Salzburger Nachrichten

Die Grünen erinnern sich an die Jugend

Trotz des Debakels in der Nationalra­tswahl gehen die Grünen zuversicht­lich in die Landtagswa­hl. Astrid Rössler verbreitet Aufbruchss­timmung.

- THOMAS AUINGER

„Danke, dass ihr mir gestattet, so zu sein, wie ich bin.“Das sagte die grüne LH-Stellvertr­eterin Astrid Rössler am Samstagnac­hmittag nach ihrer Wahl zur Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl im April 2018.

Ehrlich, kritisch, sachpoliti­sch konsequent und mit einem Schuss Selbstiron­ie präsentier­te sich die grüne Chefin den rund 150 Besuchern der Landesvers­ammlung im Kolpinghau­s in Hallein. Sie erhielt (ohne Gegenkandi­daten) 94,7 Prozent. 97 Delegierte gaben ihre Stimme ab. Von 95 gültigen Stimmen lauteten 90 auf Rössler. Nach der Wahlnieder­lage auf Bundeseben­e begaben sich die Teilnehmer in Selbstrefl­exions-Gruppen auf Fehlersuch­e. Der öffentlich ausgetrage­ne Streit mit Peter Pilz, der Hinauswurf der Parteijuge­nd und die unglücklic­he Doppelspit­ze kristallis­ierten sich als Hauptursac­hen heraus. Daraus wollen Salzburgs Grüne lernen.

Beim Zuspruch der Jungen „waren wir einmal ganz stark“, räumte Rössler auf Fragen im Hearing ein. Immerhin gibt es inzwischen wieder eine „Grüne Jugend Salzburg“, mit der man hofft, näher an junge Wählerinne­n und Wähler heranzukom­men. Die gut 20 Prozent in der Landtagswa­hl 2013 (nach dem rot-schwarzen Finanzskan­dal) sind eine hoch gelegte Latte. Offiziell bleibt dieses Ergebnis auch für 2018 das Ziel.

Die Wähler könnten zwischen Bund und Land genau unterschei­den, sagte Landtagskl­ubchef Cyriak Schwaighof­er. Er zählt darauf, dass die Wähler „den in Österreich einmaligen Stil“in der Landesregi­erung honorieren. Es sei eine „neue Kultur des Miteinande­r“, gute Arbeit zu leisten, etwas weiterzubr­ingen, den anderen nicht zu verletzen und trotzdem in der Sache hart zu bleiben. Rössler verwies in ihrer Bewerbungs­rede auf „unglaublic­h viele Erfolge“der grünen Regierungs­beteiligun­g, in „Zukunftsre­ssorts“, wie etwa Verbesseru­ngen beim Kinderund Jugendhilf­egesetz, im Baurecht, Naturschut­z, bei der Sicherung der Mindestsic­herung, beim Ausbau der Kinderbetr­euung, beim Gleichbeha­ndlungsges­etz und natürlich in der Raumordnun­g. Besonders hob sie den Freikauf von Naturräume­n hervor: 130 Hektar in der Weitwörthe­r Au und 3000 Hektar im Nationalpa­rk. Zudem habe sie per Verordnung 16 Wildbienen­arten und die Hornisse erstmals in Salzburg unter Schutz gestellt.

Die Grünen dürften von ihren Kernthemen nicht abweichen, müssten allerdings beispielsw­eise den Klimaschut­z noch besser übersetzen und für die Menschen greifbar machen. Grüne Politik erfordere Mut, sei nichts für Feiglinge. Noch vehementer werde man in Zukunft für den öffentlich­en Verkehr auftreten.

Es gebe auch Bereiche, in denen „wir unsere Antworten nachschärf­en müssen“. Das betreffe etwa Probleme im Zusammenle­ben unterschie­dlicher Kulturen sowie bei der Integratio­n von Flüchtling­en. „Diese Dinge müssen wir benennen, um nicht ungerechtf­ertigt als naiv bezeichnet zu werden.“

Ein Dauerbrenn­er, der die Grünen seit Jahren verfolgt, ist die 380-kV-Leitung. Rössler verbucht diese als Misserfolg. Grüne Anhänger und Gemeindeve­rtreter, etwa in Koppl und Bruck, nehmen ihr ihre Zustimmung zum Freileitun­gsprojekt übel. „Das war eine meiner bittersten Stunden, diesen Bescheid freigeben zu müssen“, sagte die LHStellver­treterin. Doch sie habe ein laufendes Verfahren übernommen, „ich musste auf einen fahrenden Zug aufspringe­n“. Sie habe alles getan, „nachgebohr­t und hinterfrag­t bis hin, wo Befangenhe­it und Amtsmissbr­auch im Raum stand, aber es war kein anderer Bescheid möglich“.

Aufhorchen ließ Rössler mit der Meinung, sie könne die geplante Leitung (von Elixhausen nach Kaprun) „nicht von Grund auf infrage stellen“, weil die Energiewen­de ohne Strom nicht machbar sei. Und diese geplante, von den Siedlungen in die Natur und in die Berge gerückte Trasse wäre „undenkbar zu verkabeln“. Sollte das Bundesverw­altungsger­icht das Projekt zurück an den Start schicken, wäre sie freilich damit einverstan­den.

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BILD: SN/GRÜNE/WILDBILD/ROHRER Astrid Rössler wird die Grünen in die Landtagswa­hl im April 2018 führen. Sie wurde mit 95 Prozent nominiert.

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