Diese Koalition ist vorläufig ein Ponyhof
Was Kurz und Strache mit dem Wettlauf zum Südpol und Hermann Maier zu tun haben.
Erinnern Sie sich noch an den Wettlauf zum Südpol? Nein, nicht an den von Scott und Amundsen. Den mit Hermann Maier.
Im Jahr 2010 schickten ORF und ZDF je eine österreichische und eine deutsche Prominenten-Mannschaft auf einen mehr als 2000 Kilometer langen Marsch zum Südpol. Das österreichische Team unter Hermann Maier konnte sich entscheidend absetzen, als es nach einer kurzen, eisigen Rast um Stunden früher aufbrach als die Deutschen.
Zum Abschied hinterließen die Österreicher ihren Konkurrenten einen Zettel. Diese Botschaft sollte der Psyche der Deutschen, die den Wettlauf zum Pol dann auch klar verloren, den entscheidenden Knacks versetzen. Denn auf dem Papierl stand sarkastisch-schlicht: „Das Leben ist kein Ponyhof.“
Seither weiß man, was kein Ponyhof ist. Nämlich eines windigen Morgens bei minus 40 Grad in der Antarktis zu stehen und zu wissen, dass die Konkurrenz längst davongestapft und auf Nimmerwiedereinholen verschwunden ist. Nein, das ist kein Ponyhof.
Die umgekehrte Frage wurde allerdings nicht beantwortet. Was ist ein Ponyhof? Wie müsste eine Situation beschaffen sein, in der man selig und voller Inbrunst „Ja, das Leben ist ein Ponyhof!“ausrufen würde?
Lange, allzu lange wurden wir hinsichtlich dieser Frage im Dunkeln gelassen. Aber jetzt weiß man es endlich. Koalitionsverhandlungen zwischen Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache – das ist ein Ponyhof!
Wenn die beiden einträchtig nebeneinanderstehen und sich brüderlich die Verkündigung ihrer Überschriften-Sammlung aufteilen, drängt sich unweigerlich das Bild einer zart gewellten Landschaft im Sonnenglast auf. Darin steht ein niedliches Backsteinhaus mit satten grünen Wiesen rundherum, und auf den Wiesen grasen putzige Pferdchen mit rosa Schlei- fen in der Mähne. Kurzum: ein Ponyhof. Ganz im Unterschied zu den letzten rot-schwarzen Koalitionsverhandlungen. Die glichen ja eher einer Stierkampfarena.
Aber sind Ponys immer so lieb? Eine Anekdote aus der Praxis des Arztes und Schriftstellers Arthur Schnitzler sagt das Gegenteil: Das spärlich bekleidete Söhnchen eines Wiener Industriellen war beim Spielen im Garten eingenickt und wurde im Schlaf vom hauseigenen Pony in einen unaussprechlichen Teil des männlichen Körpers gebissen. Als man den verletzten Knaben zu Schnitzler brachte, ordnete dieser an: „Den Buben sofort ins Spital. Und das Pony zum Dr. Freud.“
Ponys können also offenbar auch ganz schön gemein und bissig sein. Auch diese Facette des Ponyhofs wird wohl noch zu erleben sein. Aber erst nach Weihnachten.