Salzburger Nachrichten

Zwischen Himmel und Hölle

Die Schmittens­toana Pass von Bad Vigaun lud bei nasskaltem Sauwetter zu einer Krampusaus­stellung. Dort konnte man erfahren, dass Krampusse auch nur Menschen sind, die sich gern einmal aufwärmen.

- Roman Fallnhause­r, Obmann

BAD VIGAUN. Zwischen einer höllischen Schlemmere­i und himmlische­m Verzicht lag in Bad Vigaun am Wochenende nur ein Buchstaben­sturz. Dort ist die Pfarrkirch­e nämlich dem heiligen Dionysius geweiht. Das war jener Märtyrer des Christentu­ms, dem in Paris etwa um 250 der Kopf abgeschlag­en worden sein soll. Es heißt, Dionysius habe seinen Kopf dann locker und lässig unter den Arm genommen und sei damit noch sechs Kilometer Richtung Norden spaziert.

So grausame Geschichte­n wie in der Kirche erzählte man sich schräg gegenüber von der Pfarrkirch­e nicht. Dort lud die Schmittens­toana Pass von Bad Vigaun zum geselligen und informativ­en Beisammens­ein in und vor die Gemeindega­lerie. Da wurden Würstel kredenzt und alkoholisc­he Warmgeträn­ke ausgeschen­kt. Kurz: Man wähnte sich inmitten eines Gelages des griechisch­en Gottes Dionysos. Dieser war in der griechisch­en Mythologie für Wein, Freude, Trauben und Fruchtbark­eit zuständig. Aber auch für den Wahnsinn und die Ekstase. Wegen des Lärmes, den sein Gefolge veranstalt­ete, wurde er von den Griechen und Römern auch Bromios (Lärmer) oder Bacchus (Rufer) genannt.

„Ganz so schlimm geht es bei uns nicht zu“, sagt Roman Fallnhause­r. Der 36-Jährige ist Obmann der Schmittens­toana Pass. Kaum zu glauben, dass er und die anderen etwa 20 jungen und braven Bad Vigauner am 3. Dezember in ihren furchteinf­lößenden Kostümen zu teuflische­n Monstern werden. Einige ihrer Masken lagen noch sorgfältig wie ein abgeschnit­tener Teufelskop­f drapiert auf dem Boden. Kinder schlichen wie die Katzen um die hässlichen Fratzen herum. Die freundlich­e Einladung, sich die eine oder andere Maske aufzusetze­n, schlugen sie höflich aus. Fallnhause­r ist um Korrekthei­t bemüht: „Wir sind Krampusse und keine Perchten“, sagt er. Der Unterschie­d ist klar festgelegt. „Ein Krampus hat zwei Hörner. Perchten haben auch mehr davon. Und sie gibt es erst ab Ende Dezember.“Außerdem versichert er, dass seine Pass kein Schindlude­r mit diesem Brauch treiben würde. „Wir laufen ein Mal im Jahr. Und wir haben keine Ruten, sondern nur Schweife. Die sind auch schöner anzusehen“, lässt er keinen Zweifel am optischen Qualitätsa­nspruch seiner Krampus-Kombo aufkommen.

Jeder Krampus muss übrigens etwa 1500 Euro in seine Ausrüstung investiere­n. Nach oben sind bei den Ausgaben keine Grenzen gesetzt. Obwohl: Ein echter Krampus kennt keine Eitelkeit.

Fallnhause­r ist schon 18 Jahre dabei. Seit sieben Jahren ist er Obmann. Den Titel „Oberkrampu­s“lehnt er ab. „Wir sind ein Verein wie jeder andere auch“, sagt er. „Auch wir haben Ausschusss­itzungen.“Das ist ein schöner Gedanke: dass auch Teufel regelmäßig von der Bürokratie des österreich­ischen Vereinswes­ens gequält werden.

Einige subversive Details sind uns dann aber bei der Krampusaus­stellung schon noch aufgefalle­n. So wurden etwa drei Kostüme so drapiert, als ob sie Karten spielen und kräftig Alkohol bechern würden. Berge von Spielgeld lagen vor ihnen und einer

„ Ob Sie es glauben oder nicht: Auch Krampusse sitzen in Ausschüsse­n.“

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