Batteriebauer Kreisel plant für Kraftwerke
Der Mühlviertler Batteriehersteller Kreisel kommt aus dem Autobereich. Eine neue Kooperation bringt die Firma nun zu Strom aus Wasserkraft.
SALZBURG. Bekannt geworden ist das Unternehmen aus Freistadt in den vergangenen Jahren durch seine Batterietechnologie. Die Lithium-Ionen-Akkus, die Kreisel entwickelt hat, gelten durch eine zirkulierende Kühlflüssigkeit als die leistungsfähigsten der Welt.
Das Unternehmen ist schon seit 35 Jahren im Bereich Elektronik tätig und wird heute von den Brüdern Philipp, Johann und Markus Kreisel geleitet. Heuer sind amerikanische Investoren mit 15 Prozent eingestiegen, an deren Spitze der Neffe von Arnold Schwarzenegger, Patrick Knapp-Schwarzenegger, steht. Der Anwalt aus Kalifornien brachte zur Eröffnung der neuen Kreisel-Zentrale in Rainbach im September auch seinen berühmten Onkel mit. Auch die VWKonzerntochter Porsche Holding aus Salzburg, Europas zweitgrößter Autohändler, kooperiert mit dem Mühlviertler Batterieentwickler. Kreisel mit zuletzt rund zehn Millionen Euro Jahresumsatz wächst extrem stark. Derzeit sind insgesamt rund 130 Mitarbeiter beschäftigt, Ende 2018 sollen es schon 300 sein.
Vergangene Woche präsentierte die Firma Kreisel eines ihrer jüngsten Produkte bei der Messe für Kleinwasserkraftanlagen in Salzburg. Es ist eine übergroße Batterie in Schrankform, die mit 104 Kilowattstunden (kWh) etwa die doppelte Kapazität einer Schnellladestation für Elektroautos hat.
Das Energy Rack (engl. für Gestell oder Regal) wurde gemeinsam mit der Firma Global Hydro vorgestellt, einem Hersteller von Kleinwasserkraftanlagen, der ebenfalls im Mühlviertel, in Niederranna, beheimatet ist. Beide Firmen sind überzeugt davon, dass die Kombination aus der Erzeugung und der Speiche- rung von sauberem Strom aus Wasserkraft in kleinem Maßstab große Chancen auf dem Markt hat. Und zwar sowohl in Europa als auch in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo es keine oder nur eine unzureichende Stromversorgung gibt. Dort könnten vor allem Diesel-Generatoren mit so einer Kombinationslösung ersetzt werden.
So ein System funktioniere wie ein kleines Pumpspeicherkraftwerk, nur dass kein Strom zum Hochpumpen des Wassers mehr verwendet werden müsse. Die erzeugte Energie werde gespeichert und bei Bedarf genutzt, betonte Heinz Peter Knaß, Geschäftsführer von Global Hydro. Das Unternehmen erwartet im laufenden Geschäftsjahr 43 Mill. Euro Umsatz, um 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
An Einsätze bei Kraftwerksanlagen habe man bei Kreisel ursprünglich gar nicht gedacht, sagte KreiselManager Jürgen Sonnleitner. Das Energy Rack solle bis Mitte 2018 zertifiziert sein. Bis zu rund 500 Stück im Jahr könne Kreisel selbst fertigen. Für größere Stückzahlen brauche man aber Industriepartner. Kreisels Kernkompetenz liege in der Entwicklung von Prototypen zur Serienreife. Kreisel und Global Hydro kamen im Sommer in Kontakt, erzählte Global-Hydro-Gesellschafter Marius Hager – und zwar bei einer Reise von Politikern, Beamten und Unternehmern aus Oberösterreich nach Norwegen, dem Vorreiter in Sachen E-Mobilität.