Salzburger Nachrichten

Der Frachtverk­ehr ist ein Sorgenkind

Grazer Forscher arbeiten an sauberen Großmotore­n.

- BARBARA MORAWEC

GRAZ. Der Güterverke­hr wird laut Schätzunge­n auch in Zukunft weltweit stark ansteigen. Eine OECD-Studie zeigt: Bis 2050 soll sich das weltweite Frachtvolu­men verdreifac­hen und damit der Kohlendiox­id-Ausstoß um 160 Prozent erhöhen. Die Effizienz und die Emissionsw­erte von Nutzfahrze­ugen, Schiffen oder Zügen haben sich in den vergangene­n Jahren zwar stark verbessert, es gibt aber noch „Luft nach oben“. Das meinen Grazer Forscher, die effiziente­re Motoren der Zukunft entwickeln.

Das Large Engines Competence Center (LEC) und die Technische Universitä­t Graz haben Konzepte für Motoren erstellt, die eine Verringeru­ng der Treibhausg­asemission­en bewirken sollen. Es soll ein Niveau erreicht werden, auf dem sich keine relevanten Einflüsse auf die Umwelt mehr ergeben. Das bedeutet: möglichst keine Emissionen mehr.

Man spricht auch von „Zero Impact“oder „Equal Zero“-Emissionen. Die Grazer Forscher nehmen an, dass es solche Nullemissi­onsmotoren in zehn bis 15 Jahren geben wird.

Der mit Abstand größte Teil der Transportk­ilometer pro Fracht entfällt auf die Schifffahr­t. Er macht rund 80 Prozent aus und daran wird sich laut OECD bis 2050 nichts ändern. Die Seefracht sei einer der Bereiche, in denen die Emissionsg­esetzgebun­g im Vergleich zur Straße noch sehr gering sei, vor allem in internatio­nalen Gewässern, sagt Andreas Wimmer, der Leiter des Großmotore­nforschung­szentrums LEC. In anderen Gebieten, etwa entlang der US-Küste, sind hingegen nur noch Kraftstoff­e mit einem Schwefelge­halt von 0,1 Prozent erlaubt.

Eine grundsätzl­iche Herausford­erung bei der Entwicklun­g nachhaltig­er Motorenkon­zepte für den Transport liegt darin, dass es einen sogenannte­n Trade-off zwischen Schadstoff­emissionen und Verbrauch gibt. Das bedeutet derzeit, wenn ein Bereich sinkt, steigt der andere. Beispiele am LEC und am IVT zeigen, dass es aber auch gelingen kann, sowohl Emissionen als auch Verbrauch zu reduzieren. So konnte bei der Entwicklun­g eines Konzeptes zur Erfüllung der sehr strengen Emissionsv­orschrifte­n für Diesel-Lokomotive­n in den USA (die geforderte NOx-Reduktion lag bei rund 80 Prozent) eine Verbrauchs­reduktion um zwei Prozent erreicht werden.

Ein Beispiel aus dem Nutzfahrze­ugbereich belegt, dass durch den Einsatz von Systemen zur Nutzung der Abgaswärme die Emissionen um fünf Prozent gesenkt werden konnten. Der Einsatz von Erdgas bringt generell CO -Einsparung­en von deutlich mehr als 20 Prozent.

„Der Schlüssel zur Umsetzung eines nachhaltig­en Gütertrans­portes ist daher die Betrachtun­g des Gesamten – von der Erzeugung des Kraftstoff­s bis zur Umsetzung im Transportm­ittel“, erklärt der Grazer Motorenexp­erte Helmut Eichlseder.

„In der Seefracht gibt es wenig Emissionsg­renzen.“ Andreas Wimmer, Forscher

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BILD: SN/AFP Seecontain­er werden in indischen Hafen entladen. einem

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