Pinzgauer baut Halfpipe für Olympia
Albert Zehetner aus Stuhlfelden ist „Shaper“auf dem Kitzsteinhorn. Er ist einer der besten der Welt. Das weiß man auch in Südkorea.
KAPRUN, STUHLFELDEN.
Auf dem Kapruner Kitzsteinhorn trainieren seit Wochen die besten Freestyler der Welt. Der Grund dafür heißt Albert „Alli“Zehetner. Er ist „Shaper“. Der 41-jährige Stuhlfeldner baut die Funparks auf dem Gletscher – Schanzen, Wellen, Slopestyle- bzw. Hindernisparcours und Halfpipes, auf denen Skifahrer und Snowboarder ihre Kunststücke zeigen. Und der gelernte Zimmerer ist in seinem Fach einer der besten der Welt. Er baut auch die Halfpipe bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang in Südkorea. Deshalb geben sich Olympiasieger und Weltmeister in Kaprun die Klinke in die Hand. Sie wollen auf Zehetners Halfpipe trainieren, und so ihre Medaillenchancen erhöhen. „Denn jeder Shaper hat eine eigene Handschrift“, sagt der Pinzgauer. „Außerdem gibt es um diese Jahreszeit kaum andere Möglichkeiten.“
Zehetner war in den 1990erJahren selbst ein guter Freestyler. Damals waren die Anlagen oft so schlecht, dass die Sportler sie für den Bewerb selbst umbauten. So erwarb sich der Stuhlfeldner sein Wissen. Seit 15 Jahren baut er Anlagen für Weltcups, seit sieben Jahren ist er bei den Gletscherbahnen als Shaper angestellt. Bei Großveranstaltungen wird er freigestellt.
Schon bei den Olympischen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi war Zehetner im Einsatz. Damals bewarb er sich und baute den Slopestyle-Parcours. „Dieses Mal sind die Veranstalter auf mich zugekommen, und ich mache die Halfpipe“, sagt Zehetner. „Das ist super.“
Die Winterspiele in Pyeongchang finden von 9. bis 25. Februar 2018 statt. „Am 1. Jänner beginnt mit sieben großen Schneekanonen die Schneeproduktion“, so der Pinzgauer. „Es wird zu 100 Prozent Maschinenschnee eingesetzt. Naturschnee fällt kaum. Es ist dort zwar kalt, aber sehr trocken.“ Am 15. Jänner fliegt Zehetner für 40 Tage nach Südkorea. Zusammen mit zwei US-Amerikanern, die er über seine Firma parkshaper.com engagiert hat, baut Zehetner zunächst in dreieinhalb Wochen die Halfpipe. Während der Veranstaltung muss sie dann täglich ausgebessert werden (Re-Shape). „Das heißt,
Albert Zehetner, Shaper
wenn die anderen am Abend zur Party gehen, fängt für uns die Arbeit an. Für den Re-Shape muss die gesamte Technik wie Zäune, Zeitmessung und Kameras entfernt werden. Vor Mitternacht kommen wir nicht raus.“
Schon bei der Olympia-Generalprobe im Februar dieses Jahres war Zehetner in Südkorea. „Das Essen hat mir sehr gut geschmeckt. Alles ist recht familiär. Die Menschen sind freundlich. Was anders als bei uns ist, sind die starken Hierarchien. Wenn man jemanden übergeht, ist er beleidigt. Auch sprechen viele nicht Englisch. Aber wir haben Übersetzer. Und die Shaper kennen sich alle untereinander.“
Im Dezember reist Zehetner noch zu einem Weltcup nach China. Davor arbeitet er auf dem Kitzsteinhorn, wo gleich mehrere Snowparks zu betreuen und im Jahr rund 100.000 Kubikmeter Schnee zu bewegen sind. Auf dem Kitz ist der Stuhlfeldner aber nicht allein. Die Gletscherbahnen beschäftigen im Winter bis zu zehn Shaper. „Die Snowparks haben am Kitzsteinhorn einen hohen Stellenwert, da sich die langen Saisonen und das Gelände perfekt dafür anbieten“, sagt der Vorstand der Gletscherbahnen, Norbert Karlsböck. In Skigebieten, in denen die Saison kurz sei, würde sich der enorme Aufwand nicht lohnen. „Mit dem hochwertigen Freestyleangebot haben wir uns vor allem bei jungen, internationalen Wintersportlern stark positioniert“, sagt Karlsböck. „Wir sehen unsere Snowparks als wichtige Investition für die Zukunft und für ein junges Wintersportimage.“
„Wenn die anderen zur Party gehen, fängt für uns die Arbeit an.“