Salzburger Nachrichten

„Es muss einen fairen Prozess geben“

Wie Grassers ehemals schärfste Kritikerin die Aufregung um die Buwog-Causa beurteilt.

- MARIAN SMETANA Gabriela Moser war bis heuer grüne Abgeordnet­e und leitete den U-Ausschuss gegen Grasser.

Gabriela Moser hat als grüne Abgeordnet­e 2009 Karl-Heinz Grasser wegen Korruption­sverdachts angezeigt. Den Prozess beobachtet die Pädagogin aus der Ferne. SN: Was sind die Knackpunkt­e bei dem Prozess? Gabriela Moser: Erstens, ob es unerwartet­e Aussagen bzw. Geständnis­se gibt. Zweitens, wie der Staatsanwa­lt beweisen will, dass Grasser Zugriff auf ein Konto hatte, über das die Gelder hin und her geschoben wurden. Drittens, ob die Staatsanwa­ltschaft klären kann, dass Grasser bei Besprechun­gen dabei war, die zum Ziel hatten, die Provisions­zahlungen zu verschleie­rn. SN: Grasser sieht sich als Opfer einer medialen Vorverurte­ilung. Verstehen Sie das? Subjektiv hat er sicher recht damit. Allerdings hängt die aktuelle Berichters­tattung auch damit zusammen, dass Grasser als Minister sein Privatlebe­n offen in den Medien zur Schau gestellt hat, um sein Image aufzubauen. Es gilt der Spruch: Wer mit dem Boulevard nach oben fährt, fährt auch wieder mit ihm hinunter. SN: Der Prozess findet wie geplant statt. Das alles wurde vom Obersten Gerichtsho­f in einem Schnelldur­chlauf entschiede­n, die Anwälte werden weiter Sturm gegen die Richterin laufen. Hat die Justiz mit dieser Entscheidu­ng den Grasser-Prozess angreifbar gemacht? Es ist mir wirklich unerklärli­ch, warum man dieses Problem nicht früher klären konnte. Aber ein Spruch des Obersten Gerichtsho­fs ist zu akzeptiere­n. SN: Der Mann der Richterin verschickt­e garstige Tweets gegen Grasser. Ist ein fairer Prozess noch möglich? Die Postings des Gatten sind entbehrlic­h. Wie sehr das Auswirkung­en auf die Richterin haben könnte, wird in einem Rechtsstaa­t von einem Gericht geklärt. Es muss unbedingt einen fairen Prozess geben. Die Richterin ist jedenfalls eine Spezialist­in und ich glaube, sie weiß auch, dass der Prozess genau beobachtet wird. SN: Warum wird die Causa so emotional diskutiert? Weil die Verdachtsl­age, dass ein amtierende­r Minister seine Freunde bei Geschäften mit öffentlich­em Vermögen bevorzugt haben könnte, einmalig ist. Dass der Grasser-Prozess auch von Kritikern und Verfechter­n der damaligen SchüsselRe­gierung instrument­alisiert wird, ist eine andere Sache. Der Rechnungsh­of hat allerdings ideologief­rei festgestel­lt, dass die Bundeswohn­ungen unter Wert verkauft wurden. Und es hat ja Geständnis­se in Grassers Umfeld gegeben, dass es Zahlungen an Freunde gegeben hat. Ich beschränke mich da auf die Fakten. SN: Was haben Sie für ein Verhältnis zu Grasser? Keines. Er hat gegen mich prozessier­t, aber das ist erledigt. Außer er fängt aufgrund dieses Interviews wieder damit an. Zur Person:

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