Er fliegt Olympia entgegen
Jakob Herrmann trainierte beim Paragleiten für den Winter als Skibergsteiger. Die Österreicher holen in dieser Sportart auf, die bald im Zeichen der fünf Ringe stehen könnte.
ANNABERG. Sie sind die Spätstarter unter den Wintersportler: Die besten Skibergsteiger Österreichs haben erst seit Anfang November ihre Latten angeschnallt. „Aber unsere Saison dauert dann auch länger, deshalb geht uns der Schnee noch nicht ab“, erklärte Jakob Herrmann am Freitag bei der Einkleidung der ÖSV-Kaderläufer bei „Martini Sportswear“in Annaberg.
Die Rennsaison beginnt für den 30-jährigen Werfenwenger zwar spät, dafür aber auch gleich mit einem echten Knüller, dem ersten Weltcuprennen in China Mitte Dezember. Top-Resultate sollen später kommen: „Mir liegen die technisch anspruchsvolleren Rennen ins Frühjahr hinaus.“Das hat der im Olympiazentrum in Rif von Monika Stadlmann betreute Athlet schon vorigen Winter gezeigt. Er holte seine ersten zwei Weltcup-Podestplätze und war Siebter in der Gesamtwertung.
Für Josef Gruber, den ÖSV-Koordinator der Skibergsteiger, sind Herrmanns Resultate sichtbarer Beleg der kontinuierlichen Steigerung: „Wir holen gegenüber den besten Nationen auf, auch dank der strukturellen Verbesserungen.“Die Skibergsteiger gehen in ihre vierte Saison als Sparte im Skiverband. Mit einem eigens von „Martini“geschneiderten Rennanzug soll es heuer noch besser laufen.
Nur ein ÖSV-Athlet, der Vorarlberger Daniel Zugg, ist als Heeressportler Vollprofi. Jakob Herrmann verdient sein Geld als Lehrer an der NMS Bad Vigaun: „Dank einer halben Lehrverpflichtung und der Unterstützung der Kollegen kann ich mehr Zeit für den Sport aufwenden.“Für das Sommertraining erweist sich seine Leidenschaft fürs Paragleiten als ideal: „Beim Raufgehen auf den Berg trainiere ich die Ausdauer. Und weil ich runterfliege, schone ich meine Knie …“
Mit Bergläufen hielten sich auch die Salzburger Skibergsteig-Frauen im Sommer fit. Die 20-jährige Maishofnerin Verena Streitberger holte Platz drei beim siebentägigen Transalpine Run. Der Winter wird hart genug für sie: „Ich steige von den Juniorinnen zu den Espoirs auf, das bedeutet längere Distanzen.“Das kennt die um ein Jahr ältere Ina Forchthammer aus St. Johann bereits. Leichtgewicht Streitberger (48 Kilogramm) sieht ihre größten Chancen im Vertical (nur bergauf), während Forchthammer auch im Sprint zuschlagen will – idealerweise bei der Europameisterschaft auf dem Ätna in Sizilien Ende Februar.
Beide betreiben den Sport neben dem Studium – so wie auch die in Salzburg lebende Schladmingerin Johanna Erhart. Bei der Jusstudentin hat das Folgen für die Wettkampfplanung: „Prüfungen in Unternehmensrecht und Public International Law stehen an, daher steige ich erst im Jänner bei den Rennen ein.“Ihr Fokus liegt langfristig auf der beruflichen Zukunft, weshalb sie wohl nicht mehr dabei sein wird, wenn die Sportart ihre Olympiapremiere hat. Josef Gruber sagt: „Bereits 2020 sind wir bei den Youth Olympic Games erstmals dabei. Und das heurige Gastspiel in China ist ein Signal, dass es 2022 in Peking olympisches Skibergsteigen geben könnte.“