Salzburger Nachrichten

Rauchverbo­t in Österreich wird gelockert

Kein generelles Verbot in Gastronomi­e. Dafür strengere Regeln für Jugendlich­e.

- Alf

ÖVP und FPÖ einigen sich auf neue Bestimmung­en beim Rauchverbo­t. Für Jugendlich­e werden die Regeln deutlich strenger, ein generelles Rauchverbo­t für die Gastronomi­e kommt hingegen nicht. So haben die Koalitions­verhandler vereinbart, dass Jugendlich­e erst ab 18 Jahren in Gaststätte­n rauchen dürfen. Dazu kommt, dass der Verkauf von Tabakwaren an unter 18-Jährige verboten wird. Darauf haben sich bereits die Länder geeinigt. Und: Wenn Kinder oder Jugendlich­e im Auto mitfahren, darf in dem Fahrzeug ebenfalls keine Zigarette mehr angezündet werden.

In Lokalen wird es hingegen kein generelles Rauchverbo­t geben. Dieses sollte eigentlich ab März 2018 gelten. Nun wird es weiter zahlreiche Ausnahmen geben, wie sie etwa in Berlin derzeit existieren.

Eine Entscheidu­ng, die erhebliche Kritik nach sich zog. Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) sprach, so wie zahlreiche Ärzte auch, von einem Rückschrit­t beim Nichtrauch­erschutz.

Die Koalitions­verhandlun­gen von ÖVP und FPÖ dürften rund um das kommende Wochenende ins Finale gehen. Zu etlichen wichtigen Themen hörte man noch recht wenig aus den Verhandlun­gen. Etwa zur Frage, wie die geplante Senkung der Abgabenquo­te auf 40 Prozent finanziert werden soll. Oder zur langfristi­gen Absicherun­g des Pensionssy­stems.

ÖVP und FPÖ kippen das totale Rauchverbo­t in der Gastronomi­e, das mit Mai 2018 in Kraft getreten wäre. Stattdesse­n soll es eine Regelung geben, die jener der deutschen Hauptstadt Berlin gleicht. In diesem „Berliner Modell“existieren zahlreiche Ausnahmen vom Rauchverbo­t.

Bereits in den vergangene­n Tagen war über den Plan der Koalitions­verhandler, das Rauchverbo­t zu kippen, heftig diskutiert worden. Die FPÖ, der dieses Thema besonders am Herzen lag, wurde von vielen Gastronome­n unterstütz­t, die sich durch ein Rauchverbo­t in ihrer Existenz gefährdet fühlen. Auf der anderen Seite machten Gesundheit­spolitiker und Ärzte mobil. Diese weisen darauf hin, dass Rauchen eine massive Gefährdung für die Gesundheit darstellt. Österreich liege bereits jetzt beim Nichtrauch­erschutz im internatio­nalen Bereich im Schlussfel­d, erklärten etwa Vaughan Rees, Leiter des Zentrums für globale Tabakkontr­olle (Harvard Chan School of Public Health), und Linda Bauld, Präsidenti­n der europäisch­en Forschungs­gesellscha­ft zu Nikotin und Tabak vom britischen Zentrum für Studien über Tabak und Alkohol.

Die zentralen Punkte der neuen Raucherreg­elung: Die derzeit gültige Bestimmung, wonach in abgetrennt­en Raucherzim­mern geraucht werden darf, bleibt bis auf Weiteres bestehen. Ergänzend wird das generelle Rauchverbo­t in Österreich von 16 auf 18 Jahre angehoben. Gemeinsam mit den Bundesländ­ern – die gemäß einer Einigung der Landesjuge­ndreferent­en im Frühling ohnehin schon an entspreche­nden Regelungen zur Anhebung des Alterslimi­ts für den Zigaretten­kauf arbeiten. In Lokalen dürfen unter 18-Jährige nach den ÖVPFPÖ-Plänen künftig nicht mehr im Raucherber­eich sitzen. Außerdem wird es ein Rauchverbo­t in Autos geben, wenn Kinder und Jugendlich­e unter 18 im Wagen mitfahren. Zwecks Nichtrauch­erschutz in der Gastronomi­e soll es zudem eine stärkere verpflicht­ende Kennzeichn­ung der Raucherber­eiche geben.

In Österreich ist seit 2009 ein „grundsätzl­iches“Rauchverbo­t in Lokalen in Kraft. Nach einer Übergangsf­rist für Umbauarbei­ten und einer Neuregelun­g dürfen seit Juni 2010 Gastronome­n Rauchen nur mehr dann erlauben, wenn sie über abgetrennt­e Raucherzim­mer verfügen oder die gesamte Fläche nicht größer als 50 Quadratmet­er ist.

Die Reaktionen auf die gestern getroffene Entscheidu­ng von ÖVP und FPÖ: Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) sprach von einem gesundheit­spolitisch­en Rückschrit­t. Damit zeige Schwarz-Blau, dass ihnen die Gesundheit der Menschen nichts wert sei.

Auch von Medizinern gab es heftige Kritik. Florian Stigler vom Institut für Allgemeinm­edizin und evidenzbas­ierte Versorgung­sforschung der Med-Uni Graz zeigte sich schockiert: „Für mich ist das ein absoluter Umfaller. Die Zurücknahm­e eines guten Rauchgeset­zes ist ein Rückschrit­t.“

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