles machen und überlegt, was wir zusätzlich brauchen“. Derzeit seien die Möglichkeiten „eher gewachsen“, künftig sollen sie klare organisatorische Strukturen bekommen. Solche Audits haben inzwischen auch andere Universitäten gemacht, etwa das Mozarteum oder die Uni Innsbruck. „Das Thema Familie und Beruf ist an den Unis generell wichtig“, betont Feik. Deshalb gehe es vor allem darum, was sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschten. Denn die Maßnahmen müssten ja schon weit vor einer Schwangerschaft beginnen. Familienfreundliche Maßnahmen sind auch für die Personalakquise wichtig. „Viele Universitäten werben auch international mit zertifizierter Familienfreundlichkeit“, weiß der Vizerektor: „Uns öffnet sich damit auch die neue junge Generation, der ja die Work-Life-Balance wichtig ist.“Natürlich, wenn es um die Besetzung von Professorenstellen geht, dann hat die Uni keine Probleme, ausreichend Bewerber zu finden. „Aber es geht ja auch um den Hausdienst oder die Sekretariate.“Das große Zugpferd einer Universität sei es, ein staatlicher Betrieb zu sein, bei dem man grundsätzlich keine Angst um dessen Bestand haben müsse.
Mit den Maßnahmen für die verstärkte Väterkarenz gehe es aber auch um den Multiplikatoreneffekt gegenüber den Studenten. „Wenn die sehen, dass auch der Universitätsprofessor in Väterkarenz geht, dann erkennen sie den speziellen Mehrwert auch für sich selbst.“Und schließlich gehe es auch um die Arbeitszufriedenheit, etwa durch gesteigerte Motivation und geringere psychische Belastung. „Es ist auch ein Zeichen der Wertschätzung des Mitarbeiters durch den Arbeitgeber“, sagt Feik. Für jene, die die Karenzvertretungen machten, ergebe sich als Zusatzeffekt meist die Möglichkeit, im Haus weiterbeschäftigt zu werden.
Feik selbst weiß übrigens, wovon er spricht: „Ich war 1998 einer der Ersten an der Uni Salzburg, der sich auch dem Nachwuchs widmete.“Seine Frau und er hätten sich damals auf einen Halbtagsjob zurückgezogen, um die Kinder gemeinsam zu betreuen. „Diese Erfahrung schadet keinem Mann, wenn er sich einmal mit Kinderarzt und Fahrtendiensten beschäftigen muss und erkennt, dass Haushalt und Kind viel Arbeit bedeuten. Für mich persönlich war das eine sehr bereichernde Erfahrung.“