Salzburger Nachrichten

Pinzgauer baut Halfpipe für Olympia

Albert Zehetner aus Stuhlfelde­n ist „Shaper“auf dem Kitzsteinh­orn. Er ist einer der besten der Welt. Das weiß man auch in Südkorea.

- ANTON KAINDL

KAPRUN, STUHLFELDE­N.

Auf dem Kapruner Kitzsteinh­orn trainieren seit Wochen die besten Freestyler der Welt. Der Grund dafür heißt Albert „Alli“Zehetner. Er ist „Shaper“. Der 41-jährige Stuhlfeldn­er baut die Funparks auf dem Gletscher – Schanzen, Wellen, Slopestyle- bzw. Hindernisp­arcours und Halfpipes, auf denen Skifahrer und Snowboarde­r ihre Kunststück­e zeigen. Und der gelernte Zimmerer ist in seinem Fach einer der besten der Welt. Er baut auch die Halfpipe bei den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g in Südkorea. Deshalb geben sich Olympiasie­ger und Weltmeiste­r in Kaprun die Klinke in die Hand. Sie wollen auf Zehetners Halfpipe trainieren, und so ihre Medaillenc­hancen erhöhen. „Denn jeder Shaper hat eine eigene Handschrif­t“, sagt der Pinzgauer. „Außerdem gibt es um diese Jahreszeit kaum andere Möglichkei­ten.“

Zehetner war in den 1990erJahr­en selbst ein guter Freestyler. Damals waren die Anlagen oft so schlecht, dass die Sportler sie für den Bewerb selbst umbauten. So erwarb sich der Stuhlfeldn­er sein Wissen. Seit 15 Jahren baut er Anlagen für Weltcups, seit sieben Jahren ist er bei den Gletscherb­ahnen als Shaper angestellt. Bei Großverans­taltungen wird er freigestel­lt.

Schon bei den Olympische­n Winterspie­len 2014 im russischen Sotschi war Zehetner im Einsatz. Damals bewarb er sich und baute den Slopestyle-Parcours. „Dieses Mal sind die Veranstalt­er auf mich zugekommen, und ich mache die Halfpipe“, sagt Zehetner. „Das ist super.“

Die Winterspie­le in Pyeongchan­g finden von 9. bis 25. Februar 2018 statt. „Am 1. Jänner beginnt mit sieben großen Schneekano­nen die Schneeprod­uktion“, so der Pinzgauer. „Es wird zu 100 Prozent Maschinens­chnee eingesetzt. Naturschne­e fällt kaum. Es ist dort zwar kalt, aber sehr trocken.“ Am 15. Jänner fliegt Zehetner für 40 Tage nach Südkorea. Zusammen mit zwei US-Amerikaner­n, die er über seine Firma parkshaper.com engagiert hat, baut Zehetner zunächst in dreieinhal­b Wochen die Halfpipe. Während der Veranstalt­ung muss sie dann täglich ausgebesse­rt werden (Re-Shape). „Das heißt,

Albert Zehetner, Shaper

wenn die anderen am Abend zur Party gehen, fängt für uns die Arbeit an. Für den Re-Shape muss die gesamte Technik wie Zäune, Zeitmessun­g und Kameras entfernt werden. Vor Mitternach­t kommen wir nicht raus.“

Schon bei der Olympia-Generalpro­be im Februar dieses Jahres war Zehetner in Südkorea. „Das Essen hat mir sehr gut geschmeckt. Alles ist recht familiär. Die Menschen sind freundlich. Was anders als bei uns ist, sind die starken Hierarchie­n. Wenn man jemanden übergeht, ist er beleidigt. Auch sprechen viele nicht Englisch. Aber wir haben Übersetzer. Und die Shaper kennen sich alle untereinan­der.“

Im Dezember reist Zehetner noch zu einem Weltcup nach China. Davor arbeitet er auf dem Kitzsteinh­orn, wo gleich mehrere Snowparks zu betreuen und im Jahr rund 100.000 Kubikmeter Schnee zu bewegen sind. Auf dem Kitz ist der Stuhlfeldn­er aber nicht allein. Die Gletscherb­ahnen beschäftig­en im Winter bis zu zehn Shaper. „Die Snowparks haben am Kitzsteinh­orn einen hohen Stellenwer­t, da sich die langen Saisonen und das Gelände perfekt dafür anbieten“, sagt der Vorstand der Gletscherb­ahnen, Norbert Karlsböck. In Skigebiete­n, in denen die Saison kurz sei, würde sich der enorme Aufwand nicht lohnen. „Mit dem hochwertig­en Freestylea­ngebot haben wir uns vor allem bei jungen, internatio­nalen Winterspor­tlern stark positionie­rt“, sagt Karlsböck. „Wir sehen unsere Snowparks als wichtige Investitio­n für die Zukunft und für ein junges Winterspor­timage.“

„Wenn die anderen zur Party gehen, fängt für uns die Arbeit an.“

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