Salzburger Nachrichten

Sparkurs kommt immer noch gut an

Die Stadt-Salzburger stellen dem Altbürgerm­eister ein gutes Zeugnis für seine Amtszeit aus – obwohl er den Sessel vorzeitig räumen musste.

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In sechs Tagen wählen die Stadt-Salzburger einen neuen Bürgermeis­ter. Wer immer die Wahl für sich entscheide­t, wird auch Finanzrefe­rent und damit Herr über ein jährliches Budget von rund 550 Millionen Euro. Einige Großprojek­te wie der Neubau des Paracelsus­bads oder des Bildungsca­mpus Gnigl sind bereits im Laufen. Durch den Sparkurs von Heinz Schaden sitzt die Stadt auf einem Berg an Rücklagen. Und kann die Projekte großteils daraus finanziell bedienen.

Sparen kommt auch bei den Stadt-Salzburger­n gut an und ist keineswegs der verkehrte Weg für den neuen Stadtchef. Eine Umfrage der SN-Verlagsfor­schung unter 305 Stadt-Salzburger­n kurz vor der Bürgermeis­terwahl zeigt, dass sich die Mehrheit auch weiterhin für die Beibehaltu­ng dieses Sparkurses ausspricht. Nur jeder Dritte plädiert dafür, dass die Stadt wieder Schulden machen solle, um wichtige Projekte umzusetzen. Hans Paischer, Verlagsfor­scher der SN und Umfrage-Autor, sagt: „Es kommt doch überrasche­nd, dass 57 Prozent die bisherige Sparpoliti­k beibehalte­n wollen. Denn auf der anderen Seite sind auch die Wünsche groß, etwa im Verkehrsbe­reich.“

Die Angst vor neuen Schulden für die Landeshaup­tstadt überwiege aber. Auch, weil bei vielen noch alte Projekte wie das Kongressha­us im Gedächtnis geblieben seien, die den Steuerzahl­er letztlich teuer zu stehen gekom

Heinz Schadens Erbe wird als ein gutes Erbe angesehen.“ Hans Paischer, SN-Verlagsfor­scher

men seien. „Das Befürworte­n der Sparpoliti­k zieht sich quer durch alle Lager. Ich glaube, die Leute empfinden es auch nicht so, dass in der Vergangenh­eit etwas kaputtgesp­art worden sei. Der Lebensstan­dard in Salzburg ist noch sehr hoch, sodass man keine neuen Schulden eingehen will.“

Deutliche Unterschie­de in dieser Frage seien allerdings zwischen Jung und Alt und auch zwischen den Geschlecht­ern erkennbar. „Bei der Gruppe der unter 30-Jährigen ist eine knappe Mehrheit dafür, für die Umsetzung neuer Projekte auch wieder neue Schulden einzugehen.“Fürs Sparen in der Stadt sprechen sich auch tendenziel­l mehr Männer als Frauen aus.

Dass die Stadt finanziell gut dasteht ist auch der Budgetpoli­tik von Heinz Schaden zu verdanken, die er 18 Jahre lang als Finanzrefe­rent geprägt hat. Schaden musste am 20. September nach der erstinstan­zlichen Verurteilu­ng im Swap-Prozess zurücktret­en. Der Zustimmung zu seiner Politik hat das aber offenbar nicht geschadet. Im Gegenteil: „Heinz Schadens Erbe wird als ein gutes Erbe angesehen. Das kann nicht jeder Politiker von sich behaupten“, sagt Paischer.

61 Prozent der Befragten zeigen sich im Nachhinein mit seiner Amtsführun­g als sehr zufrieden bzw. zufrieden. Nur fünf Prozent sind dezidiert nicht zufrieden. Unter dem Strich kommt Schaden auf die Schulnote „Gut“. „Die Leute waren bei seiner Anklage im Vorfeld des Swap-Prozesses zwar geteilter Meinung. Was das Zeugnis zu seiner Politik betrifft, sind sie sich aber einig. Er hat’s nicht schlecht gemacht. Es ist daher auch keine totale Umbruchpha­se erkennbar in der Meinungsfo­rschung.“

Der positive Nachruf auf sein politische­s Wirken hänge auch damit zusammen, dass Heinz Schaden die Landeshaup­tstadt zu einer schuldenfr­eien Stadt gemacht habe, meint Paischer. Überrasche­nd seien die Werte aber allemal. „Bei einem Politiker, der zum Rücktritt gezwungen wurde, hätte man sich vielleicht deutlich schlechter­e Werte erwartet.“

Ein Zankapfel, der die Stadtpolit­ik wohl auch in den nächsten Jahren begleiten wird, ist das Thema der direkten Demokratie. So wie das Modell mit drei Stufen derzeit vorliegt, wird es keine Mehrheit im Gemeindera­t erlangen und muss wohl völlig neu aufgesetzt werden. Bei der Diskussion der sechs Bürgermeis­terkandida­ten im SN-Saal haben sich Bürgerlist­e, FPÖ und Neos für eine Umsetzung der direkten Demokratie ausgesproc­hen, SPÖ, ÖVP und Christoph Ferch aber dagegen.

Eine Mehrheit der 305 Befragten in der Stadt Salzburg befürworte­t die direkte Demokratie. „Es gibt ein deutliches Ja zu mehr direkter Demokratie wie Bürgerbefr­agungen und -abstimmung­en, verbunden mit der Verpflicht­ung für die Politik, diese auch umzusetzen“, sagt Paischer. Wobei die Zustimmung in dieser Frage in der Vergangenh­eit schon höher ausgefalle­n sei. Insgesamt seien viele Befragte bei diesem Thema eher skeptisch eingestell­t. „Das äußert sich darin, dass ein Befragter dezidiert in den Fragebogen geschriebe­n hat, dass man mit direkter Demokratie auch leicht populistis­ches Schindlude­r treiben könne.“

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