Von Möbelpackern bis Schlüsseldienst: Wie man seriöse Firmen erkennt
WIEN, SALZBURG. Ihre Möbel standen bereits im Transportauto, als eine Salzburgerin den Arbeitern von meinumzugsprofi.at plötzlich Bargeld geben sollte. Vereinbart war jedoch eine Überweisung für den Transport. Die Frau zahlte nicht – und die Männer behielten ihr Eigentum im Lkw.
Fälle wie diese kennen Konsumentenschützer gut. „Die Beschwerden über meinumzugsprofi.at und moebelpackerwien.at sind zahlreich“, sagt Maria Ecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Die Masche: Im Internet bieten diese Firmen ihre Dienste günstig an. „Zu günstig“, betont Ecker. Sind die Möbelpacker dann bei der Arbeit, verlangen sie Aufschläge. Eine Zulage für Schwerlast, An- und Abfahrtskosten, zusätzliches Geld, falls es keinen Lift im Haus gibt und sie Möbel über mehrere Stockwerke tragen müssen. Auch von Versicherungen kann spontan die Rede sein. Jedenfalls soll sofort bezahlt werden. Und in bar. Ecker: „Die Leute rechnen mit etwa 200 Euro für ihren Umzug und sind dann mit einer Forderung von rund 600 Euro konfrontiert.“
Gegen solche Vorwürfe wehrt sich Nihat Sahin von meinumzugsprofi.at. Er sagt, dass Kunden sich auf der Website offensichtlich nicht informierten, Zuschläge für Lasten über 80 Kilogramm das Stück, für Parken oder Montage seien dort ausgewiesen. Sahin: „Ich mache Werbung damit, dass ich 25 Euro für zwei Mann und einen Lkw die Stunde verlange. Aber die Kunden wollen für 50 Euro eine ganze Wohnung transportiert haben. So verdienen wir nichts.“Mit den Aufschlägen sehe das anders aus. Sahin kritisiert Kunden, die schwere Lasten nicht erkennen und im Vorhin erwähnen. „Die lügen“, sagt er. Mehmet Ercifci von moebelpackerwien.at war am Donnerstag für die SN nicht erreichbar.
Nihat Sahins Argumente kann Johannes Adensamer von der Wirtschaftskammer Wien, Sparte Transport und Verkehr, nicht nachvollziehen. „Seine Firma macht verbindliche Kostenvoranschläge, sogar schriftlich. Die müssen gegenüber dem Konsumenten halten. Wenn sie unverbindlich sind, dürfen die Endkosten maximal 15 Prozent mehr ausmachen. Das verwechselt Herr Sahin aber offenbar mit einem Plus von 150 Prozent.“Er habe mehrere Klagen von Kunden bekommen, die reichen von Rechnungen zwischen 600 und 1500 Euro bis hin zu sehr rauen Umgangstönen, wenn es um das Bezahlen geht.
„Die Leute rechnen mit 200 Euro für ihren Umzug und sollen 600 zahlen.“
Zu billig ist verdächtig: Arbeiter und Transportmittel für 25 Euro die Stunde – das sollte stutzig machen. Die Firmen wollen ja auch verdienen, bei so geringen Summen ist das kaum möglich. Blick auf die Website: Wenn eine Homepage kein Impressum aufweist, in dem Namen und Firmendaten festgehalten sind, heißt es generell: Vorsicht! Das Impressum befindet sich meist am Ende der Internetsite. Vergleiche vermitteln Gespür: Nicht den erstbesten Anbieter aus der Google-Liste auswählen, sondern ein bisschen nachforschen und vergleichen. Haben vielleicht Freunde und Bekannte bereits gute Erfahrungen mit Firmen gemacht? Kostenvoranschlag verlangen: Wenn möglich vorab und schriftlich einen konkreten Kostenvoranschlag einholen. Das ist nicht immer möglich (vor allem wenn man nachts vor verschlossenen Türen steht), kann aber helfen, damit die Kosten nicht ausufern. Gütesiegel suchen: Mehr Sicherheit bei Umzügen bietet das neue Gütesiegel für Kleintransporteure. Die Wirtschaftskammer Wien etwa stellt es für seriöse Lieferfirmen aus. Ziel ist, den Weizen von der Spreu zu trennen – also seriöse Anbieter für Kunden sichtbar zu machen. Nicht erpressen lassen: Wenn Druck auf Kunden ausgeübt wird, sollten die sich das keinesfalls bieten lassen und sich unverzüglich an die Polizei wenden.